GP ohne Fernando Alonso: Lunge, Rippe, Poland-Syndrom
Wann kann Fernando Alonso wieder fahren?
Zum zweiten Mal innerhalb knapp eines Jahres muss Fernando Alonso bei einem Rennen zuschauen. 2015 war es eine Gehirnerschütterung, die den Spanier am WM-Auftakt in Australien hinderte (Kevin Magnussen sprang ein), 2016 sind es Nachwirkungen des Melbourne-Überschlags, dieses Mal kommt Reservist Stoffel Vandoorne zum Einsatz.
Fernando Alonso hat in Arabien sehr offen über seine Verletzungen gesprochen: «Am Montag tat mir dann der ganze Körper weh, aber auch diese Schmerzen waren auszuhalten. Ich bin dann zurück nach Spanien geflogen. Die Schmerzen nahmen zu, also ging ich zum Arzt und liess mich von oben bis unten checken.»
«Wir haben dann gemerkt, dass ich leicht an der Lunge verletzt worden bin und mir auf der linken angebrochene Rippen zugezogen habe. Ich erhielt die Anweisung, mich zuhause zu erholen, das habe ich getan. Am Montag gab es eine weitere Untersuchung, dann eine erneute hier an der Rennstrecke. Wir sind im Rennwagen extremen Fliehkräften ausgesetzt, und die Gefahr besteht, dass eine Rippe ganz aus dem Leim gehen und dann die Lunge gravierend verletzen könnte. Dem wollen wir vorbeugen. Die Ärzte sagen aber, dass ich mich komplett erholen werde.»
Genau geht es darum, dass eine angebrochene Rippe komplett durchbrechen und dann die Lunge so verletzt, dass innere Blutungen und Lungenkollaps die Folge sein können.
Alonso selber hat von «Pneumo-Thorax» gesprochen – gemäss Wikipedia ein potenziell lebensbedrohliches Krankheitsbild, bei dem die Ausdehnung eines Lungenflügels oder beider Lungenflügel behindert, so dass diese für die Atmung nicht oder nur noch eingeschränkt zur Verfügung stehen. Die Ausprägung reicht von minimalen Luftmengen, die vom Patienten kaum bemerkt werden, über einen Lungenkollaps bis hin zum Spannungspneumothorax, bei dem die Funktion beider Lungenflügel und auch die Herz-Kreislauf-Funktion drastisch eingeschränkt sein können.
Gemäss Alonso hat er sich die Verletzungen aufgrund der extremen Belastung im Crash zugezogen, die Rippenblessuren haben nichts mit dem angebrochenen Sitz im McLaren zu tun.
Aber der frühere Formel-1-Arzt Prof. Gary Hartstein gibt zu bedenken: «Normalerweise braucht man keine CT-Scans, um eine Rippenfraktur zu diagnostizieren.»
Das drängt die Frage auf: Ist das noch mehr?
Auf verschiedenen medizinischen Fachseiten behaupten, Fernando Alonso leide am so genannten Poland-Syndrom (benannt nach dem englischen Chirurgen Alfred Poland), einem Geburtsfehler im Brustbereich. Die Auswirkungen: Missbildung des Brustmuskels. Es gibt im Internet ältere Fotos von Alonso in den Ferien, die am entblösstn Oberkörper zeigen, dass auf der linken Seite offenbar ein medizinischer Eingriff vorgenommen wurde.
Der naheliegende Schluss: Waren vielleicht die Rippen auf der linken Seite beim Überschlag – durch die Fehlbildung des Muskels – weniger gut geschützt wie rechts? Hat das die Verletzung begünstigt?
Mein Kollege Will Buxton von «NBC Sports» sprach Alonso im Fahrerlager von Bahrain explizit darauf an: «Ich weiss, dass du auf der linken Brustkorbseite ein medizinisches Problem hast – spielte das bei der Rippenverletzung eine Rolle?»
Der Spanier gab daraufhin zur Antwort: «Nein, der Grund war lediglich, dass ich links einschlug und mich dann so zu überschlagen begann.»