Lewis Hamilton (Mercedes) ganz hinten: «Wie früher»
Lewis Hamilton: Vom Regen in die Traufe
«Still I rise» hat Formel-1-Champion Lewis Hamilton gross auf seinen Körper tätowiert, und dieses Lebensmotto, sich an seinen Aufgaben immer zu steigern, sich in seinem Dasein stetig zu verbessern, steht auch auf seinem Helm. Am Sonntag in China wird der Engländer eine weitere Gelegenheit haben, seinem Motto gerecht zu werden, denn der Engländer muss nach Problemen mit seinem Mercedes-Motor (Defekt an jenem Generator, der am Turbolader Energie abzapft) eine neue Antriebseinheit in sein Auto eingebaut erhalten und gemäss Reglement bedeutet das – Start von ganz hinten.
Viele Piloten wären am Boden zerstört. Denn Lewis’ Mercedes-Rivale Nico Rosberg hat nun beste Aussichten, seinen Vorsprung von gegenwärtig 17 Punkten tüchtig auszubauen.
Wie Hamilton mit dem zweiten Tiefschlag des Wochenendes (nach Getriebewechsel am Donnerstag) umgeht, das ringt vielen im Fahrerlager Respekt ab.
In der Niederlage zeigt Lewis Hamilton Grösse: «Ich habe immer gesagt – ein gutes Ergebnis, das man sich hart erkämpfen muss, das bringt mir mehr als ein überlegener Sieg von der Pole aus.»
«Ich muss jetzt von ganz hinten losfahren, das erinnert mich an meine Anfangszeit im Motorsport. Da musste ich oft von ganz hinten losfahren und mich vorkämpfen. Das hat mir immer grossen Spass gemacht. Um genau zu sein, hat es nie ein Rennen gegeben, wo ich von hinten losbrausen musste, das keinen Spass machte.»
Einige Leser wollten wissen: Was wird eigentlich aus der Strafe für den Getriebeschaden (fünf Ränge zurück), wenn jetzt noch ein Motorwechseln dazu kommt?
Antwort: gar nichts. Denn Ende 2015 ist die Regel fallengelassen worden, wonach solche Strafversetzungen aufgerechnet und zum nächsten Rennen übernommen werden. Anders gesagt: Nach weiter hinten als ans Ende des Feldes kann Hamilton nicht verbannt werden, die Strafen gelten also beide als abgesessen.
Im Ungarn-GP 2014 musste Hamilton ebenfalls wegen eines Motordefekts von ganz hinten starten und wurde noch Dritter. Damals wurde das Rennen auf nasser Bahn gestartet, was die Reihenfolge ein wenig durcheinander würfelte. Hamilton wurde noch hervorragender Dritter.
Shanghai 2016 ist eine andere Hausnummer, selbst wenn in China besser überholt werden kann als in Ungarn.
Lewis sagt: «Ich habe keinen Zweifel daran, dass ich Plätze gutmachen kann. Aber keiner weiss, wo das hinführt. Die Strecken sind komplett verschieden, was Umgebungstemperaturen und Reifenverschleiss angeht. Wenn ich früher von ganz hinten aufs Podest fahren konnte, dann bedeutet das nicht, dass mir das am Sonntag auch gelingen kann. Denn dazu müsste ich aus dem Quartett aus Nico, den beiden Ferrari und dem Red Bull von Daniel Ricciardo zwei Gegner hinter mir lassen.»