Jolyon Palmer: Bei Renault im Druck, Ocon als Plan B
Die Ausgangslage im neuen Formel-1-Werksrennstall von Renault ist klar: Die Saison 2016 ist zwar Teil einer Aufbauphase, aber das Ablaufdatum der Fahrer ist gegeben – Kevin Magnussen und Jolyon Palmer erhielten beide nur einen Einjahresvertrag. Der Däne macht bislang den hungrigeren Eindruck, und der jüngste Grand Prix von Palmer in China war schlicht peinlich – der Brite fuhr allen Gegnern hinterher.
Natürlich hat Palmer als GP2-Champion 2014 nicht vergessen, wie man ein Rennauto fährt. Aber selbst bei allen Erklärungen (Abstimmung schlecht, Reifen überfordert) macht sich innerhalb von Renault Murren breit. Einige sprechen sogar schon vom Rennen der letzten Chance für den Briten. Dann, so die Unterstellung, solle der junge Esteban Ocon mal eine Chance erhalten.
Ocon ist als Franzose für Renault wichtig. Zudem hat auch Mercedes-Benz (mit dem Ocon einen langjährigen Vertrag besitzt) ein Interesse daran, dass die Ausbildung des GP3-Meisters von 2015 vorangeht. Ocon hat zudem in Renault-Teamchef Frédéric Vasseur einen grossen Fürsprecher: In dessen ART-Team ist Ocon im vergangenen Jahr zum Titel gefahren.
Dennoch gilt es, für Palmer eine Lanze zu brechen: In Australien schrammte er als Elfter nur knapp an einem WM-Punkt vorbei. In Bahrain konnte er gar nicht erst ins Rennen gehen, weil ihn die Hydraulik seines Renault im Stich liess. In Shanghai dann die Blamage: Alle 22 Autos im Ziel, aber letzter Platz.
Palmer muss zugeben, dass es nicht leicht war, in die Nachbesprechung des China-GP zu gehen: «Wir konnten in den letzten Wochen gute Fortschritte erzielen, und wir können sicher mehr erreichen als in Shanghai. Aber ich muss auch einräumen, dass ich in einem Lernprozess stecke. Ich habe noch nicht wirklich herausgefunden, wie ich mit den jeweiligen Mischungen und auf den verschiedenen Strecken unter unterschiedlichsten Bedingungen das Beste mache.»
Obwohl der anstehende WM-Lauf in Russland angesichts der Streckencharakteristik ein schwieriges Unterfangen für das Renault-Team werden wird, blickt Palmer zuversichtlich auf den vierten Grand Prix des Jahres: «Ich will wieder auf das Niveau von Melbourne kommen, dort war ich zufrieden mit dem Fahrverhalten meines Renners.»