Nico Rosberg (Mercedes): «Es kann auch mich treffen»
Nico Rosberg auf dem Weg zur Pole-Position in Sotschi
Vielleicht weiss Nico Rosberg derzeit nicht, ob er sich freuen oder Sorgen machen muss: Er selber hat einen beneidenswerten Lauf – er eilt von Sieg zu Sieg und hat nun hier in Sotschi die zweite Pole-Position in Folge herausgefahren. Gleichzeitig wird sein gefährlichster Rivalen, Weltmeister Lewis Hamilton, eins ums andere Mal vom Pech verfolgt, aber, und das ist der Knackpunkt, im an sich identischen Wagen wie Rosberg. Nico meint: «Ich bin mir sehr im Klaren darüber, was mit Lewis passiert. Eine Erklärung habe ich nicht dafür. Es kann nur Pech sein. Ich versuche, konzentriert zu bleiben und mich nicht ablenken zu lassen. Ich darf mich über eine gute Leistung und einen tollen Silberpfeil freuen. Vom Rest lasse ich mich nicht beirren.»
«Klar habe auch ich mehr Freude daran, wenn ich eine Pole oder einen GP-Sieg nach einem grandiosen Zweikampf erringe. Das berührt dich als Fahrer einfach mehr. Aber letztlich spielt es keine Rolle, wie Siege zustande kommen. Und ich hatte in der Vergangenheit auch meinen Anteil an Pech, also habe ich kein schlechtes Gewissen, wenn ich mal Glück haben darf. Ich vergesse jedoch nie – es kann auch mich treffen.»
«Ich bin ein wenig überrascht, dass wir Ferrari so weit hinter uns gelassen haben. Ich glaube, der Silberpfeil ist hier stärker gewesen als auf jeder anderen Bahn in diesem Jahr. Vielleicht liegt das an der ganz besonderen Pistenoberfläche hier. Wir hatten tollen Grip hier, aber der Grat ist schmal, und wenn du aus dem optimalen Betriebsfenster der Reifen rausfällst, dann ist es mit der wunderbaren Haftung auf einen Schlag vorbei. Das ist sehr eigenartig. Wenn wir hier jedenfalls überlegen sind, dann sollten wir nicht darau schliessen, dass wir auch in den weiteren Rennen der Saison ein lechtes Leben haben werden.»
Aber nochmals: Hat Nico Rosberg nicht Angst ...
«Nein, habe ich nicht», unterbricht der Deutsche die Kollegin sofort.
... dass ihm so etwas nicht passiert? «Angst ist das falsche Wort. Besorgt trifft es besser. Ich weiss, dass wir in Sachen Standfestigkeit derzeit nicht auf der Höhe dessen sind, was wir zeigen können. Ich weiss, dass wir dem auf den Grund gehen müssen. Aber es ist nichts, was ich beeinflussen kann, also denke ich nicht zu viel daran.»
Ändert das erneute Pech von Lewis etwas? «Nein», sagt Nico. «Ich bereite mich aufs Rennen so vor wie immer. Rennen zu gewinnen, ist nie einfach. Das ist es auch dieses Mal nicht. Also mach ich meine Arbeit wie immer und gehe so ins Rennen wie immer. Was sich daraus ergibt, das weiss noch keiner.»
Der WM-Zweite von 2014 und 2015 betont jedoch: «Also nachhaken werde ich schon. Klar will auch ich wissen, was da schiefläuft. Unsere Jungs sind ja immer noch am Nachforschen. Aber im Vordergrund steht mein Rennen – ich will sauber wegkommen, es also besser machen als in China, wo mich Daniel überrumpeln konnte. Hier haben wir eine Einstoppstrategie, das Rennen wird also weniger strategische Möglichkeiten denkbar wie in Shanghai. Von daher werden es die Hauptgegner um den Titel nicht so einfach haben, wieder nach vorne zu kommen. Gleichwohl bleibe ich bei meiner Strategie – ich schaue auf mich und versuche, aus jedem Rennen das Maximum zu holen. Der Rest ergibt sich von selber.»