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Baku: Formel-1-GP gesittet, GP2 das nackte Chaos

Von Mathias Brunner
Sergio Pérez hatte seine Lektion gelernt

Sergio Pérez hatte seine Lektion gelernt

Im Rahmenprogramm des Baku-GP lieferten die GP2-Fahrer reichlich Schrott ab. Das führte zur Annahme: Auch das Formel-1-Rennen wird chaotisch. Aber das ist nicht passiert. Wieso?

Vor dem Start zum Grossen Preis von Europa in Baku (Aserbaidschan) kursierten im Fahrerlager allerlei Witze: Nicht wenige Insider waren nach dem nackten Chaos in der GP2 der Meinung – durchaus möglich, dass Safety-Car-Fahrer Bernd Mayländer im Grand Prix am meisten Führungsrunden drehen werde!

Dann aber das: Ein Baku-GP, der sehr gesittet verlief, um es höflich zu formulieren. Andere würden das Rennen langweilig nennen. Zum Glück war die Regie klug genug, nicht auf Leader Nico Rosberg zu verweilen, sondern Kämpfe aus dem Mittelfeld zu zeigen. Aber gemessen am Heavy-Metal-Getöse der GP2 war das einschläfernde Fahrstuhlmusik.

Wieso eigentlich? Warum gab es im Formel-1-Rennen so wenig Kleinholz?

Red Bull Racing-Pilot Daniel ist der Meinung: «Sergio Pérez und ich hatten einen Unfall im freien Training. Das war wie ein Weckruf. Wir ahnten schon vorher, wie leicht es sein würde, auf dieser Strecke einen Fehler zu machen. Und das ist eine Bahn, wo ein Missgeschick nicht nur sofort bestraft wird, sondern auch weh tun kann.»

Fast alle Formel-1-Fahrer haben sich die GP2-Rennen angeschaut. Und sie haben daraus gelernt. Baku-Sieger Nico Rosberg: «Wir haben alle mehr Erfahrung als die Piloten in der GP2. Und ich bin sicher, jeder hat sich gut gemerkt, was er im GP2-Rennen gesehen hatte.»

Aber das ist nicht der einzige Grund, warum wir einen eher zwischenfallarmen WM-Lauf erlebt haben. Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner: «Die zwei Kilometer lange Gerade ist wie gemacht für Mercedes.» Will heissen: Die Mercedes-Autos liegen im Vorteil. Die Ausgangslage bei der GP2 ist anders – da wird mit identischen Motoren gefahren.

Auch Sebastian Vettel meint: «Selbst ich hätte Geld gesetzt, dass wir eine oder mehrere Safety-Car-Phasen haben würden. Aber vielleicht haben wir auch eine andere fahrerische Qualität im Feld als in der GP2.»

«Es gibt Kurven, die halten dich hellwach, da möchtes du nicht neben der Bahn liegen. Wir haben im Vorfeld viel über Sicherheit geredet.»

Auch in der Fahrerbesprechung vom Freitag war die Sicherheit des Baku City Circuit das dominierende Thema.

Sebastian Vettel: «Ich würde nicht so weit gehen und behaupten, dass die Formel-1-Fahrer zurückhaltend gefahren sind. Wir haben eher dumme Risiken vermieden.»

In der GP2 führte auch ein Problem zum anderen: Die ständigen Neustarts sind ein Nährboden für frische Kollisionen.

Jenson Button meint: «Für mich war es klar, dass es in der GP2 krachen würde. In Aufsteigerformeln versuchen die Piloten verzweifelt, auf sich aufmerksam zu machen, da ist das Risiko höher, dass etwas schief geht. Wenn du in die Formel 1 kommst, musst du dich bewährt haben. Dazu gehört es auch, dich aus Ärger herauszuhalten.»

Vielleicht haben einige GP-Piloten auch eher vorsichtig agiert, weil sie bei der GP2 gesehen hatten: Wer durchkam, fuhr in die Punkte. In der GP2 waren das zehn Fahrer. In der Formel 1 waren es 18.

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