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Moto-e World Cup 2019: Zugeständis an die E-Mobilität

Von Günther Wiesinger
Mit dem FIM Moto-e World Cup hält 2019 die E-Mobilität Einzug in den WM-Zirkus – unnd etliche GP-Teams wollen dann mitmischen. Zeit, einen Blick auf die Details der geplanten Meisterschaft zu werfen.

In der Saison 2019 wird im Rahmen der europäischen Motorrad-GP ein neuer «FIM Moto-e World Cup» durchgeführt. Es wird sechs Rennen geben, mit 18 Teilnehmern, 2018 werden bei einzelnen Grands Prix bereits Demonstrationsfahrten durchgeführt.

Schon im Frühjahr 2017 galt der italienische Hersteller Energica bereits als Favorit für die Lieferung der Einheits-Motorräder, trotzdem wurden dann in Austin noch amerikanische Lightening-Maschinen probiert, in Aragón kamen Saroléa-Bikes zum Einsatz, auch Meteor-Motorräder aus England wurden probiert. Aber die Fabrikate erfüllten die Anforderungen von Testfahrer Loris Capirossi nicht.

Die Saroléa kann bis zu 240 PS leisten, aber im Rennmodus kommen maximal 160 PS zustande. Danny Aldridge, GP Technical Director, war nicht beeindruckt. Die Batterien überhitzten nach wenigen Runden, das Gefährt wog 260 kg.

«Wir haben verschiedene Motorräder getestet», schilderte Capirossi. «Ich war überrascht, die Bikes sind zwar schwerer als eine Moto2-Maschine, aber das Fahrgefühl damit ist gut. Das Drehmoment kann sich sehen lassen, der Speed auch. Das Problem ist immer die Hitze, die von den Batterien ausgeht, nicht die Performance.»

Saroléa hat eine Serienmaschine namens «Manx 7» im Angebot. Sie wurde auf der Insel Man bei der Tourist Trophy entwickelt, die Maschine leistet angeblich 204 PS und soll eine Reichweite von ca. 320 km haben. Der Top-Speed wird mit 240 km/h angegeben. Die Energica soll diese Performance bis 2019 übertreffen.

Seit einem Monat steht fest: Giampiero Testoni, Technical Director der Energica Motor Company S.p.A. in Modena, wird die Moto-e-World-Cup-Maschinen zur Rennreife entwickeln.

Es geht um das sportliche Straßenmodell Energica Ego, von dem es auch die Naked-Bike-Versionen namens «Eva» und «EbaEsseNove» gibt.

Etliche GP-Teams wollen 2019 im FIM Moto-e World Cup mitmischen, auch das Reale Seguros Avintia Team, das 2018 in der Moto3 und MotoGP-WM fährt.

FIM und Dorna legen Wert auf Nachhaltigkeit, deshalb sollen die Motorräder mit alternativer Energie aufgeladen werden – mit Solarenergie.

Energica-CEO Livia Cevolini rühmt sich, ihre innovative Firma sei im «Italian Motor Valley» der Region Emilia angesiedelt, wo auch alle großen Sportwagenbauer wie Ferrari und Lamborghini daheim sind.

Energica forscht bereits seit geraumer Zeit auf dem Gebiet der E-Mobilität. Das erste Konzept von Energica entstand mit der «eCRP 1.4», ein batteriebetriebenes Zweirad, das bereits 2010 und 2011 Wettbewerbe absolvierte und Erfolge einsammelte. Seither wurde die Technologie mit Hilfe ehemaliger Formel-1-Ingenieure kontinuierlich weiterentwickelt.

Inzwischen umfasst die Palette drei Modelle, sie werden in Europa und in den USA verkauft. Die Batterien der Bikes sollen durch das Schnellladesystem «DC Fast Charge» in weniger als 30 Minuten aufgeladen werden können.

«Die Entwicklung der Motorräder für den Moto-e-Weltcup für die Dorna ist ein wichtiges Projekt für uns», versichert Cevolini. «Wir sind mit viel Leidenschaft am Werk. Die Teilnahme an diesem World Cup ist die Erfüllung eines Traums, denn unser Herz schlägt für die Geschwindigkeit.»

Es ist die Aufgabe der Dorna, sich Gedanken über die Zukunft des Motorradsports zu machen. Der Moto-e-Weltcup ist ein Zugeständnis an die E-Mobilität, die in der automobilen Formel E längst Hersteller wie Audi, Jaguar, Mahindra, Nissan, Mercedes, Porsche und BMW angelockt hat.

Elektrisches Rennfahren klingt heute nicht sehr atemberaubend. Wenn der Lärm fehlt, wirkt der Motorsport kastriert, das empfinden nicht nur unverbesserliche Benzinköpfe so.

«Wir haben den fantastischen Sound der aktuellen MotoGP-Motoren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die elektrischen Motorräder unsere Liebe zu Benzinmotoren verdrängen können», sagt Pit Beirer, Motorsport-Direktor von KTM.

Und Ducati-CEO Claudio Domenicali sagte bei der Vorstellung des ersten V4-Superbikes aus Borgo Panigale: «Genießen wir diese Motorräder, bevor die E-Bikes kommen.»

«Es wird fast unmöglich sein, die Emotionen zu ersetzen, die uns der Lärm und die schiere Power der MotoGP-Maschinen vermitteln», räumt Yamaha-Rennchef Lin Jarvis ein. «Aber die Formel E der Autos macht rasch Fortschritte. Viele Autowerke stoppen andere Projekte, um Geld in die E-Fahrzeuge investieren zu können.»

Für die Dorna kümmert sich neben dem ehemaligen Michelin-Rennchef Nicolas Goubert auch Corrado Cecchinelli, Director of Technology, um die Moto-e-Klasse. «Die technische Herausforderung für eine elektrische Rennserie ist interessant», sagt der Italiener. «Loris Capirossi und ich haben viele Gespräche mit Menschen oder dieser Industrie geführt. Es gibt keinen Grund, warum diese Maschinen nicht sehr schnell sein sollten. Jede Rennformel besteht aus Kompromissen zwischen Gewicht, Power und Reichweite.»

«In der E-Klasse bestehen die Einschränkungen bei der Batteriekapazität», weiss Corrado Cecchinelli. «Es geht um die Energiedichte. Heute gibt es nichts, was ein E-Bike hindern würde, schnellere Zeiten als ein MotoGP-Motorrad zu fahren. Denn wenn du nur wenige Runden drehen willst, wäre die Maschine nicht schwerer als eine 1000-ccm-MotoGP-Maschine. Das E-Bike wäre nicht schneller, es wäre sogar leichter und leichter zu handhaben. Aber der beste Kompromiss ist noch weit weg. Die Dorna hat das Ziel, eine glaubwürdige elektrische Rennserie zu gestalten. Die Motorräder müssen ausreichend schnell sein, trotzdem müssen die Kosten überschaubar bleiben.»

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