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MotoGP-Academy: Gehschule für Talente wie Zarco

Von Günther Wiesinger
​Heute gilt Rossis VR46 Academy als vorbildliche Ausbildungsstätte für künftige GP-Piloten. Aber die erste Rennfahrer-Akademie entstand schon 2005 in Spanien.

Heute gilt die VR46 Riders Academy neben der Monlau Repsol Technical School von Emilio Alzamora als Musterbeispiel für Nachwuchsförderung, als Gehschule und Wartesaal für spätere GP-Asse. Die VR46-Schule hat im Jahr 2017 immerhin zwei Weltmeister zutage gefördert – Moto3-Junioren-Weltmeister Dennis Foggia und Moto2-Weltmeister Franco Morbidelli.

Aber wer erinnert sich noch, dass es schon vor 13 Jahren eine «MotoGP Academy» der Dorna gab, gesponsert von Red Bull?

Wer waren die Fahrer? Welche Talente wurden damals unterstützt? Und was wurde aus diesen Nachwuchspiloten? Wem aus diesem Talentschuppen ist der Weg an die Weltspitze gelungen?

Es war im Februar 2005, als MotoGP-Rechte-Inhaber Dorna die Gründung der Academy beschloss und verlautbarte.

Damals ging es darum, Talente aus allen möglichen Ländern zu finden und aufzubauen, auch aus Ländern wie Großbritannien und aus Nordeuropa, denn damals waren die Italiener und Spanier zahlenmäßig bereits übermächtig, aber es fehlten schnelle Briten, es gab kaum Amnerikaner und keine Skandinavier.

Möglichst viele Talente sollten in absehbarer Zeit in die WM kommen, am besten sogar in die MotoGP-Klasse.

Es gab dann einen Selektionsvorgang, dem sich die vielversprechendsten Fahrer unterziehen mussten. Fünf oder sechs Talente pro Jahr sollten in der Akademie in Barcelona Aufnahme finden, Ex-GP-Sieger Alberto Puig dirigierte das Geschehen, er war damals auch Manager des Telefónica Movistar-Honda-250-Teams mit Dani Pedrosa.

Das Programm umfasste neben Konditionstrainings und mentaler Vorbereitung auch Fahrerlehrgänge, Testfahrten und die Rennteilnahme an der CEV Repsol-Meisterschaft (125 ccm) sowie einzelne Wildcard-Einsätze in der 125er-WM, zuerst auf Honda, später auf KTM.

Puig hatte zu diesem Zeitpunkt schon in der Vorstufe zur Academy an der Förderung von Talenten wie Dani Pedrosa, Toni Elias, Casey Stoner, Chaz Davies und Julián Simón mitgewirkt, sie fuhren alle im Telefónica Movistar Honda 125-Cup.

Die Fahrer wurden in einem Internat untergebracht, es herrschte ein strenges Regime. Internet, TV und Mobiltelefone wurden untersagt, die Fahrer sollten nicht abgelenkt werden. Dafür sollten auch Fremdsprachenkenntnisse vermittelt werden.

Die Fahrer wurden von Sportärzten überwacht und von Physiotherapeuten betreut. Auch Motocross und Supermoto-Trainings wurden inszeniert.

Um die Technik kümmerten sich Spezialisten wie Alex Batlle, der sechs Jahre in der WM als GP-Mechaniker gearbeitet und Fahrer wie Crivillé, Barros und Capirossi betreut hatte. Auch Juan Martinez wurde engagiert, er war vorher bei Doohan, Rossi und Gibernau in der Box. Als Sportkoordinator wurde Ex-GP-Fahrer Raul Jara verpflichtet, er galt als rechte Hand von Alberto Puig.

Im ersten Jahr (2005) wurden folgende Fahrer verpflichtet: Joshua Sommer (D/15), der deutsche Red Bull Rookies-Champion Meik Minnerop (15), Bradley Smith (GB/14), Aprilia Superteen-Winner Daniel Webb (GB/13) und Ion Garrido (E/16), der Movistar Junior Cup Champion.

Später kamen Fahrer wie Cameron Beaubier, Takaaki Nakagami, Stefan Bradl und Jonas Folger in die MotoGP-Academy, die in den folgenden Jahren in «Red Bull MotoGP Academy» umgetauft wurde.

Mit Bradl, Smith, Folger und Zarco schafften einige Akademie-Schützlinge den Sprung in die Königsklasse; Nakagami zieht in diesem Jahr nach. Einige Talente hingegen verschwanden recht rasch wieder in der Versenkung.

Während sich Rossis VR46-Rennfahrerschule jetzt über die ersten zwei Weltmeister freut, hat ein ehemaliger Zögling der MotoGP-Academy bereits 2015 und 2016 den Moto2-Weltmeistertitel gewonnen – Johann Zarco. Denn Stefan Bradls Titelgewinn 2011 kann man nur bedingt der Academy zugutehalten, er hielt es dort nur rund zwei Monate lang aus...

Jonas Folger war hartnäckiger, er verbrachte drei Jahre in der MotoGP-Akademie. Er fuhr in der CEV Repsol-125-Meisterschaft schon mit 13 Jahren aufs Podest, gewann vor seinem 14. Geburtstag auf der Schlögl-Honda einen IDM-125-Lauf in Salzburg und wurde von Puig im Frühjahr 2008 auf der Red Bull KTM 125 schon zu einem französischen Meisterschaftslauf nach Le Mans und zu einem niederländischen Rennen in Assen geschickt, um einige GP-Pisten kennenzulernen.

Mit 15 Jahren debütierte Folger dann 2005 bereits beim Misano-GP in der 125er-WM.

Übrigens: 2008 traf Jonas Folger in der Red Bull MotoGP Academy erstmals auf einen Teamkollegen namens Zarco, dann 2011 im 125-ccm- Red Bull Ajo-Team neuerlich, und dann kreuzten sich 2017 bei Tech3-Yamaha die Wege zum dritten Mal.

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