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Cal Crutchlow: Interesse an Pramac-Ducati-Deal

Von Günther Wiesinger
Cal Crutchlow

Cal Crutchlow

LCR-Honda-Pilot Cal Crutchlow verhandelte vor wenigen Wochen noch mit Pramac-Ducati. Er interessierte sich dort für die 2017-Ducati-Werksmaschine.

Die Situation beim Pramac-Ducati bleibt weiter voll Konfliktstoff. Die Unzufriedenheit über die Leistungen von Danilo Petrucci und Scott Redding ist bei der Teamführung virulent, aber beide Piloten verfügen über Zwei-Jahres-Verträge – bis zum Jahresende 2017.

Aber es ist eine Tatsache, dass Cal Crutchlow bereits vor den Übersee-Rennen in Australien und Malaysia bei Pramac seine Dienste anbot und sich den den Möglichkeiten für 2017 erkundigte. Er hätte sich gern die 2017-Desmosdici geangelt.

Aber inzwischen steht fest: Dieses Motorrad wird in der nächsten Saison von Danilo Petrucci gesteuert werden.

Francesco Guidotti, Teammanager bei Pramac, ein Rennstall, der in der MotoGP-WM seit 2005 mit Ducati zusammenarbeitet, dementiert die Gespräche mit Crutchlow nicht.

«Es gab Unterhaltungen, von Verhandlungen kann man nicht sprechen», betont Guidotti. «Cal hat uns mitgeteilt, das er verfügbar sein könnte. Aber schließlich hat sich das alles zerschlagen, wir machen mit Petrucci und Redding weiter.»

Außerdem: Cal Crutchlow hatte längst einen wasserdichten Vertrag mit LCR-Honda unterschrieben.

Aber es ist kein Geheimnis, dass der Brite liebend gern wieder einen Deal mit einem Werksteam abschließen möchte, deshalb hat er sich in diesem Jahr schon bei Aprilia und Suzuki angeboten, auch bei KTM hat er sich erkundigt. Und der Brite war alles andere als begeistert, als seine ehemalige Management-Agentur Wassermann ausgerechnet seinen Landsmann Bradley Smith ins Red-Bull-KTM-Team transferierte und dann auch noch Jonas Folger als Kunden übernahm.

Als diese Werksteampläne alle platzten, sah Crutchlow, der sich seit der Trennung von Wassermann im Juni jetzt selber managt, bei Pramac die Chance auf eine 2017-Werks-Ducati. Und als zweifacher GP-Sieger hatte er bei Pramac starke Argumente in der Hand.

Guidotti räumt ein, dass ihn die Pramac-Fahrer Petrucci und Redding 2016 enttäuscht haben. «Von Danilo Petrucci haben wir mehr erwartet. Im Vorjahr hat er unsere Erwartungen übertroffen. In dieser Saison wollte er diese Leistungen unbedingt bestätigen und sich weiter steigern. Aber er kam offenbar zu stark unter Druck. Merkwürdig, denn er hatte ja einen Zwei-Jahres-Vertrag.»

Bei Petruccis mittelmäßigen Leistungen (nur acht Top-Ten-Plätze) spielt aber auch der Materialaspekt eine Rolle: Ducati liefert den Kundenteams während der Saison keine Technik-Updates, bei Honda war das anders, nicht zuletzt deshalb gewannen Miller und Crutchlow drei Rennen für die Japaner.

«Ducati hat erkannt, dass dieses System für die Kundenteams geändert werden muss, weil es jetzt sechs Werksteams gibt», sagt Guidotti. «Für die nächste Saison werden wir nicht nur eine echte 2017-Desmosedici für Danilo bekommen, sondern auch Entwicklungsteile für die 2016-Ducati von Scott Redding. Aber dadurch wird die Geschichte natürlich auch teurer...»

Italienische Journalisten berichteten sogar, Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta habe sich schließlich eingemischt und Cal Crutchlow dringend empfohlen, die Gespräche mit Pramac abzubrechen – und seinen LCR-Honda-Vertrag zu respektieren.

«Nein, ich habe mich nicht eingemischt», erklärte Ezpeleta jedoch auf Nachfrage von SPEEDWEEK.com.

LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello zeigte sich in Valencia über die Gespräche zwischen Crutchlow und Pramac informiert. «Cal hat mir erzählt, er sei von Ducati angesprochen worden», schilderte Cecchinello.

Diese Darstellung steht allerdings im Widerspruch zu den Aussagen von Francesco Guidotti.

Auch Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti dementiert eine Kontaktaufnahme von Seiten Ducati. «Von uns aus hat es nie einen Kontakt zu Cal Crutchlow gegeben», erklärte Ciabatti gegenüber SPEEDWEEK.com. «Auf unserem Level haben 2016 nie Gespräche mit ihm stattgefunden.»

Bei Ducati ist Crutchlow seit der Saison 2014 weitgehend unten durch. «Crutchlow ist ein schneller Fahrer. Aber er kann sich nicht benehmen», lautet das Fazit des Ducati-Managements.

«Wir hatten ohnedies einen Zwei-Jahres-Vertrag für 2016 und 2017 mit Cal», betont Lucio Cecchinello, «wobei es eine Performance-Klausel gab, die uns die Möglichkeit ließ, vom Vertrag für 2017 eventuell zurückzutreten. Es fanden diesbezüglich Gespräche statt, aber wir haben bereits im vergangenen Juli in einem Press Release kundgetan, dass wir mit Cal auch 2017 weitermachen.»

Die besagte Klausel gab LCR bis zum Sachsenring-GP die Möglichkeit, aus dem Vertrag für 2017 auszusteigen, falls sich Crutchlow zu diesem Zeitpunkt in der WM nicht unter den Top-7 befindet. Aber LCR machte von dieser Ausstiegsmöglichkeit keinen Gebrauch.

Crutchlow hatte in letzter Zeit mehrmals durchblicken lassen, dass er sich gerne wieder auf eine Werks-Ducati schwingen würde. «Die Ducati-Fahrer müssen in den Kurven nichts riskieren. Und auf den Geraden hört dieses Bike nie zu beschleunigen auf», stellte er vor ein paar Wochen fest.

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