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Jerez-Test: Was sind die Zeiten wirklich wert?

Von Günther Wiesinger
Wenn man sich die MotoGP-Rundenzeiten von Jerez aufmerksam zu Gemüte führt, werden manche «Glanzleistungen» rasch relativiert.

Wie schon letzte Woche in Valencia sind auch die Testergebnisse von Jerez in dieser Woche teilweise mit Vorsicht zu genießen.

Natürlich haben sie eine gewisse Aussagekraft.

Aber zum Beispiel mühten sich die Ducati-Kundenteams in Jerez mit «neuem» Material ab, auch wenn die 2016-Ducati von Barbera und Bautista schon eine Saison hinter sich haben. Aber für die Teams von Avintia und Pull & Bear Aspar waren die Bikes neu.

Pramac-Ducati-Pilot Danilo Petrucci lenkte sogar eine 2017-Maschine, Loris Baz und Karel Abraham fuhren eine GP15.

Werfen mir also einmal einen Blick auf die Quali-Ergebnisse des Jerez-GP 2016 und vergleichen wir sie mit den Testergebnissen.

Der Franzose Loris Baz fuhr im Mai mit der GP14.2 im Qualifying 1 mit 1:39,993 min auf den zweiten Platz. Jetzt schaffte er mit der GP15 eine Zeit von 1:39,184 min. Damit war er am Donnerstag im Trockenen Gesamtvierter. Es steigern sich also wohl alle Fahrer, nicht nur jene Fahrer, die jetzt von ihrem neuen Werk in den Himmel gehoben werden... Aber bei Suzuki entlassen wurden.

Aprilia-Werksfahrer Álvaro Bautista war im Q1 Dritter mit 1:40,239 min, jetzt schaffte er bei kühlerem Wetter und weniger Grip mit der 2016-Ducati eine Zeit von 1:38,946 min. Das heißt: Er wurde 2016 oft von seinem Material eingebremst, nicht von seinem Fahrkönnen.

Dann werfen wir einen Blick auf Aleix Espargaró, der mit der Aprilia RS-GP 16 mit 1:39,675 min am Donnerstag an siebter Stelle landete.

Aleix unterbot also die Aprilia-Quali-Zeit um 0,564 Sekunden. In diesem Zusammenhang muss man freilich berücksichtigen, dass die RS-GP 16 erst Mitte März erstmals getestet wurde und Aprilia-Renndirektor Romano Albesiano damals sagte, man müsse zumindest die ersten drei Rennen 2016 als zusätzliche Wintertests betrachten.

Jerez war Grand Prix Nummer 4.

Übrigens: Bradl fuhr im Jerez-Quali 1:40,835 min.

Und wenn man bedenkt, dass die Werksteams von Repsol, Movistar und Ducati in Jerez fehlten, dass Suzuki-Neuling Iannone nur einen Tag fuhr, Teamkollege Alex Rins verletzungsbedingt abwesend war, dass Cal Crutchlow fehlte und dass KTM noch am Anfang steht, dann darf der siebte Platz von Aleix Espargaró nicht in den Himmel gehoben werden.

Er war umzingelt von Kunden-Ducati, so ist es Bautista und Bradl in der zweiten Saisonhälfte auch regelmässig ergangen.

Man muss die Kirche im Dorf lassen: Aleix Espargaró blieb eine Zehntelsekunde hinter Barbera. Bautista und Bradl haben den spanischen Avintia-Fahrer im letzten Saisondrittel oft besiegt...

Meine Vermutung: Aleix Espargaró wird 2017 bei Aprilia ähnliche Resultate einfahren wie Bautista 2016, als «one lap wonder» wird Aleix eventuell manchmal im Quali glänzen. Doch Aleix wird bei der Motorradentwicklung nicht viel nützen... Und Sam Lowes wird niemals an die Leistungen von Bradl herankommen. Der Brite kam in Jerez nicht unter 1:42,3 min, obwohl das Bike gegenüber Mai stark verbessert wurde. Bei Aprilia macht sich in der Lowes-Box bereits Ernüchterung breit.

Bradley Smith schaffte auf der Tech3-Yamaha im Mai eine Zeit von 1:40,242 min. Mit der KTM kam er nicht zuletzt wegen den lädierten Knies nicht unter 1:41,6 min.

Auch die Suzuki-Performance ist einen Blick wert. Im Q2 beim Jerez-GP 2016 schaffte Viñales eine Zeit 1:39,581 min gefahren, Aleix Espargaró kam ebenfalls auf 1:39,5 min.

Andrea Iannone kam mit der Suzuki GSX-RR nach vielen Verbesserungen im Lauf der Saison nur auf 1:40,1 min. Ein Desaster?

Muss man «The Maniac» deshalb schon verteufeln?

Nein, denn er fuhr nur einen Tag, es war kühler, er muss das Bike noch an seinen Fahrstil anpassen, dazu machte er Reifentests. Iannone ist zwar kein Viñales, aber der Spielberg-Sieger wird für Suzuki sich oft um Podestplätze kämpfen.

Und Ducati wird sich noch oft fragen, ob sie nicht Iannone statt «Dovi» behalten hätten sollen.

Befassen wir uns noch kurz mit Marc VDS-Honda-Pilot Jack Miller. Er schaffte im Mai beim Jerez-GP im Q1 mit 1:40,968 min den achten Platz. Am Donnerstag schaffte er 1:40,307 min.

Wenn wir davon ausgehen, dass sich die Honda seither ähnlich  stark entwickelt hat wie die Aprilia, dann liegt Millers Verbesserung von 0,661 sec weitgehend in dem Bereich, um den Aleix Espargaró bei Aprilia schneller fuhr als Bautista im Frühjahr.

Wie gesagt: Die Wahrheit kommt in Katar am 26. März ans Tageslicht. Bis dahin werden wir Hinweise auf die Stärkeverhältnisse bekommen, aber wir werden nie genau wissen, wer mit weichen Reifen und wenig Sprit unterwegs war, wer sich in erste Linie um die Rennpace gekümmert hat, wer noch neue Teile erwartet und wer die Karten nicht wirklich aufgedeckt hat.

Mit dem Satz «when the flag drops, the bullshit stops», bringen die Engländer die Situation am besten auf den Punkt.

Dass in der Saison 2016 neun unterschiedliche Sieger aufmarschieren und auch Ducati und Suzuki Rennen gewinnen würden, war vor einem Jahr auch nicht unbedingt zu erwarten.

Jerez-Test, Freitag, 25. November:

1. Michele Pirro, Ducati, 1:51,651 min
2. Takuya Tsuda, Suzuki, 1:53,626
3. Mika Kallio, KTM, 1:53,814
4. Hiroshi Aoyama, Honda, 1:54,326
5. Chaz Davies*, Ducati, 1:54,446
6. Marco Melandri*, Ducati, 1:54,567
7. Michael van der Mark*, Yamaha, 1:56,363

Jerez-Test, Donnerstag, 24. November:

1. Jonathan Rea*, Kawasaki, 1:38,721 min
2. Álvaro Bautista, Ducati, 1:38,946
3. Chaz Davies*, Ducati, 1:39,116
4. Loris Baz, Ducati, 1:39,184
5. Tom Sykes*, Kawasaki, 1:39,461
6. Héctor Barberá, Ducati, 1:39,542
7. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:39,675
8. Marco Melandri*, Ducati, 1:39,694
9. Danilo Petrucci, Ducati, 1:39,766
10. Karel Abraham, Ducati, 1:39,776
11. Michele Pirro, Ducati, 1:39,887
12. Scott Redding, Ducati, 1:39,985
13. Alex Lowes*, Yamaha, 1:40,142
14. Jack Miller, Honda, 1:40,307
15. Mika Kallio, KTM, 1:40,505
16. Leon Camier*, MV Agusta, 1:40,693
17. Takuya Tsuda, Suzuki, 1:40,942
18. Hiroshi Aoyama, Honda, 1:41,003
19. Michael van der Mark*, Yamaha, 1:41,328
20. Bradley Smith, KTM, 1:41,621
21. Sam Lowes, Aprilia 1:42,312

Jerez-Test, Mittwoch, 23. November

1. Héctor Barberá, Ducati, 1:39,614
2. Jonathan Rea*, Kawasaki, 1:39,739
3. Loris Baz, Ducati, 1:39,806
4. Álvaro Bautista, Ducati, 1:39,862
5. Scott Redding, Ducati, 1:40,085
6. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:40,086
7. Michele Pirro, Ducati, 1:40,092
8. Andrea Iannone, Suzuki, 1:40,149
9. Jack Miller, Honda, 1:40,340
10. Chaz Davies*, Ducati, 1:40,409
11. Danilo Petrucci, Ducati, 1;40,432
12. Karel Abraham, Ducati, 1:40,484
13. Tom Sykes*, Kawasaki, 1:41,023
14. Lorenzo Savadori *, Aprilia, 1:41,048
15. Alex Lowes*, Yamaha, 1:41,333
16. Leon Camier*, MV Agusta, 1:41,486
17. Marco Melandri*, Ducati, 1:41,492
18. Eugene Laverty*, Aprilia, 1:41,692
19. Michael van der Mark*, Yamaha, 1:41,830
20. Mika Kallio, KTM, 1:41,889

* = Superbike-WM-Fahrer

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