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Pit Beirer: Warum es für ein Kundenteam zu früh ist

Von Günther Wiesinger
Pol Espargaró auf der KTM RC16

Pol Espargaró auf der KTM RC16

Bei KTM Factory Racing herrscht Erleichterung darüber, dass in der MotoGP-Saison 2018 kein Kundenteam beliefert werden muss. Motorsport-Direktor Pit Beirer erläutert die Hintergründe.

KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer ist geradezu erleichtert, dass für 2018 kein MotoGP-Kundenteam wegen Material für die Königsklasse angeklopft hat.

«Die MotoGP ist eine höchst komplexe, aufwändige Aufgabe. Manche Leute wissen, was MotoGP bedeutet, viele andere unterschätzen so ein Projekt», betonte Beirer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Du kannst ja nicht sagen: Ich habe jetzt zweimal zwei Motorräder für das Werksteam gebaut, also mach’ ich noch schnell zwei für ein Kundenteam. So ein Motorrad besteht aus rund 3000 Einzelteilen, die alle konstruiert und handgemacht werden müssen. Wir haben alle Hände voll zu tun, um genug Material herzustellen, denn wir dürfen auch die zwei kleinen Klassen nicht vernachlässigen. Es kann uns sowieso keiner langsames Wachstum vorwerfen. Wir kamen 2012 mit drei Technikern beim Ajo-Moto3-Team in den GP-Rennsport zurück. Jetzt sind wir in allen drei GP-Klassen aktiv und bei den Europa-Rennen mit 70 oder 80 Leuten vertreten.»

Beirer weiter: «Du brauchst für ein MotoGP-Kundenteam die ganzen Ersatzteile und die Logistik, damit sie daheim eingelagert werden können und in ausreichender Anzahl an der Rennstrecke verfügbar sind. Dieses Wachstum zu verkraften, nach der Moto3-WM auch in die MotoGP-WM und Moto2 einzusteigen, mit zwei Werksfahrern und allem, was wir haben, das reicht uns. Es ging und geht 2017 darum, im ersten Jahr ein konkurrenzfähiges MotoGP-Werksmotorrad hinzustellen und es während der Saison Schritt für Schritt konkurrenzfähiger zu machen.»

Als KTM im Mai für den Jerez-GP vom Screamer auf die Big-Bang-Motoren umstieg, waren die Oberösterreicher zum Beispiel froh, dass für den Freitag beim Spanien-GP für Pol Espargaró und Bradly Smith zuerst einmal nur zwei Motoren startklar gemacht werden mussten. In den Ersatzmaschinen stecken noch die Screamer-Triebwerke. Erst am Samstag brachte KTM-Vorstand Hubert Trunkenpolz zwei weitere Big-Bang-Exemplare im Privatflugzeug nach Andalusien. Sie waren in Munderfing in drei Tagen samt Nachtschichten fertiggestelllt worden.

«Aber wenn es uns gelingt, für 2018 eine konkurrenzfähige RC16-KTM hinstellen, dann ein seriöser, namhafter Teamchef kommt und für sein MotoGP-Team Material von KTM möchte, würden wir uns geehrt fühlen», betont Beirer. «Als Newcomer dürfen wir uns im ersten Jahr erlauben, nur das Werksteam mit zwei Piloten zu befeuern. Für 2018, die zweite Saison, hätten wir laut Reglement zwei weitere Fahrer ausrüsten müssen, wenn eine entsprechende Nachfrage bestanden hätte. Sie besteht aber nicht.»

Die MotoGP-Saison 2019 liegt vorläufig zeitlich ohnedies zu weit weg. «Wir konzentrieren uns im Moment nur auf die Entwicklung und Verbesserung des MotoGP-Werksteams und haben bisher mit niemand über die Satelliten-Rolle diskutiert», ergänzte Pit Beirer. «Ob uns irgendwann ein Team um Bikes für 2019 fragen wird, hängt sicher sehr stark davon ab, wie sich unser Motorrad entwickelt. Vorläufig sind wir mal froh, dass wir 2018 wieder nur zwei MotoGP-Fahrer betreuen müssen und dadurch die RC16 schneller weiterentwickeln können.»

 

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