Aprilia in der MotoGP: Ganze Jahre verschwendet?
«Ich würde mich gerne etwas stärker auf die technische Seite konzentrieren», gestand Aprilia-Renndirektor Romano Albesiano nach der Saison 2018. Und dieser Wunsch wurde dem 55-Jährigen, der bis dahin noch die Rolle des Renndirektors und des Teammanagers bekleidet hatte, auch erfüllt. Mit Massimo Rivola holte man sich einen Mann mit Benzin im Blut an Bord: Der ehemalige Ferrari-Sportdirektor war zuvor 20 Jahre lang in der Formel 1 tätig.
Nicht nur Albesiano freut sich über die Verpflichtung des 47-Jährigen, auch MotoGP-Insider Carlo Pernat ist überzeugt, dass die Trennung der technischen und sportlichen Seite unabdingbar ist. Er schimpft im Gespräch mit «GPOne.com»: «Aprilia hat das Gegenteil von KTM gemacht und ist falsch ins MotoGP-Projekt gestartet.»
«Man braucht das technische Management auf der einen und die sportliche Leitung auf der anderen Seite – so wie es beispielsweise früher mit Witteveen und mir war», fügt Pernat an. «Stattdessen haben sie Albesiano verwirrt, indem sie ihm beide Rollen gegeben haben – dabei sollten Ingenieure nichts anderes als Ingenieure sein. Sie haben keinen enormen Investment-Aufwand betrieben, aber was noch viel schwerer wiegt, ist dass sie Zeit verschwendet haben.»
«Letztlich bekommen sie nun die richtige Team-Struktur hin, sie haben die technische und sportliche Leitung getrennt, mit Andrea Iannone und Aleix Espargaró zwei starke Fahrer, ein Testteam und erfahrene Techniker. Aber das hätte schon vor Jahren passieren müssen. Sie haben ganze Jahre verschwendet», erklärt der ehemalige Aprilia-Manager, der sich heute um Schützling Andrea Iannone kümmert.
Und mit Blick auf den Neuzugang warnt Pernat: «Ich hoffe, dass sich die Verpflichtung von Rivola sowohl praktisch als auch Image-technisch als wichtig erweisen wird. Es liegt auf der Hand, dass sich die Zweirad-Welt von der Vierrad-Szene unterscheidet, und ich habe auch schon einige Leute aus der Auto-Ecke kommen sehen, die gescheitert sind, wie Barnard. Der Erfolg ist nicht garantiert, es sind zwei verschiedene Welten und die Fahrer haben auch unterschiedliche Mentalitäten. Es wird also bestimmt nicht einfach für ihn, aber Aprilia verfügt nun über die richtige Struktur – lieber spät als nie!»