MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Pit Beirer/KTM: «Reißleine kann ich jederzeit ziehen»

Von Günther Wiesinger
Pol Espargaró auf der KTM RC16: Wie lange dauert die Zwangspause

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Die KTM-Gruppe verfügt über 58 Werksfahrer und beschäftigt 460 Teammitglieder, dazu kommen 150 Personen bei KTM Factory Racing. Pit Beirer will sich deshalb nicht mit einem WM-Shutdown 2020 befassen.

Nicht weniger als 24 GP-Fahrer kommen aus Italien, dazu sind dort sechs von elf MotoGP-Teams stationiert, dazu je fünf Teams in den Klassen Moto2 und Moto2. Deshalb ist seit geraumer Zeit klar, dass in absehbarer Zeit kein Motorrad-GP durchgeführt werden kann. Denn man kann diese Teams und Fahrer nicht einfach ausschließen.

Dazu kommt: In Italien lässt sich immer noch nicht absehen, wann die Grenzen wieder geöffnet werden. Insgesamt sind zwischen 21. Februar und 15. April 21.067 Menschen in Italien am oder mit dem Coronavirus gestorben. Bisher haben sich in Italien 162.488 Menschen infiziert, nur 37.130 sind wieder genesen. Mit 2667 Neuinfizierten am 15. April ist zwar eine Tendenz zur Eindämmung zu sehen, zumal am 21. März noch 6557 Neuinfizierte gemeldet wurden. Aber Italien ist noch nicht über dem Berg. Selbst in Spanien sank gestern die Opferzahl gestern auf 324, in Frankreich lag sie gestern bei erschütternden 1438 Toten.

Bei solch dramatischen Zahlen in den Nachbarstaaten fällt es schwer, sich Gedanken über die Fortsetzung der Motorsportsaison zu machen.

Anderseits hoffen alle Menschen weltweit auf eine baldige Rückkehr zur Normalität, auch wenn inzwischen nur noch von der «neuen Normalität» gesprochen wird. Denn sie wird geprägt sein von Abstandsregeln, Hygienevorschriften, Gesichtsmasken, Einweghandschuhen, Selbst-Quarantäne, Covid-19-Tests, Antikörper-Tests und der Hoffnung auf wirksame Medikationen und Impfstoffe. Und dazu von Sportveranstaltungen ohne Zuschauer.

Klarerweise muss sich die Sportindustrie mit dem Neustart der diversen Disziplinen beschäftigen. Die Dorna überlegt zum Beispiel, ob sie 20.000 Tests kaufen soll, um alle Fahrerlager-Besucher testen zu können.

Aber erstens bekommen bisher nicht einmal die Regierungen genügend Testkits, zweitens sind die Chemikalien für die Auswertung nicht ausreichend vorhanden, drittens gibt es eine Fehlerquote bis zu 30 Prozent.

Pit Beirer, Motorsport-Direktor von KTM, rechnete vor drei Wochen noch mit einem MotoGP-Saisonstart im Juli. Jetzt träumt er vom August und rechnet eher mit September.

«Die absolute Deadline, um noch neun oder zehn Grand Prix durchzubringen wäre für mich Anfang September», sagt der ehemalige 250-ccm-Motocross-Vizeweltmeister. «Aber es wäre optimal, wenn wir im August noch etwas zusammenbringen würden. Wir dürfen nicht zu negativ denken. Momentan sieht es so aus, als sei jede Sportart vom Weltuntergang bedroht. Ab er der Weltuntergang kommt von alleine, den müssen wir nicht beschleunigen… Die Reißleine, dass 2020 gar nichts mehr geht, die kann ich jederzeit ziehen. Aber bevor es so weit ist, bereiten wir uns auf ein Notprogramm mit zehn Grand Prix vor, auch für Motocross-WM. Denn ich kann nicht kurzfristig planen und vorbereiten, falls im Juni oder Juli grünes Licht für den Neustart gegeben wird. Ich muss den Neustart für alle Serien langfristig vorbereiten.»

Alle MotoGP-Teams warten gespannt auf die Ereignisse der nächsten Wochen. Denn es zeichnet sich allmählich ab, dass die Weltmeisterschaft eher in Europa neu gestartet werden kann, als in Übersee-Ländern wie Amerika, Australien oder Japan.
Pit Beirer nahm gestern zum dritten Mal innerhalb von zwei Wochen an einer Telefonkonferenz mit den anderen fünf MotoGP-Werksteams (Honda, Yamaha, Suzuki, Ducati und Aprilia) teil. Da wird über Ideen zur Personal- und Kostenreduktion diskutiert. Ducati will 2021 nur noch ein MotoGP-Bike pro Fahrer statt zwei, Beirer meinte, man könne 2020 notfalls auch mit vier Mechanikern pro Fahrer und mit einem Mercedes Sprinter anreisen. Momentan hat KTM für die MotoGP allein 35 Personen im Paddock, ca. 25 in der Box. Dazu sollen 2021 die 2020-Bikes wieder verwendet werden, die Entwicklung wird auf den Stand des ersten MotoGP-Events 2020 eingefroren. Es wird auch über eine Verringerung bei der Anzahl der Hospitalitys gesprochen.

«Und bevor die Rennsaison wieder gestartet wird, ist es vorrangig, dass die Geschäfte und der gesante Wirtschftskreislauf wieder in Schwung kommen», ist sich Pit Beirer bewusst. «Sobald sich die menschen wieder nomal verhalzten können, befindet sich der Sport in der zweiten Reihe. Wenn wir im Sport vom Hochfahren im Juli, August und September reden, das wären mein Wunschziele, kann das Wirtschaftunternehmen KTM im Mai wieder richtig durchstarten.»

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