MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Stefan Bradl (Rang 4): «Es muss etwas passieren»

Von Günther Wiesinger
Das Rennen: Stefan Bradl noch vor Dovizioso, Crutchlow, Smith, Pol Espargaró und Bautista

Das Rennen: Stefan Bradl noch vor Dovizioso, Crutchlow, Smith, Pol Espargaró und Bautista

Stefan Bradl war ein bisschen unschlüssig. Einerseits war er traurig, weil es in Texas mit dem Podest nicht geklappt hat. «Anderseits ist es nicht einfach, auf Platz 4 zu fahren», sagte er.

Es war der LCR-Honda-Crew anzusehen, dass sie sich bei diesem Rennen in Texas sehnsüchtig einen Podestplatz durch Stefan Bradl erhofft hatte, kein Wunder nach den Rängen 2, 4 und 3 in den drei Samstag-Trainings.

Aber schon Rang 10 im Warm-up war ein Hinweis darauf, dass sich der 24-jährige Bayer am Sonntag nicht mehr so richtig wohl fühlte.

Stefan, du warst nach dem Rennen selber ein bisschen enttäuscht. Du hast das Podest gerochen, hast du erzählt.

Ich habe mich in der Auslaufrunde vorne über das Motorradl gebeugt, da habe ich gleich gesehen, dass der Vorderreifen stark gekennzeichnet ist. Da habe ich gedacht: Was soll ich machen? Ich kann mich nicht in der Luft zerreissen? Ich kann nicht ohne Vorderreifen fahren... Der von Dovi war anscheinend noch ein bisschen besser beisammen. Ich konnte froh sein, dass ich Smith noch in Schach gehalten habe. Freilich bin ich auch irgendwo traurig und enttäuscht, weil es knapp war zum Podium.

Dovizioso sagte, er habe den Reifen bis zur Halbzeit geschont, so gut es ging. Spielt da seine siebenjährige Erfahrung mit?

Das ist für mich schwierig zu beurteilen. Er fährt eine Ducati... Was ich gehört habe, muss Iannone extreme Probleme gehabt haben. Dovizioso weniger, der Rossi extrem, Bradley Smith wieder weniger. Es ist auch Fahrstil-abhängig. Und vielleicht auch Set-up-abhängig. Ich glaube nicht, dass Dovi mit seiner Erfahrung so viel wettmachen kann.

In der Anfangsphase hast du manchmal 0,3 sec pro Runde auf Rossi verloren. Woran lag das?

Ich habe am Anfang ein bisschen zu lange gebraucht, bis ich meine Pace gefunden habe und meine Rhythmus gehabt habe. Ich habe von Anfang an gemerkt, das Gripniveau ist ganz anders als im Qualifying, in dem ich sehr happy war.
Am Sonntag hat sich alles verändert. Die Gripsituation war generell deutlich schlechter als am Samstag. Es ist schwierig zu sagen, ob ich jetzt happy bin mit Platz 4... Das verpasste Podium stimmt mich ein bisschen traurig.

Der vierte Platz ist dein bestes Ergebnis seit Platz 2 in Laguna Seca im Juli?

Aha. Ja, es ist nicht einfach, auf Platz 4 zu fahren. Aber wenn man so nahe dran ist am Podest, möchte man auch drauf kommen.
Ich habe mir während dem Rennen noch gedacht: «Das muss doch jetzt klappen. Die Ducati vom Dovizioso musst du doch im Griff haben.»
Ich habe mich konzentriert, ich habe mir einen Plan zurechtgelegt. Aber es ist nicht gegangen.
Natürlich spielt im Hinterkopf mit, dass man nicht wieder runterfallen darf, dass man sich nicht wieder null Punkte leisten darf.
Es sind so viele kleine Faktoren, die dir da durch den Kopf gehen. Das versteht ein Aussenstehender gar nicht.

Und mit null Punkten wolltest du nach zwei Rennen auch nicht dastehen – wie jetzt Bautista?

Es ist unheimlich schwierig gewesen, nicht zu stürzen. Man hat es gesehen, Bautista, Crutchlow, Redding, es hat heute wieder einige erwischt.
Katar und Austin waren zwei komische Rennen. Jeder schimpft über die Reifen. An diesem Wochenende hier war es eigentlich nicht so schlimm, mit Ausnahme des Rennens, wo es losgegangen ist. In Katar gab es bereits viele Stürze übers Vorderrad, in Austin wieder einige Stürze übers Vorderrad. Das ist etwas kurios. Das gab es im Vorjahr nicht. Eine neue Situation.
Es muss sich etwas ändern. Irgendetwas muss passieren. Man sieht auch bei Topleuten wie Lorenzo, dass er bärig auf die Schnauze fliegt – wie in Katar. Es hat fast alle schon einmal erwischt.

Das Ziel war immer, um das Podest zu fighten. Das ist dir in Texas gelungen. Also musst du dich nicht verstecken?

Nein, ich muss mich nicht verstecken. Die Trainings in Katar waren nicht ganz so gut. Im Rennen haben wir gezeigt, dass ich es kann.
In Austin waren wir das ganze Wochenende gut. Der Freitag war okay, der Samstag war deutlich besser. Der Sonntag war auch nicht so verkehrt. Man sieht, dass Potenzial vorhanden ist, dass wir kein hoffnungsloser Fall sind.

Wie verbringst du jetzt die Zeit bis zum Argentinien-GP in zwei Wochen?

Ich fahre mit dem Auto nach Houston und fliege nach Jacksonville in Florida, wo ich einen Bekannten besuche. Dort bleiben wir eine Woche, dann geht’s nach Buenos Aires.

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