Stefan Bradl: «Es war wie auf Glatteis»
Für Stefan Bradl (24) hatte der Sturz in der 20. von 27 Runden beim Australien-GP auf Phillip Island ein paar nachteilige Auswirkungen.
Erstens zog er sich Prellungen am unteren Rücken und im Nackenbereich zu, zweitens rutschte er in der WM-Tabelle vom neunten auf den zehnten Platz (Bradley Smith drang vom zehnten auf den achten Rang vor) ab, drittens musste er im 16. Rennen den sechsten Nuller hinnehmen. Und viertens bekam er den ersten Penalty Point seiner Karriere, als Strafe für den Abschuss von Forward-Yamaha-Pilot Esparpargó, der nach seinem Ausscheiden verständlicherweise nicht gerade in Begeisterungsstürme ausbrach.
«Bradl sitzt seit drei Jahren auf dem besten Motorrad und fährt immer hinter mir rum», schimpfte der Spanier.
So mancher Insider fragte sich, warum Andrea Iannone für den Rammstoss gegen Dani Pedrosa (der dann aufgeben musste) keinen Strafpunkt erhalten hat. Die Antwort: Das Pramac-Team konnte dank der Datenaufzeichnung glaubhaft machen, dass «Crazy Joe» beim Runterschalten Getriebeprobleme hatte.
Stefan Bradl ist in der Nacht von Montag auf Dienstag mit Singapore Airlines um 01.15 Uhr von Melbourne über Singapur nach Kuala Lumpur geflogen und hat sich für die nächsten zwei Tage Fitness-Training und Entspannung verordnet.
Dass Héctor Barbera und Alvaro Bautista in Australien vom 14. und 17. Startplatz auf die Ränge 5 und 6 vordrangen, hat der Bayer zur Kenntnis genommen.
Er lag zum Zeitpunkt des Sturzes auf Platz 8, die Verfolger Redding, Bautista und Barbera hatte er längst deutlich abgehängt.
«Aber wer weiss, vielleicht hätte ich später sowieso wie alle andern am Schluss auch ähnliche Probleme mit dem asymmetrischen Vorderreifen gekriegt», überlegte Bradl. «Alle, die im Finish runtergeflogen sind, hatten wie ich diesen 35er-Vorderreifen drauf... Das war schon bitter für Cal Crutchlow, als er in der letzten Runde den zweiten Platz verloren hat. Und Pol Espargaró hat in der drittletzten Runde die Chance aufs Podest durch den Sturz verspielt. Aber es war wie auf Glatteis.»
Bradl führte sich am Sonntagabend das ganze Rennen noch einmal als Aufzeichnung zu Gemüte.
Und er weiss jetzt: Er wäre ohne seinem Crash in Turn 4 («Honda Corner», der auch Aleix Espargaró ins Verderben riss, zumindest Sechster geworden, denn Pol Espargaró und Crutchlow räumten sich später selbst aus dem Weg, Aleix hätte er vielleicht noch angreifen können.
Auch der Deutsche Gerold «Hugo» Bucher, Data-Recording-Engineer bei Weltmeister Marc Márquez, wunderte sich über die vielen Stürze der Stars. «Marc ist beim Geradeausfahren gestürzt», wunderte sich Bucher. «Er war überhaupt nicht in Schräglage. Sehr seltsam. Und alle Gestürzten hatten den asymmetrischen Vorderreifen drauf. Meines Erachtens ist das Rennen für diesen Reifen zu spät gestartet worden. Es ging um 16 Uhr los, im letzten Renndrittel sind die Temperaturen stark gesunken.»
Fazit: Repsol-Honda blieb erstmals seit dem Assen-GP 2009 ohne Punkte.
Dass er es dank seines Sturzes in der australischen Tageszeitung «Herald Sun» auf die Titelseite brachte, war für Stefan Bradl ein schwacher Trost.
Jetzt will er am Wochenende hier beim Malaysia-GP in Sepang ordentlich punkten. Er hält jetzt bei 96 Punkten, Iannone bei 102, Smith bei 96, der WM-Siebte Pol Espargaró bei 116, Aleix bei 117.
Bradl war 2011 hier im Moto2-Rennen Zweiter hinter Tom Lüthi (Abbruch nach Sturz von Axel Pons), 2012 stürzte er im strömenden Regen, 2013 zog er sich im vierten freien Training einen Bruch des rechten Fussknöchels zu; er musste auf das Rennen verzichten.