Niemand will dauernd Kawasaki und Ducati vorne sehen
Jonathan Rea (1) und Chaz Davies (7) holten 2016 zusammen 20 Siege in 26 Rennen
Seit Jahren wird das Reglement der Superbike-WM seriennaher, 2017 müssen das komplette Zündsystem, Drosselklappen, Einspritzung, Ansaugtrakt und Benzinpumpe dem homologierten Modell, also der Serie entsprechen. Für Federelemente, Bremsen und die Elektronik gibt es seit Jahren einen Kostendeckel. Alle diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Superbike-Klasse ausgeglichener und kostengünstiger zu machen.
In der Realität sieht es so aus, dass die Saisons 2015 und 2016, als die Motorräder so seriennah wie nie zuvor waren, von Kawasaki und Ducati dominiert wurden. Dieses Jahr schaffte mit Honda nur ein anderer Hersteller einen Sieg: Nicky Hayden in Malaysia im Regen.
Für 2017 wird erwartet, dass die Konkurrenz deutlich zulegt.
Honda hat eine neue Fireblade mit mehr Motorleistung zur Verfügung, außerdem mit Hayden und Stefan Bradl zwei erfolgreiche ehemalige Grand-Prix-Fahrer.
Aprilia hat sich mit dem finanzstarken Milwaukee-Team verbündet und bringt die neue RSV4 RR, welche sich allerdings kaum vom bisherigen Erfolgsmodell unterscheidet. Mit Eugene Laverty und Lorenzo Savadori sind zwei schnelle Fahrer unter Vertrag.
Yamaha wird mit der neuen R1 im zweiten Jahr sein, BMW mit dem Althea-Team ebenso.
Jeder geht davon aus, dass Kawasaki und Ducati nicht mehr so leicht durchmarschieren werden wie zuletzt, auch Daniel Carrera, Superbike Managing Director von WM-Vermarkter Dorna.
«Die Kombination aus Weltmeister Jonathan Rea und Kawasaki war dieses Jahr nicht zu schlagen», erzählte der Spanier SPEEDWEEK.com. «Damit sind wir glücklich. Nächstes Jahr würden wir aber gerne sehen, dass andere Hersteller und Fahrer ihm näher rücken.»
Ducati-Werksfahrer Chaz Davies gewann sieben der letzten acht Rennen und wurde im Kampf um WM-Rang 2 nur von Tom Sykes geschlagen, weil dieser Hilfe von seinem Kawasaki-Teamkollegen Rea erhielt. Bei Kawasaki ist seit Wochen zu hören, dass die neuen technischen Vorschriften für Ducati gemacht wurden. Die Dorna wolle Ducati vorne sehen, so der Vorwurf.
Carrera verneint dies: «Wir wollen, dass alle Hersteller und Fahrer konkurrenzfähiger werden. Es geht nicht darum, einem speziellen Hersteller zu helfen. Wir wollen, dass alle auf den technischen Level von Kawasaki kommen, dafür brauchen wir das passende Reglement. Für uns ist wichtig, dass alle aktuellen und auch zukünftigen Hersteller erfolgreich sein können. Wir wünschen uns enge Rennen – ist dem nicht so, ist das der Meisterschaft abträglich.»