SBK 2017: Fällt Anthony West wieder durch den Rost?
Fünfter im Regen von Sepang, sechsmal in den Top-10: Anthony West zeigte im Team Pedercini Kawasaki als Ersatz für den anfänglich verletzten und später gefeuerten Sylvain Barrier beachtliche Leistungen. Es brauchte einen Fahrer vom Kaliber Leon Haslam (Vizeweltmeister 2010), um beim Saisonfinale in Katar zu beweisen, dass sogar noch mehr möglich ist, als West zeigte – der Engländer brauste im Trockenen auf Rang 5.
Doch Haslam ist für Pedercini nicht verfügbar. Ihm ist das Paket nicht schlagkräftig genug, er unterschrieb für 2017 einen Vertrag mit Kawasaki Europa und wird vorzugsweise die Britische Superbike-Meisterschaft für Bournemouth Kawasaki bestreiten. Dazu das Suzuka Eight Hours und diverse Testarbeit für Kawasaki erledigen. Außerdem will er für Pedercini zweimal mit Wildcard Superbike-WM fahren, in Assen und Donington Park.
Als Haslam absagte, konnte sich West freuen. Doch auch zwei Wochen später gibt es keine Einigung mit dem Pedercini-Team, wie sein Manager Laurens Klein-Koerkamp SPEEDWEEK.com verriet.
«Die Situation mit Anthony ist schwierig», gibt der ehemalige Rennchef von Yamaha Europa zu. «Es geht nicht nur ums Geld, sondern auch darum, wie das Team organisiert ist. Ich vermute auch, dass das Team andere Fahrer in Betracht zieht. Wir müssen abwarten.»
Falls West nicht bei Pedercini unterkommt, wie sehen seine Alternativen aus? «Er könnte mit seinem japanischen 600er-Yamaha-Team in der Asiatischen Meisterschaft weitermachen, sie sind sehr glücklich mit ihm», erzählte der großgewachsene Niederländer. «Diese Meisterschaft wird in Indien, Malaysien, Indonesien, Thailand und Japan ausgetragen, dort fahren auch Takahashi, Koyama und Haga, der Level ist hoch. Dort sind werksunterstützte 600er-Teams unterwegs und Anthony wird bezahlt. Er hat allerdings keine Werksmaschine, trotzdem hat er die letzten zwei Rennen gewonnen – auf Strecken, die er nicht kannte.»
Nicht genügend Rennen in Asien
Problematisch für den Australier: Die Asien-Meisterschaft bietet nicht genügend Rennen, dieses Jahr sind es nur sechs. «Anthony würde am liebsten jedes Wochenende fahren», weiß Klein-Koerkamp. «Dieses Jahr kam es zu einer Terminüberschneidung mit Magny-Cours, deshalb konnte er dort nicht für Pedercini Superbike-WM fahren. Den Vertrag in Asien hatte er vorher unterschrieben. Bislang gibt es noch keinen Asien-Kalender 2017, für West hat die Superbike-WM Priorität. Dafür muss er aber auch einen Platz haben. Abgesehen von Pedercini führe ich mit keinem Team in der WM Gespräche, wir sind aber für alles offen. Anthony will sichergehen, dass er auf einem Motorrad sitzt, mit dem er ordentliche Resultate erreichen kann.»
Nationale Meisterschaften wie BSB oder IDM sind kein Thema für ihn? «West kann sich noch nicht mit dem Gedanken anfreunden, eine nationale Meisterschaft zu fahren», sagt sein Manager. «Wenn er ein gutes Motorrad und Team in der WM hat, kann er nach wie vor einen guten Job abliefern, das sehe auch ich so. Wenn er aber keine solche Chance erhält, dann frustriert ihn das und er fragt sich, ob das noch weiterhin Sinn macht – er ist schon so lange dabei. Klar, wenn ihm ein Team in einer nationalen Meisterschaft ein gutes Gehalt anbietet, dann ist das interessant für ihn. Trotzdem sieht er das als Rückschritt.»
West hat sich in seiner Karriere durch seine laxe Art und nicht immer diplomatische Ausdrucksweise vieles verbaut, kaum ein anderer fuhr in so vielen verschiedenen Teams und Meisterschaften wie der 35-Jährige.
Klein-Korkamp arbeitet 2016 das erste Jahr mit dem Australier zusammen, liegt es wirklich nur an seinem Alter, dass ihn kaum noch ein Team haben möchte, obwohl er erwiesenermaßen schnell ist? «Er muss sicher seine Kommunikation verbessern», weiß der Niederländer. «Man muss sich immer verbessern, das hat mit dem Alter nichts zu tun. Das hat mit seinem Charakter zu tun, er ist sehr introvertiert.»