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Paolo Ciabatti: Was Ducati von BMW unterscheidet

Von Ivo Schützbach
Ducati-Sport-Direktor Paolo Ciabatti erklärte im Exklusiv-Interview, weshalb Racing für den Hersteller aus Bologna überlebenswichtig ist. «Die Produkte müssen zur Mission passen», unterstreicht der Italiener.

Kein anderer Motorrad-Hersteller wird in der Außendarstellung so kompromisslos mit dem Attribut sportlich in Verbindung gebracht wie Ducati. In der Superbike-WM führt der Hersteller aus Borgo Panigale, einem Vorort von Bologna, beinahe alle Rekordlisten an. Niemand gewann in der seriennahen Weltmeisterschaft mehr Rennen und WM-Titel.

Doch seit Ducati in der Superbike-WM die Panigale einsetzt, gab es keinen Titel mehr. Der letzte Weltmeister ist Carlos Checa, er triumphierte 2011 auf einer Ducati 1098R. In der Saison 2017 ist Werksfahrer Chaz Davies nach 22 von 26 Rennen WM-Dritter, neun Punkte hinter dem Zweiten Tom Sykes. Dessen Kawasaki-Teamkollege Jonathan Rea steht bereits als Champion fest – zum dritten Mal in Folge.

Seit 2003 ist Ducati auch in der MotoGP-WM dabei, 2007 eroberte der Australier Casey Stoner den einzigen WM-Titel. Nach 14 von 18 Rennen in dieser Saison ist Werksfahrer Andrea Dovizioso mit vier Siegen Gesamt-Zweiter, zum führenden Marc Márquez (Repsol Honda) fehlen dem 31-Jährigen 16 Punkte.

SPEEDWEEK.com setzte sich mit Ducatis Sport-Direktor Paolo Ciabatti zum Vier-Augen-Gespräch zusammen, um über die Besonderheit der Marke und die Wichtigkeit des Rennsports zu reden.

Paolo, habt ihr je analysiert, ob euch das Engagement in der MotoGP- und Superbike-WM dabei hilft, Motorräder zu verkaufen?

Glaubst du, die Formel 1 hilft Ferrari Autos zu verkaufen? Oder würden sie auch Autos verkaufen, wenn sie nicht in der Formel 1 wären? Schwierig zu sagen.

Wenn wir mal die Scrambler außen vor lassen, haben alle Ducati-Modelle einen sportlichen Charakter. Wir sind überzeugt davon, dass Ducati zu dem wurde was es heute ist, weil wir Erfolg im Rennsport haben. Erst bei den Superbikes, seit 2003 auch in der MotoGP-WM.

Ducati ist die italienische Sportmarke, die roten italienischen Motorräder. Dieses Image wollen wir behalten, das Sport-Engagement hilft uns dabei. Natürlich braucht es auch gute Produkte und attraktive Designs. Auf das Rennimage alleine kann man sich nicht verlassen. Die Produkte müssen zur Mission passen.

Heute ist es nicht mehr so, dass man am Sonntag Rennen gewinnt und am Montag das Motorrad verkauft. Das gehört unglücklicherweise für alle der Vergangenheit an.

Momentan ist Ducati der einzige europäische Hersteller, der dazu in der Lage ist, in der MotoGP-WM erfolgreich zu sein, auf dem gleichen Level wie die Japaner zu fahren und Rennen in der höchsten Kategorie des Motorrad-Rennsports zu gewinnen. Das hilft uns dabei, unsere Marke dort zu positionieren, wo sie jetzt ist.

BMW fuhr nie MotoGP, in der Superbike-WM haben sie kein Werksteam und trotzdem verkauft sich deren Superbike S1000RR so gut wie kein anderes.

Ich kann dir jetzt keine genaue Analyse geben, aber offensichtlich brauchen einige Hersteller den Rennsport nicht. BMW ist bekannt dafür verlässlich zu sein, das ist deutsche Qualität. Was immer sie angehen, machen sie so gut wie möglich – wie es die gesamte deutsche Automotive-Industrie normalerweise tut.

Sie brauchen eventuell kein Racing-Image, um ihre Produkte zu verkaufen.

Ducati ist mehr eine emotionale Wahl. Bei Ducati ist es nicht so, dass man ein Produkt kauft, man begibt sich in eine eigene Welt.

Wie bei Harley-Davidson?

Ja, nur auf andere Art. Für Käufer von Sportmotorrädern gibt es viele Hersteller, die gute Produkte haben. Aber Ducati bietet eine eigene Welt.

Alles bei Ducati ist vom Rennsport beeinflusst, deshalb ist Racing so wichtig für uns. Die Menschen kaufen unsere Produkte, weil sie Teil unserer Welt sein wollen, weil sie diese spezielle Erfahrung machen wollen. Diese Erfahrungen sind gezimmert aus Emotionen und Racing. Uns in der MotoGP- und Superbike-WM zuzujubeln, gehört zu dieser Welt.

Nur wenige Menschen kaufen einen Ducati nur deshalb, weil sie ein gutes Motorrad ist. Sie wollen etwas anderes, etwas mit Passion, das ihnen etwas bedeutet. Der Mystizismus um Ducati ist aus vielen Elementen geschmiedet, Racing ist eines davon.

Viele Ducatisti fürchten, dass ihr mit eurem neuen V4-Superbike jene Gene verliert, die jahrzehntelang die großvolumigen Twins ausmachten.

Unsere Kunden sind mehr als Kunden, sie sind Fans. Wir achten darauf, dass wir mit ihnen auf einer Wellenlänge liegen. Was immer wir entwickeln, es wird das beinhalten, was Ducati immer schon auszeichnete.

Ihr verliert aber euer Alleinstellungsmerkmal bei den Superbikes, wie ihr es jetzt mit dem 1200-ccm-Zweizylinder habt. Aprilia hat auch ein V4-Superbike.

Unser V4-Motor ist ja nicht wie der von anderen Herstellern. Wir haben ihn in Misano vorgestellt, jeder kann sich sein eigenes Urteil bilden.

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