SBK-Teams: Den Hinterbänklern geht’s an den Kragen
Ayrton Badovini (vorne) stand in der Superbike-WM schon auf dem Podest: Mit der Grillini-Kawasaki unmöglich
«Interesse ist vorhanden, aber mehr als 22 Fahrer wird es nächstes Jahr in der Superbike-WM nicht geben», hält Dorna-Manager Gregorio Lavilla fest. «Unsere Herangehensweise ist, dass wir zu Teams, die von einem auf zwei Fahrer aufstocken möchten, nein gesagt haben. Wir haben ihnen geraten, dieses Geld stattdessen zu investieren. Wir bieten ihnen für nächstes Jahr eine gute Chance, sie müssen aber beweisen, das sie sich steigern können.»
Mit der Chance meint der Spanier das neue Reglement, mit welchem der Abstand zwischen dem Topteam eines Herstellers und dessen Privatteams technisch deutlich verringert wird.
Lavilla weiter: «Wir haben 22 Fahrer, da sind aber viele Teams dabei, die nur einen Fahrer haben. Das ist eine problematische Situation. Als erster Schritt ist das auf eine gewisse Weise gut, weil sie sich dann besser auf dieses Projekt konzentrieren und ihre Qualität steigern können. Andererseits ist das aber schlecht, weil es einfacher ist, ein Zwei-Mann-Team zu managen. Es ist auch effizienter. Würden uns alle Ein-Mann-Teams fragen, ob sie einen zweiten Platz haben können, hätten wir 30 Fahrer in der Startaufstellung. Wir unterstützen alle Teams bei den Reisekosten. Da macht es einen großen Unterschied, ob wir 22 oder 30 Fahrer haben. Wir reden nicht über Quantität, sondern immer über Qualität.»
«Einer wird immer Letzter», ist dem Ex-Rennfahrer bewusst. «Das ist im Sport so. Aber auch der Letzte muss konkurrenzfähig sein, darf nur einen bestimmten Rückstand und muss letztlich eine Chance haben.»
2018 sehen wir mit Orelac Kawasaki und Triple-M Honda mindestens zwei neue Teams im Feld. Kommen mittelfristig weitere starke Teams hinzu, müssen die ewigen Hinterbänkler um ihren Startplatz fürchten.
«Seit zwei Jahren beobachte ich diese Teams», so Lavilla gegenüber SPEEDWEEK.com. «Einiges hat sich verbessert, nicht die Resultate. Aber das Image und es gibt keine Ausfälle mehr auf der Rennstrecke. Nächstes Jahr haben wir technische Regeln, die den Teams den nächsten Schritt erlauben. Dann brauchen sie bessere Fahrer. Wenn ich dann höre, dass ein Team kein Geld hat, um bessere Fahrer einzukaufen, dann muss ich einschreiten. Ohne bessere Fahrer findet man keine Sponsoren, man muss aus dem Kreis ‹kein Geld, kein guter Fahrer, keine Ergebnisse› ausbrechen. So ein Team muss investieren. Oder alles beim Alten lassen und riskieren, dass jemand an die Tür klopft. Wenn du der Letzte auf der Liste bist, dann gehen dir die Optionen aus, wenn jemand Besseres kommt.»
Viele Teams aus nationalen Meisterschaften mussten erkennen, dass die Trauben in der Weltmeisterschaft höher hängen. Jüngstes Beispiel ist die Milwaukee-Truppe, welche 2015 mit Joshua Brookes und Yamaha die Britische Meisterschaft gewann, in SBK aber trotz Aprilia-Werksrennern und Weltklassefahrer Eugene Laverty hinter den Erwartungen bleibt.
«Nach wie vor haben Teams Angst in unsere Meisterschaft zu kommen», weiß Lavilla. «Weil sie sehen, dass das Meisterteam aus BSB mit gutem Budget strauchelt – erst mit BMW und jetzt mit Aprilia. Wie soll ich da ein Team mit ein oder zwei Millionen Euro Budget überzeugen, dass sie zu uns kommen und investieren? Der einzige Weg ist, dass wir ihnen die Werkzeuge in die Hand legen um zu beweisen, dass sie erfolgreich sein können. Was Leon Haslam in Donington Park geleistet hat, oder Toprak Razgatlioglu im Portimao-Test, sollte regelmäßig passieren. Es muss so sein, dass ein Team mit einer ordentlichen Struktur, einem Budget und einem guten Fahrer in der Lage ist, an einem Wochenende starke Resultate zu haben. Das ist die Philosophie hinter allen technischen Regeländerungen.»