Nakagami & Petrucci: SBK für Stefan Bradl der Plan B
Durch die Wechsel von Jack Miller ins Ducati-Werksteam und von Pol Espargaro zu Repsol Honda, sind in der MotoGP-Klasse einige Steine ins Rollen gekommen.
Danilo Petrucci verliert seinen Platz bei Ducati, sein Manager Alberto Vergani verhandelt jetzt mit den Werksteams von Aprilia und KTM über einen Verbleib in der Königsklasse. Gleichzeitig hat Ducati bereits angeboten, den 29-Jährigen 2021 an der Seite von Scott Redding im Aruba-Superbike-Werksteam fahren zu lassen.
Alex Marquez muss bei Repsol Honda für Pol Espargaro Platz machen und wird nächstes Jahr für LCR Honda starten. Dort muss dann entweder der 34-jährige Cal Crutchlow gehen oder der seit Jahren von Honda protegierte Takaaki Nakagami (28).
Crutchlow spricht seit 2019 darüber, dass er sich den baldigen Rücktritt vorstellen kann. Außerdem schließt der Engländer eine Rückkehr in die Superbike-WM bislang aus. Sein Teamchef Lucio Cecchinello ist aber überzeugt, dass Cal noch mindestens eine MotoGP-Saison anhängt.
Nakagami blieb in der MotoGP-WM bislang einiges schuldig, Honda kann sich deshalb vorstellen, ihn in die seriennahe SBK-Weltmeisterschaft zu transferieren und 2021 anstatt Leon Haslam an der Seite von Alvaro Bautista fahren zu lassen. Viel wird davon abhängen, ob Crutchlow weitermachen will oder nicht.
«Bei der Teamwahl spielen immer mehrere Faktoren eine Rolle», erklärte Hondas MotoGP-Testfahrer Stefan Bradl im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Da geht es um Geld, die Länge des Vertrags und welche sportlichen Aussichten man mit dem Material hat. Ich kann mir vorstellen, dass die Superbike-WM für die angesprochenen Piloten eine Möglichkeit ist. Nakagami fuhr schon viele Suzuka-Rennen, er hat Erfahrung mit dem Superbike. Crutchlow ist aus der Superbike-WM gekommen, vielleicht will er dort noch einen schönen Abschluss machen. Honda hat jetzt ein schlagkräftiges Team, das könnte eine Alternative sein.»
Während in der Premier-Class MotoGP jeder Hersteller den nächsten Quartararo mit Anfang 20 sucht, setzen von den Superbike-Werksteams fast alle auf langjährige Erfahrung. Yamaha hat mit Toprak Razgatlioglu (23) und Michael van der Mark (27) das mit Abstand jüngste Fahrerduo, Honda mit Bautista (35) und Haslam (37) das älteste.
«Junge Fahrer gehen ins Grand-Prix-Fahrerlager, weil sie die Hoffnung haben, in die MotoGP-Klasse zu kommen, das ist der große Traum», bemerkte Bradl. «Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, sich über den Umweg Supersport und Superbike zu behaupten, aber das ist meistens nur der Plan B. Wenn es dann im GP-Fahrerlager nicht so ganz klappt, dann versucht man es im Superbike-Paddock. Das gilt zumindest für Spanien und Italien, in England ist es anders. Die BSB hat eine große Tradition und ist interessant, von dort kommen die vielen Engländer, die man in der Superbike-WM sieht. Dort ist die Struktur von unten herauf eine andere.»