Van der Mark: Sanfte Arschtritte für Nicky Hayden
1974 wurde Henk van Kessel in der 50-ccm-Klasse Weltmeister. Nach ihm mussten die Niederländer 40 Jahre warten, bis sie mit Michael van der Mark in der Supersport-Klasse wieder einen Straßenweltmeister hatten. Seit 2015 fährt der 23-Jährige Superbike-WM und hat sich längst unter den Toppiloten etabliert. In den ersten acht Rennen der Saison 2016 fuhr van der Mark viermal aufs Podium, vor Imola ist er hinter Jonathan Rea (Kawasaki), Chaz Davies (Ducati) und Tom Sykes (Kawasaki) WM-Vierter.
SPEEDWEEK.com sprach mit Honda-Teammanager Ronald ten Kate über das Potenzial von van der Mark und das wiedererwachte Interesse an der Superbike-WM.
Im ersten Rennen in Assen hat Michael van der Mark um den Sieg gekämpft, als er stürzte. Warst du ihm deswegen böse?
Normal hätte er Punkte sammeln sollen, wir fahren um die Meisterschaft und nicht um ein einzelnes Rennen. Aber Assen ist sein Heimrennen und er war so nahe dran am Sieg. Als Fahrer musst du eine Entscheidung treffen, ob du das Rennen gewinnen willst oder nicht. Es gab nichts dazwischen.
Klar waren wir nach dem Sturz alle enttäuscht. Wir wären aber viel mehr enttäuscht gewesen, wenn er nicht versucht hätte zu gewinnen.
Stimmst du mir zu, dass es mit der Superbike-WM wieder aufwärts geht? In Assen waren schon lange nicht mehr so viele Zuschauer. Auch Aragón und Phillip Island war deutlich besser besucht als im Vorjahr.
Es gab viel Gerede und zahlreiche Meinungen wegen des neuen Zeitplans. Jetzt wissen wir, dass er funktioniert und mehr Leute an die Rennstrecke lockt. Die Rennen dieses Jahr sind aufregend, es geht vorwärts.
Assen war auch das Heimrennen des Ten-Kate-Teams. Habt ihr gemerkt, dass das Interesse gestiegen ist?
Wir hatten am Wochenende zuvor unseren Pit-Stop-Tag im Geschäft in Nieuwleusen, ich traute kaum meinen Augen, so viele Leute waren da. Das hat auch mit Michael van der Mark zu tun, mit ihm ist der Motorsport wieder in den Schlagzeilen. Halb interessierte Leute sind auf einmal wieder sehr interessiert. Und Leute, die sich bisher nicht um Rennsport scherten, beginnen sich dafür zu interessieren. Michael war die letzten Wochen in allen Tageszeitungen, wir sehen jetzt deutlich, dass ein Nationalheld sehr hilft.
WM-Vermarkter Dorna scheint den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.
Die niederländischen Fans müssen sich freuen, dass der 23-jährige Michael dem ehemaligen MotoGP-Weltmeister Nicky Hayden ständig in den Hintern tritt?
So hart tritt er ja nicht zu... Michael kommt halt vor ihm ins Ziel. Ein Arschtritt wäre für Nicky, wenn er 10 oder 15 Sekunden hinter Michael ins Ziel kommen würde. So wie es Jonathan Rea in der Vergangenheit mit seinen Teamkollegen gemacht hat. Das waren Arschtritte vom Feinsten.
Nicky ist immer da, er ist nicht weit entfernt.
Dass Michael in Assen um den Sieg kämpfen würde, habe ich mehr oder weniger erwartet. Nicky war eine Überraschung für mich, dass er direkt an Michael dran war.