Lowes schneller als Espargaró: Yamaha aufgeschreckt!
Alex Lowes trat bei Yamaha aus dem Schatten
Alex Lowes fuhr zusammen mit Pol Espargaró und Katsuyuki Nakasuga den zweiten Suzuka-Sieg in Folge für das Yamaha Factory Team ein. Der Engländer hatte Ende Juli die Ehre, den letzten Stint zu fahren und den Triumph ins Ziel zu bringen.
Dabei war Lowes anfänglich nur das dritte Rad am Bike, die Yamaha-Ingenieure schenkten ihm kaum Beachtung. Erst als er im Training mit 20 Runden alten Reifen 0,5 sec schneller fuhr als MotoGP-Ass Pol Espargaró, wachten sie auf. «Plötzlich scharten sich 16 Yamaha-Ingenieure um Alex und hörten ihm bedächtig zu», schmunzelte Pata-Yamaha-Teamchef Paul Denning.
Yamaha wird demnächst das Werksteam für 2017 bekanntgeben, der Vertrag mit Lowes wurde um ein Jahr verlängert, Michael van der Mark kommt von Honda und ersetzt den ehemaligen Weltmeister Sylvain Guintoli.
«Suzuka ist ein sehr wichtiges Rennen für Yamaha, es ist super, dass wir dort gewonnen haben und ich gute Arbeit erledigen konnte», sagte Lowes zu SPEEDWEEK.com. «Hoffentlich hilft das ein bisschen für die Zukunft und wir bekommen mehr Unterstützung für das Superbike-Team – wir sind nicht weit weg von der Spitze. Ich habe nicht gerade eine gute Saison, lange Zeit war ich verletzt. Und seit ich gesund bin, sind die Resultate auch nicht großartig.»
Alex, du bist in Suzuka schnellere Rundenzeit als der hochgelobte Pol Espargaró gefahren. Hat das Yamaha Japan gebraucht um zu begreifen, wie hoch der Level in der Superbike-WM ist?
Nach dem ersten Test war ihnen klar, dass ich schnell bin und sie fragten mich, weshalb ich bei den Superbikes nicht gewinne. Jetzt wissen sie, wie hoch der Level ist und verstehen unsere Situation besser. MotoGP ist ihr Hauptprojekt, es ist deshalb schwierig, wirklich viel Unterstützung von ihnen zu bekommen. Aber ich merke, dass es viel besser wurde, seit Imola helfen uns Leute von Yamaha Japan. Auch in Sepang waren Techniker von ihnen da. In Imola machten wir eine drastische Änderung an der Grundabstimmung, mit dieser fahren wir bis heute.
In welchen Bereichen braucht die Yamaha dringend Verbesserungen?
In allen. Am Wichtigsten ist für mich, dass wir die Beschleunigung verbessern. Wir müssen die vorhandene Leistung besser auf den Boden bekommen. Da geht es um das Zusammenspiel der Federelemente, des Chassis’ und der Elektronik. Während des Lausitzring-Tests diese Woche haben wir für das Chassis gute Lösungen gefunden, unser Grundproblem blieb aber bestehen. Das müssen wir hinbekommen, um einen Schritt nach vorne zu machen.
Steckt genügend Potenzial in der Yamaha, um 2017 gegen Kawasaki und Ducati um den Titel zu kämpfen?
Gäbe es ein echtes Yamaha-Werksteam, wären wir mit diesem Motorrad besser als die genannten. Das Potenzial dafür ist da. Wenn ich einer Kawasaki oder Ducati hinterherfahre, sind sie in einigen Bereichen besser. Aber das Gesamtpaket? Wir verlieren in gewissen Bereichen sehr viel, das Motorrad an sich ist aber fantastisch.
Nimm die Serienversion der R1 und geh damit auf die Rennstrecke. Das Motorrad ist extrem gut, deshalb ist es für uns umso niederschmetternder, wenn wir als Team nicht umsetzen können, was wir gerne würden.
Das perfekte Zusammenspiel aus Motorrad, Elektronik und Reifen zu schaffen, ist harte Arbeit. Teams mit mehr Ressourcen, wie Kawasaki und Ducati, tun sich leichter.
Unser Motorrad liegt nicht weit zurück, ich fahre auch nicht so gut wie Jonathan Rea oder Chaz Davies. Sie haben sehr viel Vertrauen und stehen jedes Wochenende auf dem Podium. Wenn uns mal zwei oder drei gute Resultate in Folge gelingen, dann sind wir bei der Musik und es läuft besser. Aber diesen ersten Schritt zu machen, ist wirklich schwierig.
Weshalb sind Crescent als Team und Yamaha Europa nicht in der Lage, diese Entwicklungen voran zu treiben? Warum braucht es die Unterstützung durch Yamaha Japan?
Sie können das, aber es dauert lange. Mit den vorhandenen Leuten ist nicht mehr möglich in der Kürze der Zeit. Das ist ganz normal: Wenn du mehr Leute, mehr Unterstützung und mehr Geld hast, dann geht die Entwicklung schneller. Das kann man niemandem in die Schuhe schieben, so sind die Fakten.
Wir sind ein kleines werksunterstütztes Team, das mit den vorhandenen Möglichkeiten ordentliche Arbeit abliefert. Obwohl ich spüre, dass die Unterstützung durch Yamaha Japan mehr wird, will man immer mehr, Verbesserungen sollen immer früher kommen. Verglichen mit anderen Teams sind wir ein kleines Team, schau dir nur die Zahl der Mitarbeiter an.