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Markus Reiterberger: «Habe sehr an mir gezweifelt»

Von Ivo Schützbach
«Sobald du gute Ergebnisse holst, hat dich wieder jeder auf der Rechnung», impfte Werner Daemen seinem Schützling Markus Reiterberger nach dessen Rückzug aus der Superbike-WM ein. Genau so ist es.

Markus Reiterberger gewann nicht nur das Rennen der Superstock-1000-EM in Jerez, er führte die Gegner vor. Und das, ohne vorher mit den Reifen getestet zu haben, ohne ausgefeilte Abstimmung der Federelemente und Elektronik für die profilierten Pirelli.

Jerez war von Werner Daemens Team Van Zon Remaha BMW als Test für 2018 gedacht, dann wird Reiti die komplette Serie bestreiten. «Er soll konstant aufs Podium fahren und die Meisterschaft gewinnen. Erwarten kann man das aber nicht», weiß der Teamchef.

Zeitweise fuhr Reiti über eine Sekunde schneller als der Rest des Feldes. Als seine Gegner nur noch 1:44er-Zeiten zustande brachten, fuhr der Obinger 1:42 hoch. So konnte er von Pole-Position kommend in den letzten Runden über 5 sec Vorsprung herausfahren.

Überrascht hat diese Leistung nur bedingt, Experten hatten nie Zweifel am Talent des 23-Jährigen.

Doch wenn das Umfeld nicht stimmt, und sich so ein junger Mann im Team nicht wohlfühlt, wenn seine Wünsche ignoriert und er von oben herab behandelt wird, dann muss sich kein Teamchef wundern, wenn nicht 100 Prozent des Potenzials ausgeschöpft werden.

SPEEDWEEK.com setzte sich mit Reiti nach seinem Jerez-Triumph zum Vier-Augen-Gespräch zusammen.

Markus, als du dich im April vom Team Althea getrennt und aus der Superbike-WM zurückgezogen hast, warst du mental am Boden. Dein Manager Werner Daemen sagte immer, dass du an dir arbeiten und gute Resultate bringen musst, nur das zählt im Rennsport. Dann kommst du von alleine zurück ins Geschäft.

Er hatte Recht.

Ich habe damals nicht jegliche Hoffnung verloren, aber schon ziemlich an mir gezweifelt. Mein ganzes Umfeld hat mich immer unterstützt und mir gesagt, dass wir es schaffen.

Was wir gemacht haben, war der logische Schritt. Einige haben sich abfällig geäußert, dass ich zurück bin in die IDM. Aber das ist egal, man muss immer versuchen vorne zu sein, egal wo man fährt. Ich bin dieses Jahr in verschiedenen Klassen gefahren und war überall vorne dabei.

Wir sind eine schlagfertige Truppe.

Hat sich in den schwierigen Zeiten auch gezeigt, wer wirklich hinter dir steht und wer dich nur bei Erfolg umschwärmt?

Ich habe zum Glück lauter Personen um mich, die immer an mich geglaubt haben. Aber sicher gibt es immer welche, die sagen, dass ich es nicht drauf habe.

Ich muss jetzt ein bisschen tief stapeln, das ist Superstock. Das ist schon gut, aber unser Ziel ist die Superbike-WM – dafür muss man mindestens auf diesem Level fahren.

Die Klasse Superstock 1000 ist hart umkämpft, viele fahren mit der Brechstange. Davon hast du an der Spitze nichts mitbekommen. Schaut es anders aus, wenn du von Startplatz 10 kommst?

Das stimmt, die ganzen Zweikämpfe in dieser Klasse sind brutal. Viele Fahrer sind auf einem extrem hohen Level. Ich hatte das Glück, dass ich ganz vorne starten durfte. Wenn du zwei Zehntelsekunden im Training langsamer fährst, dann bist du Fünfter oder Zehnter und steckst mitten im Pulk. Dann musst du erst mal nach vorne fahren.

Nach Seriensiegen in der IDM bist du daran gewöhnt, dass die Leute von dir erste Plätze erwarten. Ist es dein Anspruch, das so in der Superstock-1000-EM 2018 fortzusetzen?

Natürlich will ich vorne mitfahren und diese Meisterschaft gewinnen. Das ist unser Anspruch, man muss aber immer tief stapeln, weil man nie weiß was kommt. Es gibt immer unbekannte Faktoren wie die Reifen, die sind in jeder Klasse anders und man muss erst mal damit zurechtkommen.

Für den Moment haben wir das geschafft, ich bin froh, dass ich in einem so guten Team bin.

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