Formel 1 2017: Weniger Zeit für Teams vor Start
Bernie Ecclestone auf der Startaufstellung
Seit Jahren geht in der Boxengasse vor einem GP-Start um 13.30 Uhr die Ampel auf Grün, dann haben die Rennställe eine Viertelstunde Zeit, um ihre Autos auf die Startaufstellung zu stellen. In diesen fünfzehn Minuten werden letzte Checks gemacht, die Piloten können so oft bei den Mechanikern vorbeischauen, wie sie wollen. Auch die Anzahl Proberunden ist nicht begrenzt. Aber das könnte sich bald ändern.
Auf Vorschlag von Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone soll die Fahrzeit auf acht Minuten eingedampft werden – von 13.30 Uhr bis 13.38 Uhr. Ecclestone will damit auf das Problem reagieren, dass die Fahrer seit Einführung der Gruppenaufstellung zur Nationalhymne kaum noch Zeit für sich selber haben. Um etwa aufs Klo zu gehen. In Brasilien beispielsweise kamen entweder zu spät oder gar nicht zur Zeremonie vor dem Grand Prix – Jenson Button, Valtteri Bottas und Sebastian Vettel. In Interlagos fuhren die Piloten mehr Runden als üblich, um sich mit der regennassen Bahn vertraut zu machen.
Ecclestone will auch auf Beschwerden der TV-Anstalten reagieren, die monieren, sie hätten vor den Grands Prix zu wenig Zeit für letzte Interviews mit den Piloten.
Der Vorschlag von Bernie ist in Abu Dhabi mit Rennleiter Charlie Whiting und den Team-Managern diskutiert worden. Nun geht er durch die übliche Entscheidungs-Kaskade der Formel 1.
Formel-1-Entscheidungsfindung: So geht es
Die Entscheidungsfindung im Formel-1-Sport ist komplex. Verschiedene Arbeitsgruppen reichen ihre Ideen der so genannten Strategiegruppe weiter. Sie besteht aus Vertretern von sechs Rennställen (gegenwärtig sind das Ferrari, Red Bull Racing, Mercedes, McLaren-Honda, Williams und Force India), des Autoverbands FIA sowie der «Formula One Group». Jede dieser drei Parteien besitzt sechs Stimmen.
Der weitere Ablauf: Die Ideen der Strategiegruppe gehen an die Formel-1-Kommission. Die hat nur die Möglichkeit, einen Vorschlag abzunicken oder abzulehnen. Über die gegenwärtige Zusammensetzung der Kommission ist im FIA-Reglement nichts zu finden. Einst bestand sie aus: einem Vertreter von «Formula One Management» (also Bernie Ecclestone) sowie der FIA (üblicherweise der Präsident), aus Vertretern aller Rennställe, aus sechs Rennpromotern (drei aus Europa, drei aus Übersee), die von FOM aufgestellt werden, aus zwei Vertretern von Rennstrecken (eine aus Europa, eine aus Übersee), von den Teams ernannt, dazu aus Repräsentanten des Reifenherstellers (also Pirelli), der Motorenhersteller sowie der Sponsoren (zwei, aus verschiedenen Marktbereichen). Somit kamen wir (abhängig von der Anzahl Teams) auf ein Gremium von 24 Fachleuten.
Allerdings haben wir nicht eine Stimme pro Vertreter. Es gibt immer zwölf Team-Stimmen, ungeachtet dessen, ob wir nun zwölf Rennställe haben oder elf wie derzeit. Wenn von diesen elf eine interne Abstimmung zum Beispiel 6:5 ausgeht, so wird die restliche Stimme zur Mehrheit addiert (7:5). Wir kommen somit auf 25 Stimmen.
Auch die «Formula One Group» ist machtvoll: kein Rennpromoter würde es sich bei Abstimmungen mit jener Firma verscherzen, welche die Rennen vergibt! Die FIA hingegen hat hier so gut wie nichts zu melden.
Ist in der Kommission ein Vorschlag gutgeheissen, geht der zum Abnicken an den so genannten Weltrat der FIA. Hier könnte die FIA eine Idee blockieren. Die Ratsmitglieder stellen sich in der Regel hinter ihren Präsidenten, schliesslich wollen sie ihre feinen Posten nicht verlieren.
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