Carlos Sainz (Toro Rosso): Schmerzen wegen Alonso
Carlos Sainz
El Hormiguero (der Ameisenhaufen) ist in Spanien eine beliebte TV-Sendung von Antena3, eine kunterbunte Mischung aus Wissenschaft, Comedy und Politik. Seit gut zehn Jahren wird sie ausgestrahlt, und in der jüngsten Ausgabe war Toro-Rosso-Fahrer Carlos Sainz zu Gast.
Der 22jährige Madrilene war bestens gelaunt, die meiste Zeit über wurde tüchtig geflachst, aber zwischendurch wurde der Sohn der Rallye-Legende gleichen Namens auch ernst. Etwa, als es um den furchterregenden Unfall seines Vaters bei der Rallye Dakar ging. Carlos Sainz sagte: «Zum Glück hatte Papa ein Satellitentelefon, und keine halbe Stunde nach dem Crash rief er uns an, um zu sagen, dass er mehr oder weniger okay sei. Ich selber habe ihn kaum gehört, weil Mama so am Hörer klebte. Sie sagte mir dann, was passiert ist. Die Bilder vom Crash haben wir erst später im Fernsehen gesehen, zum Glück, denn das sah wirklich übel aus. Letzlich war es ein Fahrfehler, wie er in unserem Job eben vorkommt.»
Der junge Sainz spricht auch über die Formel 1: «In diesem Jahr habe ich ein Spitzentempo von 368 Sachen erreicht. Wir fällen bei unseren Angriffen Entscheidungen in Bruchteilen von Sekunden, ich kenne keinen anderen Sport, in dem du in so kurzer Zeit vom Held zum Deppen werden kannst.»
Sainz wird gefragt, was er eigentlich für ein Privatauto fahre, und der Spanier antwortet: «Einen ganz einfachen Golf. Den mag ich sehr. Ich drehe fast durch, wenn ich dem Auto nur die kleinste Delle verpasse. Ich weiss nicht, was schlimmer ist: ein Kratzer im Golf oder eine Berührung mit dem Formel-1-Renner. Ich weiss aber: Wenn ich mit dem GP-Auto einen Schaden verursache, dann sterbe ich fast vor Scham meinen Mechanikern gegenüber.»
Und wie benimmt sich ein Sainz im Strassenverkehr? Carlos kichert: «In letzter Zeit gab es mit der Strassenpolizei keine Probleme, aber vielleicht liegt das auch daran, dass mich inzwischen mehr Beamte kennen.»
Die Mechaniker zuvor sind ein gutes Stichwort, denn Carlos Sainz enthüllt, dass er sich mit seiner Truppe einen Spass daraus macht, den gegnerischen Piloten Spitznamen zu verpassen: «Nico Rosberg nannten wir DiCaprio, Felipe Massa ist Massage. Ich mag Felipe übrigens sehr, ein toller Kerl. Vettel ist für uns Vitello, Bottas nennen wir Bottarelli – und Alonso heisst bei uns Alfonso.»
Zum zweifachen Champion aus dem gleichen Land meint Sainz: «Fernando hat sich ein wenig um meine Karriere gekümmert, er war mein Mentor, seit ich fünfzehn Jahre alt war, das hat uns noch näher zusammengebracht. Ich glaube, ohne Alonso wäre ich kaum in der Formel 1, ich verdanke ihm wirklich sehr viel. Es schmerzt mich zu sehen, wie er um achte und neunte Ränge kämpfen muss.»