Mercedes gegen Ferrari und Vettel: Bottas als Opfer?
Toto Wolff und Valtteri Bottas
Der Spanien-GP gibt der Formel-1-WM 2017 möglicherweise eine neue Richtung. Mit einem Schlag hat Barcelona-Sieger Lewis Hamilton den Team-internen Vorsprung auf Valtteri Bottas auf 35 Punkte ausgebaut, es steht nach dem Motorschaden im Wagen des Finnen nun 98:63 für den dreifachen Weltmeister aus England.
Noch grösser ist der Abstand zwischen den beiden Ferrari-Piloten. Sebastian Vettel ist noch immer WM-Leader, mit 104 Punkten, Kimi Räikkönen ist nach seinem Ausfall in Spanien auf 49 Zählern sitzengeblieben.
Natürlich machen die britischen Medien jetzt noch mehr Druck: Mercedes, so argumentieren sie, müsse nun endlich ganz auf die Karte Lewis Hamilton setzen, um Sebastian Vettel und Ferrari Paroli zu bieten. Sonst werde der Deutsche zum lachenden Dritten, wenn sich die Silberpfeilfahrer gegenseitig die Punkte wegschnappen.
Es wäre nicht das erste Mal, dass so etwas passiert. Bei Williams beharkten sich Mitte der 80er Jahre Nigel Mansell und Nelson Piquet. Alain Prost profitierte. Bei McLaren liess Teamchef Ron Dennis den Alphatieren Fernando Alonso und Lewis Hamilton 2007 so viel Freilauf, bis Kimi Räikkönen den Titel holte. Alles schon mal dagewesen.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff ist das Thema Stallorder nicht geheuer. Der Wiener sagte schon vor dem Spanien-GP gegenüber dem deutschen Sportinformationsdienst: «Das Thema ist zurecht sehr kontrovers, niemand will so etwas wie früher sehen.»
Früher, das war als Ferrari-Teamchef Jean Todt den aufsässigen Rubens Barrichello in Österreich 2001 zur Seite orderte, was mit einem handfesten Skandal endete. Legendär der Spruch des Franzosen vom Kommandostand: «Let Michael pass for the championship!»
Nein, so etwas will Wolff nicht, meint aber auch: «Ich glaube, dass es damals auch ein anderes Umfeld war. Heute ist alles transparenter. Deshalb wäre eine so brutale Stallorder nichts, was wir machen wollen oder machen würden.»
Nach dem Spanien-GP kamen von den britischen Kollegen erneut Fragen zur Rollenverteilung bei Weltmeister Mercedes. Immerhin liege Bottas nicht nur 35 Punkte hinter Hamilton, sondern schon 41 Zähler hinter WM-Leader Vettel.
Toto Wolff sieht aber keinen Grund, von seinem Kurs abzuweichen: «Ja, der Abstand ist nach dem Spanien-GP ziemlich gross. Aber wir haben jetzt eben mal fünf Rennen hinter uns, noch vierzehn weitere stehen aus. Es gibt für uns keinen Grund, einen Piloten zu favorisieren und schon gar nicht zu so einem frühen Zeitpunkt der Saison. Nein, wir machen weiter wie bisher.»