Lewis Hamilton (Mercedes): «So viel Tod um uns herum»
Lewis Hamilton
Lewis Hamilton gehört einem kleinen Kreis von Rennfahrer an. Mehrfacher Formel-1-Weltmeister und mehrfacher Monaco-Sieger, das haben nur acht weitere Renn-Asse geschafft (Juan Manuel Fangio, Graham Hill, Jackie Stewart, Niki Lauda, Alain Prost, Ayrton Senna, Michael Schumacher und Fernando Alonso).
Für Lewis ist Monte Carlo auch sein anderes Heimrennen neben Silverstone: Denn seit Jahren wohnt der 55fache GP-Sieger im Fürstentum.
Monaco 2017 ist nicht nur die 75. Ausgabe jenes Grand Prix, den alle Formel-1-Fahrer gewinnen wollen, es ist für Hamilton auch die Chance, mit seinem grossen Idol Ayrton Senna gleichzuziehen. Fährt Hamilton am Samstag im Abschlusstraining Bestzeit, dann kommt er wie der unvergessene Brasilianer auf 65 Pole-Positions (noch besser machte es nur Michael Schumacher, mit 68 Poles).
Ausgerechnet in Monaco, wo Senna seine grössten Erfolge einfuhr, auf Augenhöhe mit Senna zu ziehen, das wäre für Hamilton traumhaft.
Lewis vor dem Monco-GP-Wochenende: «Unwirklich – ein besseres Wort fällt mir nicht dafür ein. Ich meine, ich habe als Kind die Rennen von Senna im Fernseher gesehen und habe gedacht, das will ich auch machen! Und nun kann ich in Sachen Poles mit ihm gleichziehen, das ist schon ein wenig merkwürdig.»
«Monaco ist immer wieder eine tolle Erfahrung. Ich wohne ja hier, und bin oft unterwegs, zu Fuss, mit dem Motorrad, mit dem Auto. Und ich denke jedes Mal – hier fahren wir mit 300 Sachen! Das ist doch komplett durchgeknallt.»
Dann wird Lewis Hamilton ganz nachdenklich, denn er wird auf den Bombenanschlag von Manchester angesprochen. Der Mercedes-Star meint: «Wir leben schon in einer verrückten Welt. Sie ist an sich so schön, aber ich habe den Eindruck – besonders 2017 ist so viel Tod um uns herum. Da stellst du dir schon Fragen. Sind wir überhaupt noch irgendwo sicher? Können meine Liebsten in Sicherheit ihr Leben geniessen? Ich habe versucht, das auf den sozialen Kanälen in Worte zu fassen, aber ich tue mich schwer. Was in der Welt passiert, macht mir Sorgen. Ich kann nicht ansatzweise erfassen, was die Angehörigen der Opfer durchmachen müssen. Aber du kommst irgendwann auch an einen Punkt, an dem du diese dunklen Gedanken in eine Schublade legen und dich auf deine Aufgaben konzentrieren musst.»
Zurück zu Senna. Der Brasilianer sprach nach einer Monaco-Runde von einer fast spirituellen Erfahrung. Hamilton schmunzelt: «Ayrton wusste schon, wie er mit Worten umgehen konnte. Da erinnert er mich an Muhammad Ali. Der wusste auch immer, was genau er sagen musste, um eine maximale Wirkung zu erzielen. Ich jedenfalls habe noch nie die perfekte Runde gefahren, denn die halte ich für einen Mythos. Du kannst es immer noch besser machen. Das ist ja ein Teil der Herausforderung Formel 1.»