Gene Haas fordert: «Kein Sozialismus in der Formel 1»
Gene Haas bezeichnet einige Ideen der neuen Formel-1-Besitzer als nervenzermürbend
An diesem Wochenende bestreitet das Haas-Team seinen 27. GP-Einsatz. Der Rennstall von Gene Haas ist der jüngste WM-Teilnehmer in der Startaufstellung und entsprechend überschaubar ist die Erfahrung, die der US-Unternehmer mit dem früheren Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone gemacht hat. Noch kleiner fällt der Erfahrungsschatz des 64-Jährigen mit den neuen Entscheidungsträgern der Mehrheitseigner um Liberty Media aus.
Dennoch wagt der Teamchef eine erste Einschätzung der Änderungen, die vom neuen Formel-1-Oberhaupt Chase Carey umgesetzt wurden. Und die fällt positiv aus. «Soweit ich es erkennen kann, machen sie alles richtig. Sie haben uns mehrmals in unserer Hospitality besucht, um uns nach unserer Meinung zu fragen und herauszufinden, was uns wichtig ist. Sie scheinen viele Ideen zu haben, und einige davon sind unumstritten, etwa was die Lockerung der Regeln für den Umgang mit Video-Clips im Netz angeht. Ich denke, das alles ist sehr, sehr positiv.»
Der 64-Jährige aus Kalifornien hat aber auch kritische Töne für die Vorhaben der neuen Machthaber. Denn diese wollen etwa die Verteilung der Formel-1-Einnahmen revolutionieren. «Soviel ich verstanden habe, werden die neuen Besitzer genau das tun, was neue Besitzer für gewöhnlich tun: Sie werden den Profit maximieren und die Kosten senken wollen. Und da wir auf der Kosten-Seite sind, ist das Ganze natürlich etwas nervenzermürbend. Andererseits muss man auch sagen, dass die Formel 1 eine Art Kronjuwel ist, es könnte also gut sein, dass sie da etwas vorsichtiger zu Werke gehen und sich alles von selbst ergeben wird», sagt der Teamchef.
Und Haas erklärt: «Da wir die Neulinge im Feld sind, profitieren wir noch nicht so stark wie andere von den Geldern, die verteilt werden. So gesehen ist jeder Betrag, der uns zugesprochen wird, auch herzlich willkommen.» Er warnt aber auch: «Aber ich denke, wir müssen da sehr, sehr vorsichtig sein, wenn es um die Verteilung des Vermögens geht. Denn da sind einige Teams an der Spitze, die seit 50 Jahren dabei sind und deshalb ein Recht auf eine grössere Beteiligung an den Einnahmen haben. Ich sage damit natürlich nicht, dass die Teams am Ende des Feldes nicht mehr Geld verdient haben, vielmehr meine ich damit, dass die Spitzenreiter ein grösseres Stück vom Kuchen verdient haben. Man kann die Verteilung nicht willkürlich ändern, denn wenn man Rennen gewinnt, muss sich das auch lohnen. Es darf nicht in Sozialismus ausarten. Abgesehen davon ist alles andere verhandelbar.»
«Die Geldverteilung ist auch in anderen Serien, wie etwa der NASCAR ein schwieriges Thema. Die Teambesitzer haben Mühe, grosse Sponsoren anzuziehen, da die Zuschauerzahlen sinken. In der NASCAR war es sehr, sehr schwierig, eine Regelung zu finden. Und ich glaube, dass die Teams mittlerweile Probleme haben, Hauptsponsoren zu finden, die rund 25 Millionen Dollar bringen. Die sind heutzutage selten geworden, die meisten Geldgeber, die ich in der NASCAR kenne, bringen zwischen 5 und 10 Millionen Dollar mit, deshalb braucht man auch mehrere Sponsoren für die unterschiedlichen Meisterschaftsläufe.»