FP1 Austin: Lewis Hamilton schneller als Vettel
Die GP-Stars mussten ihre Arbeit in Austin auf feuchter Bahn in Angriff nehmen, denn vor dem ersten freien Training zum US-GP ging ein Regenschauer über dem Circuit of The Americas nieder. Bis auf Lance Stroll, der gleich auf den Regenreifen ausrückte, wählten sämtliche Piloten die Intermediate-Mischung für ihre erste Ausfahrt.
Nicht nur, weil die Pistenverhältnisse danach verlangten: Die Reifen für die abtrocknende Bahn wurden vor dem 17. WM-Lauf von den Pirelli-Ingenieuren angepasst und die Lauffläche verbessert. Am Schnellsten schaffte es zunächst WM-Leader Lewis Hamilton um den 5,513 km langen Rundkurs. Als der Mercedes-Pilot die Start-Ziel-Linie kreuzte, blieb die Stoppuhr bei 1:50,146 min stehen.
Red Bull Racing-Talent Max Verstappen, dessen
Vertragsverlängerung mit dem Team aus Milton Keynes kurz vor dem Training verkündet worden war, blieb zunächst 0.168 sec langsamer als der Brite. Mit seinem Rückstand von 0.383 sec war der zweite Silberpfeil-Pilot Valtteri Bottas deutlich langsamer als sein Stallgefährte unterwegs. Auch Daniel Ricciardo nahm es gemütlicher als der 20-Jährige an seiner Seite und war deshalb mehr als eine halbe Sekunde langsamer als der Spitzenreiter unterwegs.
Nach 13 Minuten wurde es ruhig am texanischen Rundkurs. Einzig Toro Rosso-Neuling Brendon Hartley sorgte für Unterhaltung. Den 27-jährige Neuseeländer hat man in letzter Minute für den US-GP verpflichtet, weil Toro Rosso-Aufsteiger Pierre Gasly an diesem Wochenende in Suzuka um den Titel in der japanischen Formelsport-Serie Super Formula kämpfen muss.
Doch auch der Neuling im Feld bog bald an die Box ab und in der Folge waren bloss Ricciardo und Sean Gelael, der im Toro Rosso-Renner von Daniil Kvyat am ersten Training teilnehmen durfte, auf der Strecke unterwegs.
Fehler von Ricciardo, Gelael und Ocon
Trotzdem dauerte es nicht lange, bis die gelben Flaggen geschwenkt wurden. Der Grund: Routinier Ricciardo hatte sich ausgangs der neunten Kurve nach einem Ritt über die nassen Randsteine gedreht. Der Australier hatte Glück im Unglück und konnte unverrichteter Dinge weiterfahren.
Auch Gelael blieb nicht fehlerfrei. Der Indonesier vertat sich in der 15. Kurve und unternahm einen Ausflug neben die Piste, der auch ohne Folgen blieb. Kurz darauf wurde die doppelte gelbe Flagge in der vorletzten Kurve gezeigt. Auslöser dafür war der mittlerweile ausgerückte Force India-Pilot Esteban Ocon, der wie seine Kollegen zuvor unversehrt aus dem Ausrutscher hervorging.
Verstappen gab derweil richtig Gas und setzte sich kurz vor Ablauf der ersten halben Stunde mit 1:47,922 min mit deutlichem Vorsprung an die Spitze. Der Niederländer war auch bei diesem schnellen Versuch auf den Intermediate-Reifen unterwegs, genauso wie der Rest des Feldes, denn auch Stroll hatte mittlerweile auf die grün markierten Gummis gewechselt.
Auch Sebastian Vettel drehte endlich seine erste Runde und reihte sich mit dreieinhalb Zehnteln Rückstand auf Verstappens Bestmarke auf der zweiten Position ein. Von dieser wurde er überraschenderweise von Felipe Massa verdrängt. Der Brasilianer, der um sein Williams-Cockpit zittern muss, war zweieinhalb Zehntel langsamer als der Niederländer.
Damit gab sich der kleine Rennfahrer aus São Paulo nicht zufrieden. Massa gab nochmals Gas und schaffte es mit 1:47,692 min an die Spitze des Zeitenmonitors. Einen starken Eindruck hinterliess auch Renault-Neuling Carlos Sainz. Der bisherige Toro Rosso-Pilot reihte sich mit 1,2 sec Rückstand auf dem fünften Platz ein.
Ferrari-Duo macht den Anfang
Die Ersten, die auf die Slick-Reifen wechselten, waren Vettel und Kimi Räikkönen. Beide Ferrari-Stars, die mit einem umfangreichen Upgrade ausrückten, wählten die superweichen Gummis. Mit Erfolg: Der vierfache Champion setzte sich mit 1:45,960 min an die Spitze und distanzierte Massa damit um mehr als 1,7 sec. Räikkönen nahm sich mit einem Ausritt neben der Bahn selbst alle Chancen auf eine Zeitenverbesserung und bog dann auch gleich wieder an die Box ab.
Auch Massa versuchte sich auf den superweichen Reifen, doch der Williams-Pilot bog nach seiner Outlap, auf der er eine Schrecksekunde erlebte gleich wieder an die Box ab. Im letzten Sektor sei es noch zu nass, erklärte das Formel-1-Urgestein, und auch Vettel berichtete am Funk trotz seiner Bestzeit, dass es noch zu nass für die rillenlosen Reifen sei.
Zur Halbzeit hatte einzig Fernando Alonso noch keine gezeitete Runde gedreht. Der McLaren-Honda-Star, der seinen Vertrag mit dem Team aus Woking verlängert hat, belegte denn auch den letzten Platz auf dem Zeitenmonitor. Der Grund: Ein Hydraulik-Leck sorgte dafür, dass sich der Weltmeister von 2005 und 2006 erst ganz zum Schluss wieder auf der Strecke blicken liess.
Auf der anderen Seite der Liste durfte sich Vettel mit 1:45,960 min über die Bestzeit vor Massa, Verstappen, Stoffel Vandoorne, Sainz, Ocon, Stroll, Nico Hülkenberg, Hamilton und Ricciardo freuen. Hinter den schnellsten Zehn belegten Bottas, Romain Grosjean, Sergio Pérez, Kevin Magnussen, Räikkönen, Charles Leclerc, Hartley, Gelael und Marcus Ericsson die weiteren Ränge.
Kurz darauf sorgte Ricciardo für eine neue Bestmarke. Der 28-Jährige schaffte es in 1:40,297 min um die Texas-Bahn und blieb damit ganze 5,6 sec schneller als Vettel. Drei Minuten später liessen sich Hartley und Vandoorne auf den – für einmal – pink markierten ultraweichen Reifen blicken. Während der Neuling 2,6 sec langsamer als Ricciardo blieb, musste Vandoorne wegen eines Motorproblems wieder die Box ansteuern.
WM-Leader Lewis Hamilton gibt das Tempo vor
Bald wurde Ricciardo durchgereicht, denn erst setzte sich Verstappen an die Spitze, dann legte Hamilton mit 1:36,935 min eine beachtliche Bestmarke vor. Zum Vergleich: Teamkollege Bottas war auf den gleichen Reifen unterwegs und blieb 1,3 sec langsamer. Diese Zeitdifferenz ist angesichts der unterschiedlichen Tankmengen, mit denen die beiden Silberpfeil-Piloten unterwegs sein könnten, mit Vorsicht zu geniessen.
Kurz darauf quälte den 28-Jährigen ein Problem mit dem Heckflügel, der offenbar nicht richtig befestigt worden war oder sich gelöst hatte, zumindest bewegte sich das gute Stück stärker als erwünscht. Hamilton legte mit 1:36,335 min derweil eine neue Bestmarke vor, an die Vettel bis auf knapp sechs Zehntel herankommen konnte.
Hinter dem Deutschen reihten sich Bottas, Verstappen, Massa, Räikkönen, Ocon, Pérez, Stroll und Sainz auf den restlichen Top-10-Positionen ein. Hülkenberg, Hartley, Ricciardo, Grosjean, Gelael, Ericsson, Leclerc, Vandoorne, Magnussen und Alonso komplettierten die Zeitenliste.
In den letzten Minuten rückte Vandoorne mit viel Flow-viz-Farbe auf seinem Renner aus, die den Luftstrom sichtbar machen soll. Der Belgier gab zum Schluss noch einmal Gas und reihte sich auf der fünften Position ein, während Gelael mit einem weiteren Dreher in der 19. Kurve für die letzten gelben Flaggen der Session sorgte.
Am Schluss durfte sich Hamilton mit 1:36,335 min über die erste Austin-Bestzeit vor Vettel, Bottas, Verstappen, Vandoorne, Massa, Räikkönen, Ocon, Pérez und Sainz freuen. Der Ferrari-Star blieb fast sechs Zehntel langsamer als sein Titelkontrahent.
Letzterer schaffte es bei seinem ersten Training im Renault seinen routinierten Teamkollegen Hülkenberg in den Schatten zu stellen. Der Deutsche musste sich mit dem 13. Platz hinter Magnussen und Stroll begnügen. Neuling Hartley, Grosjean, Ricciardo, Gelael, Ericsson, Leclerc und Alonso komplettierten die Zeitenliste.