Aldo Costa, Mercedes: Von Ferrari mehr Kampf erwartet
Aldo Costa nach dem China-GP mit Vettel, Hamilton und Verstappen
Aldo Costa, 56 Jahre alt, ein Mann, geerdet wie eine alte Sangiovese-Weinrebe aus seiner Heimatregion Parma. Der Italiener mit Ingenieurs-Diplom (Abschlussarbeit: Radaufhängungen eines Formel-1-Autos) war mit 27 Jahren bei Minardi der jüngste Chefdesigner der Vollgasbranche. 1997 holte ihn Ferrari nach Maranello, ein Jahr später war er Assistent des legendären Südafrikaners Rory Byrne. Ab 2005 zeichnete Aldo für die Ferrari-Renner als Designer verantwortlich, ab 2008 wurde er zum Technikchef befördert. Im Mai 2011 musste er inmitten eines lauen Saisonbeginns gehen – nach einem halben Jahr Pause heuerte er bei Mercedes an, als Konstruktionsleiter. Diesen Posten hält Costa bis heute.
Seither ist in Italien immer wieder davon die Rede, dass Costa nach Maranello zurückkehren könnte. Costa hat verschiedene Male mit fast identischen Worten reagiert: «Meinen Wechsel zu Mercedes verdanke ich Ross Brawn und Michael Schumacher. Der Umzug nach England war für mich ein Glücksfall, und ich spiele jetzt nicht auf unsere Titel in Serie an. Ich fühle mich an meinem jetzigen Arbeitsort bei Mercedes-Benz sehr wohl. Ich bin hier zuhause und habe keinerlei Absicht, von hier wegzugehen.»
«Seit 2013 ist Mercedes-Benz stetig stärker geworden, dank einer unermüglichen, akribischen Arbeit. Jeder Schwäche sind wir auf den Grund gegangen.» Das ist die Grundlage zu vier WM-Titeln in Serie, bei den Fahrern und auch im Konstrukteurs-Pokal.
Es war das Formel-1-Duell des Jahres, Mercedes gegen Ferrari, Lewis Hamilton gegen Sebastian Vettel, Silber gegen Rot. Aldo Costa sagt im Rahmen der Casco d’Oro-Preisverleihung unserer Kollegen von Autosprint über die Saison 2017: «Die Saison war ohne Zweifel umkämpfter als in den Jahren zuvor. Bis zum Sommer erlebten wir mit Ferrari ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Dann konnten wir wegziehen – weil wir mit dem Auto Fortschritte machten und weil unser Renner auch standfest lief.»
«Das sich die WM so entwickeln würde, damit rechnten wir im Frühsommer nicht. Wir gingen davon aus, dass sich der Kampf in aller Wahrscheinlichkeit bis zum Finale hinziehen würde. Wir haben uns nicht nur psychisch darauf vorbereitet, sondern auch in Sachen Weiterentwicklung. Wir hielten da einen sehr hohen Rhythmus, weil wir glaubten, das sei notwendig, um Ferrari bis ganz zum Schluss die Stirn zu bieten.»
Wie geht das in der kommenden Saison weiter? Aldo Costa: «Das ist nicht leicht vorherzusagen, weil die Top-Teams nun dicht beisammen liegen. Wir haben ein stabiles Reglement. Wenn wir auf die Saison 2017 schauen, dann hat Red Bull Racing am meisten Fortschritte gemacht. Es wird sich zeigen, ob dieser Trend anhält. Und dann fragen wir uns natürlich, was Ferrari für 2018 auf Lager hat.»