Qualifying Baku: Sebastian Vettel wieder auf Pole!
Nicht nur Sergey Sirotkin erlebte einen schwierigen Auftakt in den Qualifying-Samstag von Baku. Der russische Rookie, der seinen Williams im dritten freien Training in die Streckenbegrenzung setzte, hatte Glück im Unglück, denn seine Mannschaft meldete noch vor dem Abschlusstraining, dass der Renner des jungen GP-Neulings rechtzeitig repariert sein würde.
Für Nico Hülkenberg lief die letzte freie Trainingsstunde auch nicht nach Wunsch. Der Deutsche zog sich einen Getriebeschaden zu, der einen Austausch nötig machte. Und weil dieser ausserplanmässig vorgenommen werden musste, rückt der Renault-Star in der Startaufstellung um fünf Positionen nach hinten.
Auch zum Start des entscheidenden Trainings mussten die GP-Stars unter einem bewölkten Himmel ihre Zeitenjagd absolvieren. Während die Temperaturen mit 22 Grad Aussen- und 26 Grad Streckentemperatur im angenehmen Bereich lagen, sorgte ein starker Wind, der sich immer wieder drehte, für Sorgenfalten bei den Piloten und Ingenieuren.
«Bei diesen Bedingungen ist es noch schwieriger, auf dieser Piste eine schnelle Runde zu drehen», weiss Paul di Resta. Der DTM-Meister von 2010, der zwischen 2011 und 2017 insgesamt 59 GP-Einsätze bestritten hat und heute als TV-Experte für den britischen Sender Sky im Fahrerlager unterwegs ist, erklärte auch: «Das macht die Arbeit der Piloten noch schwieriger.»
Q1: Früher Ausfall von Romain Grosjean
Die ersten Piloten, die sich auf der Piste zeigten, waren die beiden Alfa Romeo-Sauber-Jungs Marcus Ericsson und Charles Leclerc. Auch Sebastian Vettel im Ferrari und Haas-Haudegen Kevin Magnussen waren früh auf der Piste. Alle Vier hatten die ultraweichen Reifen aufgeschnallt.
Für die ersten gelben Flaggen des Qualifyings sorgte MAgnussens Teamkollege Romain Grosjean, der sich in der dritten Kurve vertat und dabei einen dicken Bremsplatten am linken Vorderrad produzierte. Und für den Genfer kam es noch schlimmer, denn nachdem er über Boxenfunk ein Getriebeproblem gemeldet hatte, wurde er von seinem Team angewiesen, den Motor abzustellen.
Damit stand das erste Mitglied der ersten Verlierer-Gruppe schon fest, der Rest der GP-Stars gab weiter Gas und nach acht Minuten führte Ferrari-Star Kimi Räikkönen die Zeitenliste mit 1:42,985 min vor seinem Teamkollegen Sebastian Vettel an. Dahinter folgten Daniel Ricciardo im Red Bull Racing-Renner und Champion Lewis Hamilton.
Noch bevor die ersten zehn Q1-Minuten verstrichen waren, sorgte Force India-Jüngling Esteban Ocon für offene Münder bei der Konkurrenz, indem er sich mit nur 36 Tausendsteln Rückstand auf Räikkönens Bestzeit auf der zweiten Position einreihte. Allerdings profitierte der Franzose dabei von Ricciardos Windschatten.
Ocons Teamkollege Sergio Pérez tat sich deutlich schwerer. Der 28-Jährige aus Guadalajara patzte bei seinem ersten schnellen Versuch in der 15. Kurve. Force India-Geschäftsführer Otmar Szafnauer übte sich in Optimismus und erklärte noch während des Qualifyings im TV-Liveinterview von der Boxenmauer: «Das Potenzial ist vorhanden, wir müssen einfach Sergio noch ein bisschen auf Touren bringen, Esteban ist bereits gut unterwegs.»
Auch Magnussen (Kurve 4), Ericsson (Kurve 2) und Gasly (Kurve 15) leisteten sich in der Folge Fehler, die sie in die Auslaufzone zwangen. Letzterer musste den Notausgang nehmen, weil er in Kurve 14 beinahe mit seinem Teamkollegen Hartley zusammenstiess. Der Neuseeländer war wegen eines Mauerkusses, der ihm einen Plattfuss bescherte, im Schleichgang unterwegs und überraschte den Franzosen damit.
An der Spitze sicherte sich Kimi Räikkönen mit 1:42,538 min die Q1-Bestzeit vor Max Verstappen, Hamilton, Vettel, Ricciardo, Ocon, Bottas, Sainz, Magnussen und Hülkenberg. Hinter den Top-10-Piloten schafften auch Leclerc, Pérez, Fernando Alonso, Sirotkin und Stroll schafften den Sprung ins Q2. Für Stoffel Vandoorne (Platz 16), Gasly (Platz 17), Ericsson (Platz 18), Hartley (Platz 19) und Grosjean (Platz 20) war das Abschlusstraining hingegen gelaufen.
Q2: Ferrari-Star Kimi Räikkönen top
Zum Start des zweiten Qualifying-Segments rückten die Fahrer der drei Top-Teams auf den superweichen Reifen aus, der Rest blieb bei der schnellsten, ultraweichen Mischung. Hamilton leistete sich bereits auf seiner Aufwärmrunde einen dicken Verbremser, wie er selbst über Boxenfunk berichtete.
Auch in dieser Session wurden die gelben Flaggen gleich mehrmals geschwenkt, zunächst vertat sich Räikkönen, dann patzte Stroll und auch Magnussen vertat sich. Kimi musste kurz darauf auch in der dritten Kurve den Notausgang nehmen, während sich Hamilton mit 1:42,676 min an die Spitze setzte.
Die Rennleitung meldete währenddessen, dass der Beinahe-Unfall zwischen dem Toro Rosso-Duo keiner näheren Betrachtung bedurfte, stattdessen beschäftigten sich die Regelhüter mit Sirotkin, weil er unter Verdacht stand, Ericsson im Q1 aufgehalten zu haben. Die Rennkommissare sahen sich die entsprechenden Aufnahmen an und entschieden, auch in diesem Fall auf eine Strafe zu verzichten.
Nach dem ersten schnellen Versuch führte Hamilton die Zeitenliste immer noch mit 1:42,676 min an, sein Teamkollege Valtteri Bottas folgte mit nur drei Tausendsteln Rückstand auf Position 2 vor Verstappen, Vettel, Ocon, Ricciardo, Stroll, Hülkenberg, Sirotkin, Alonso, Leclerc, Pérez, Sainz, Magnussen und Räikkönen an.
Das Ferrari-Duo wagte noch eine Zeitenjagd auf den ultraweichen Reifen. Während Vettel bis zum Schluss die Wahl hatte, die Runde abzubrechen und somit auf den superweichen Reifen ins Rennen zu starten, musste sich Räikkönen auf der weichsten Mischung verbessern, wenn er den Sprung ins Top-10-Stechen schaffen wollte.
Der Finne machte alles richtig und die Stoppuhr blieb bei 1:42,510 min stehen – was dem Iceman die Q2-Bestzeit bescherte. Hamilton, Bottas und Verstappen, die auf den Positionen 2 bis 4 folgten, konnten sich auf der weichsten Reifenmischung hingegen nicht verbessern. Sie dürfen auf den superweichen Reifen ins Rennen starten.
Ocon, Vettel, Hülkenberg, Pérez, Sainz und Ricciardo waren die restlichen sechs Piloten, die es ins Q3 schafften. Stroll (P11), Sirotkin (P12), Alonso (P13), Leclerc (P14) und Magnussen (P15) mussten ihre Renner hingegen abstellen.
Q3: Fehler von Kimi Räikkönen
Auch im letzten Qualifying-Segment fühlte sich die Strecke schnell und die GP-Stars gaben auch gleich von Anfang an alles. Am schnellsten schaffte es zunächst Vettel um den 6 km langen Stadtkurs, den er in 1:41,498 min umrundete. Sein Teamkollege Räikkönen vertat sich hingegen nach einer ohnehin schon unsauberen Runde in der 16. Kurve.
Einen Fehler erlaubte sich auch Ricciardo, der über Funk meldete: «Ich habe die Wand in der 15. Kurve gestreift und würde auf diesem Reifensatz keinen weiteren Versuch wagen. Der Australier war denn auch mehr als vier Zehntel langsamer als sein Stallgefährte Verstappen, der nach der ersten schnellen Runde den vierten Platz hinter Vettel, Hamilton und Bottas belegte.
Hinter Ricciardo belegten Räikkönen, Ocon, Pérez, Hülkenberg und Sainz die zweite Hälfte der Top-10-Ränge, wobei bereits der Weltmeister von 2007 einen Rückstand von nahezu einer Sekunde auf die Spitze hinnehmen musste. Doch das letzte Wort war noch nicht gesprochen, denn die Zeit reichte für eine finale Zeitenjagd.
Am Ende durfte sich Vettel mit 1:41,498 min über die Pole freuen. Die restlichen Top-10-Startplätze belegen Hamilton, Bottas, Ricciardo, Verstappen und Räikkönen. Der Finne musste sich nach einem Fehler in der 16. Kurve mit dem sechsten Platz vor Ocon, Pérez, Hülkenberg (der wegen des ungeplanten Getriebewechsels noch um fünf Startpositionen nach hinten rücken muss) und Sainz begnügen, nachdem er zunächst auf Pole-Kurs unterwegs gewesen war.