Lewis Hamilton: «Schwierige Dynamik in der Formel 1»
Lewis Hamilton und Valtteri Bottas
«Jeder hat ein Recht auf seine eigene Meinung», erklärte Lewis Hamilton, als er im Fahrerlager von Suzuka auf die Formel-1-Fans angesprochen wurde, die sich über die Mercedes-Stallorder aufgeregt hatten, die ihm den Sotschi-Sieg beschert hatten. Der Brite fügte aber auch eilends an: «Ich habe das Gefühl, dass ich in diesem Jahr mein Bestes gegeben und mich gut geschlagen habe. Und ich denke, das ist die bisher beste Saison meiner Formel-1-Karriere.»
Das weiss auch sein Team, in dem der Positionstausch der beiden Silberpfeile laut Hamilton keine schlechte Atmosphäre geschaffen hat. «Ich flog nach dem Rennen zurück nach England und besuchte das Werk, in dem die Stimmung besser denn je ist. Da haben 900 Mitarbeiter auf Bottas’ Leistung angestossen und das war ziemlich cool. Als Team sind wir nicht von unserer Position abgerückt, im Gegenteil, wir halten zusammen», beteuert der 70-fache GP-Sieger.
Die Frage, ob die Stallorder seiner Meinung nach wieder verboten werden müsse, wie viele Fans nach dem 16. WM-Lauf gefordert haben, sei nicht einfach zu beantworten, findet der vierfache Weltmeister: «Die Formel 1 ist ein Teamsport. Und ich kann mich noch erinnern, wie ich vor Jahren sah, wie Rubens Barrichello vor Jahren Michael Schumacher vorbeilassen musste, weil dieser um den WM-Titel kämpfte. Ich kann mich wirklich nicht mehr daran erinnern, was ich davon hielt. Wahrscheinlich hatte ich wie viele andere Fans Mitleid mit Rubens.»
«Aber als Rennfahrer weiss ich, was es bedeutet, um den WM-Titel zu kämpfen und auf den Gesamtsieg hinzuarbeiten. Natürlich wäre es schön für Rubens gewesen, wenn er seinen Sieg hätte feiern dürfen. Aber langfristig betrachtet hatte er keine Chance auf den Titel. Deshalb ging es um Teamwork, mit dem Michael im WM-Kampf unterstützt wurde», erzählt Hamilton.
Und der WM-Leader mahnt: «Die Formel 1 ist ein einziger Sport, weil es hier im Gegensatz zum Fussball um zwei Meisterschaften geht. In den meisten anderen Sportarten arbeiten alle auf ein Ziel hin. Aber hier gibt es zwei Ziele, die unweigerlich zu einem Konflikt führen. Denn man hat einen Fahrer-Weltmeistertitel, aber zwei Piloten im Team. Und dann gibt es auch noch die Team-WM – das ist eine schwierige Dynamik. Man will zusammenarbeiten, um die Meisterschaft zu gewinnen, gleichzeitig soll kein Fahrer bevorzugt werden. Das ist ein unmögliches Unterfangen.»