Pat Symonds über Autos 2019: «Wir mussten handeln»
Formel-1-Sportchef Ross Brawn will den Grand-Prix-Piloten schärfere Werkzeuge in die Hand geben: Dank simplerer Aerodynamik sollen die Piloten einem Gegner besser auf die Pelle rücken können. Kritiker monieren: Die notwendigen Investitionen sind für die Katz, ändern wird sich kaum etwas. Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner: «Von den ganzen Änderungen im Hinblick auf eine komplett neue Formel 1 im Jahre 2021 hat sich die FIA für 2019 einige Rosinen herausgepickt. Doch es war nicht richtig, die Dinge zu überstürzen.»
Patrick Bruce Reith «Pat» Symonds ist mit seinen 65 Jahren ein Formel-1-Urgestein – zusammen mit Teambesitzer Ted Toleman stieg er Anfang der 80er Jahre von der Formel 2 in den Grand-Prix-Sport hoch, 1984 arbeitete er dort mit einem GP-Debütanten namens Ayrton Senna. Aus Toleman wurde Benetton, bei Benetton war Pat bei den ersten zwei WM-Titeln von Michael Schumacher dabei, 1994 und 1995. Aus Benetton wurde Renault, hier, nunmehr als leitender Ingenieur, betreute Symonds Fernando Alonso bei dessen beiden Titeln. Später wurde Symonds Technikchef bei Williams, heute ist er für die Formel 1 tätig. Bei der «Autosport International Show» hat er an einer Podiumsdiskussion teilgenommen, und klar kam dabei auch das Thema Überholen zur Sprache.
Formel-1-Sportchef Ross Brawn beteuert, die Änderungen an den Flügeln vorne und hinten, den Bremsbelüftungen sowie den seitlichen Luftleit-Elementen würden das Windschattenfahren um zwanzig Prozent verbessern. Pat Symonds erklärt: «Wir fanden, dass wir mit verhältnismässig einfachen Mitteln schon für 2019 etwas verbessern können. Es geht nur um Luftwirbel vom Vordermann. Die geänderte Aerodynamik erlaubt es dem Verfolger, sich einfacher im Windschatten zu halten. Perfekt wird das nie sein, wir können die Gesetze der Physik ja nicht neu erfinden. Doch ich rede von einer massiven Verbesserung für den Verfolger.»
«Gemessen an der Aerodynamik der Rennwagen 2021 ist das ein kleiner Schritt. Aber die Formel 1 entwickelt sich in einem alarmierenden Tempo, wir mussten handeln, sonst wäre alles noch viel schlimmer geworden, was die Probleme der Angreifer angeht. Ich glaube nicht, dass die geänderte Aerodynamik 2019 den Sport revolutionieren wird. Aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung.»
Die Kritik einiger Rennstall-Chefs lautet: Das kostet alles einen Haufen Geld und bringt zu wenig. Pat Symonds relativiert: «Es ist sehr schwierig, so etwas in Zahlen zu fassen. Keiner kann wegreden, dass die Frontflügel immer komplizierter geworden sind, mit diesen Mehrteilern. Und es geht ja nicht nur darum, diese Dutzende von Flügelchen und Luftleiter im Einsatz zu sehen. Dahinter steckt eine gewaltige Maschine, diese Teile mussten alle entworfen und gebaut werden. Wenn wir also einen simpleren Frontflügel einführen, dann ist das nicht teurer, sondern kosteneffizienter.»
Es wurde herumgereicht, die Änderungen kosten einen Rennstall um die 15 Millionen Dollar. Pat Symonds erwidert: «Wer so etwas behauptet, ist ein wenig unaufrichtig. Ein Beispiel: Kein Team hätte ja für 2019 den gleichen Frontflügel verwendet, auch wenn wir am Reglement nichts gemacht hätten. Wenn die Teams Ende 2019 ihre Kostenaufstellungen anschauen, dann werden sie sehen – der Aufwand in der Abteilung Frontflügel wird kleiner, nicht grösser, auch wenn die Forschung so intensiv bleibt wie bisher.»