Toto Wolff: «Dann haben mich die Fahrer ignoriert»
Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff
Die Freude von Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff war gross, als Valtteri Bottas im Albert Park von Melbourne nach 58 Rennrunden und einer dominanten Vorstellung die Ziellinie kreuzte. Damit sicherte sich der Finne, der 2018 ohne GP-Triumph geblieben war, den ersten Sieg in der neuen Saison. Und als wäre das nicht schon stark genug, sicherte er sich auch noch den Punkt für die schnellste Rennrunde, die er einen Umlauf vor dem Fallen der Zielflagge gedreht hatte.
Dabei hatte Wolff seine Schützlinge im Strategie-Meeting extra noch angewiesen, wegen des Extra-Punktes, den es für den schnellsten GP-Umlauf gibt, nicht zu viel zu wagen. «Ich sagte ihnen, dass wir keinen Sieg und zweiten Platz riskieren, um einen Punkt zu holen. Und dann haben sie mich in dem ganzen Gerede einfach ignoriert», erklärte der Wiener im RTL-Interview achselzuckend.
«Sie haben alle Vernunft ignoriert, so ist das nun einmal mit Rennfahrer-Hirnen, die machen manchmal irrationale Sachen», fügte Wolff kopfschüttelnd an, und erzählte später im Sky Sports F1-Interview: «Valtteri fragte noch ganz finnisch nach der schnellsten Rennrunde und schüttelte daraufhin noch einen starken Umlauf aus dem Ärmel.»
Zur dominanten Vorstellung des ruhigen Finnen befragt, geriet der Chef der Silberpfeile ins Schwärmen: «Er war das ganze Wochenende bärenstark, das war eine brutale Fahrt, die er nach Belieben kontrollierte. Ich freue mich für ihn, denn er hatte im letzten halben Jahr eine schwierige Zeit. Die Leute hatten ihn schon abgeschrieben, dann kam er zurück und dominierte, das war schön mitanzusehen.»
Dass Polesetter Lewis Hamilton am Ende «nur» Zweiter wurde, hatte sicherlich auch mit dem frühen Stopp von Sebastian Vettel zu tun, auf den man bei Mercedes reagierte. Wolff dazu: «Wir mussten auf diesen Undercut-Versuch reagieren, das war natürlich nicht hilfreich, aber es blieb uns nichts anderes übrig. Warum Sebastian so früh an die Box abbog, wissen wir nicht. Aber hätten wir das nicht abgedeckt, hätten wir die Position auf jeden Fall verloren.»
«Lewis war dann besorgt, dass er es nicht bis zum Ende schaffen würde, deshalb schonte er die Reifen derart, dass wir aus dem Temperatur-Arbeitsfenster fielen. Ich schätze, das hat die Grip-Probleme an der Hinterachse verursacht, denn als er wieder die Pace anzog, ist der Reifen zurückgekommen», schilderte der Österreicher, der kurz darauf erfahren durfte, dass die Sorgen des Champions durch einen Unterboden-Schaden vor dem linken Vorderrad noch verstärkt worden waren. Woher dieser Schaden kam, war allerdings noch nicht klar.