History: Hans Heyer – Grand-Prix-Pirat in Hockenheim
Alles Gute zum Geburtstag, guter Hans Heyer! Der Mönchengladbacher wird an diesem 16. März 76 Jahre jung. Im Rennsport ist der Mann mit dem Hut durch grandiose Tourenwagen-Darbietungen unvergessen: Drei Mal Meister der Deutschen Rennsportmeisterschaft (heute DTM), drei Mal Sieger beim 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps. Zudem ist er und nicht etwa Michael Schumacher oder Sebastian Vettel der erfolgreichste Kart-Fahrer Deutschlands – zwei Mal WM-Zweiter, vier Mal EM-Sieger, vier Mal deutscher Meister, zwei Mal niederländischer Meister, Respekt.
Wer so viel Erfolg hat, muss auch eine gewisse Schlitzohrigkeit mitbringen, und das kam dem Mönchengladbacher beim einzigen Formel-1-Einsatz zu Gute. Denn Heyer hat 1977 in Hockenheim einen Akt der Piraterie gezeigt, der sogar in der kunterbunten Grand-Prix-Historie einmalig und bemerkenswert ist, und das kam so …
Heyer hat sich für den Grossen Preis von Deutschland nicht qualifizieren können. 30 Fahrer haben trainiert, 24 sind zum Start berechtigt, aber Heyer ist im ATS-Penske nur auf Quali-Platz 27 gelandet, auf den 24. (Héctor Rebaque) fehlten vier Zehntelsekunden.
Das hält den schlauen Hans nicht von einem gewagten Plan ab: «Ich habe mein Auto an einer strategisch günstigen Stelle platziert und gewartet. Die Grid-Girls waren damals Gokart-Fahrerinnen, und ich kannte die meisten von ihnen gut. Ich sagte: “Mädels, wenn ihr von der Startaufstellung zurückkommt, dann stellt euch um mein Auto herum und gebt mir Sichtschutz.”»
Gesagt, getan: Das Feld geht auf die Reise, kurz darauf biegt – zum Gejohle der Fans – nach Hans Stuck im Brabham-Alfa und Jochen Mass im McLaren-Ford ein dritter deutscher Fahrer auf die Bahn ein!
Im heutigen Hochsicherheits-Trakt Formel 1 ein Ding der Unmöglichkeit …
Die Rennleitung ist so baff, dass es eine Weile dauert, bis ihnen dämmert: Da fährt einer, der gar nicht fahren sollte. Noch bevor die schwarze Flagge ausgerollt ist, rollt der Penske aus – Getriebedefekt.
Später ist Hans Heyer vom Autoverband mit einer GP-Sperre belegt worden. Das hat den Schelm herzlich wenig gestört, denn weitere Formel-1-Starts waren ohnehin nie geplant.