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Cyril Abiteboul (Renault): Toro Rosso ist ein Problem

Von Mathias Brunner
Cyril Abiteboul und Franz Tost

Cyril Abiteboul und Franz Tost

​Renault-Teamchef Cyril Abiteboul ist überhaupt nicht begeistert davon, dass ein Rennstall wie Toro Rosso von Synergien mit Red Bull Racing profitiert. Er schnödet: «Die brauchen ja noch nicht mal einen Technikchef.»

Der Formel-1-Rennstall des US-amerikanischen Unternehmers Gene Haas hat ein neues Geschäftsmodell für die Formel 1 erzeugt: So viele Teile wie vom Reglement erlaubt übernehmen (im Falle Haas von Ferrari), den Rest selber machen. Den etablierten Teams blieb ein wenig quer im Halse stecken, dass Haas 2018 zeitweise vierte Kraft der Formel 1 gewesen ist. Für 2019 profitiert die Scuderia Toro Rosso davon, dass sie den gleichen Motor einsetzen wie Red Bull Racing, den 1,6-Liter-V6-Turbo von Honda.

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost hat im Winter dazu erläutert: «Gemessen an anderen Rennställen sind wir ein weniger grosses Team. Aber Synergien dank Red Bull Technology sparen Ressourcen und steigern unsere Leistungsfähigkeit. Unsere technischen Arbeitsgruppen erhalten Freiräume, um sich mehr auf Details konzentrieren zu können. Und Details machen in der Formel 1 den Unterschied aus.»

Aber der Tiroler weist darauf hin: Der Gedanke einer Kooperation wie zwischen Ferrari und Haas ist durchaus nicht neu. Franz Tost weiter: «Dietrich Mateschitz hat dieses Team vor dem Hintergrund zweier Visionen gekauft. Toro Rosso soll junge Piloten der Red-Bull-Nachwuchsförderung ausbilden. Und ein Technikzentrum soll Wissen und Teile für zwei Teams liefern. Das haben wir bis 2010 auch so getan, dann haben sich andere Rennställe für eine Reglementänderung starkgemacht, worauf dieses Ansinnen auf Eis gelegt werden musste. Toro Rosso wurde dazu gezwungen, die notwendige Infrastruktur aufzubauen, um ein vollwertiger Hersteller zu werden, der alle Teile im Haus bauen kann. Wir mussten sehr viele Fachkräfte einstellen. Wir sind gewachsen von rund 100 Leuten auf 400. Die jetzt möglich werdenden Synergien erlauben es uns, bei der Leistungsfähigkeit zuzulegen, ohne die Belegschaft weiter ausbauen zu müssen. Wir können gewisse Teile übernehmen, damit haben wir mehr Zeit für das Design und den Bau anderer Teile.»

«Wir konnten uns wesentlich früher auf die optimale Integration der Antriebseinheit konzentrieren, mit all den Aggregaten und Elektronik-Boxen sowie den Kühlern. Das sollte sich positiv auf die Leistungsfähigkeit des STR14 auswirken. Da Red Bull Racing und Toro Rosso die Honda-Antriebseinheit einsetzen, ergeben sich viele Synergien. Toro Rosso setzt die Getriebeeinheit von RBT ein, die komplette hintere Radaufhängung sowie Elemente der Vorderradaufhängung und andere Teile. Wir sparen dadurch Ressourcen und erwarten eine Steigerung der Leistungsfähigkeit.»

Das alles findet Renault-Teamchef Cyril Abiteboul überhaupt nicht gut, wie er bei den Kollegen der britischen Sky betont. Der Pariser schimpft: «Schaut euch Toro Rosso an, die für uns im ersten Teil der Saison wahrscheinlich ein harter Gegner sein werden. Die brauchten für den grössten Teil der vergangenen Saison noch nicht mal einen Technikchef. Es ist doch klar, was da passiert. Sie brauchen keinen technischen Direktor, um ein überaus konkurrenzfähiges Auto zu bauen. Für uns ist das ein Problem.»

Abiteboul spricht von einem Präzedenzfall, der durch Haas geschaffen worden sei. «Da muss man sich schon die Frage stellen: Wie soll das weitergehen für ein Team wie McLaren, wie Williams, wie Renault? Was überlegt sich ein Autohersteller, der heute nicht in der Formel 1 ist, aber vielleicht gerne einsteigen würde? Kommt er zum Schluss, dass es ohne ein B-Team vielleicht nicht möglich ist, zu gewinnen? Das ist für mich eine strategische Frage, die für 2021 geklärt werden muss. Für 2019 und 2020 ist der Zug abgefahren, aber für 2021 müssen wir das unbedingt thematisieren.»

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