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Australien: Hamilton vor Vettel, Wirbel um Verstappen

Von Mathias Brunner
​Drittes Training zum Grossen Preis von Australien auf dem Albert Park Circuit von Melbourne: Hamilton vor Vettel, Max Verstappen fährt mit einem neuen Auto von Red Bull Racing-Honda.

In der Nacht auf Samstag gab es besonders bei Red Bull Racing-Honda und Haas viel zu tun. Die vierfachen Weltmeister von Red Bull Racing wechselten bei Max Verstappen die Fahrerzelle aus, wie ein entsprechender Antrag von RBR bei Jo Bauer belegt, dem technischen Delegierten der FIA. Hintergrund: Jede Überlebenszelle, die ein Rennstall auf die Bahn bringen will, muss von den Regelhütern abgenickt werden. Hintergrund: Es gab Bedenken wegen eines möglichen Benzintank-Lecks. Eine Spritblase auszubauen, ist sehr aufwändig; es ist wesentlich einfacher, gleich das ganze Chassis zu wechseln. Eine Strafe gibt es für solche einen solchen Wechsel zu diesem Zeitpunkt nicht.

Nachtschicht bei Haas: Zwei Mal pro Saison darf die befohlene Nachtruhe für die Mechaniker gebrochen werden (hier am Samstag von 2.30 Uhr früh bis 11.00 Uhr), einen dieser Joker haben die US-Amerikaner nun eingelöst, um einem Ölleck am Wagen von Romain Grosjean auf die Spur zu kommen.

Vor dem dritten freien Training lautete der Tenor im Fahrerlager: Ferrari hatte am Freitag nicht gezeigt, was wirklich möglich ist. Das müsste sich nun ändern, denn spätestens zum Schluss des letzten Trainings vor dem Abschlusstraining muss ein Pilot mit einer Quali-Simulation andeuten, was von ihm zu erwarten ist. Weltmeister Damon Hill: «Alle sind am Pokern, ich würde zu diesem Zeitpunkt auf niemanden Geld setzen, nicht auf Mercedes, nicht auf Red Bull Racing, nicht auf Ferrari.» Paul Di Resta: «Ich habe ein Gespräch von Mercedes-Technikchef James Allison mit einem anderen Team-Mitglied belauscht, sie waren nicht überrascht von der eigenen Leistung, aber schockiert über die Darbietung von Ferrari.»

Die Mannschaft um Ferrari-Teamchef Mattia Binotto wirkte ruhig. Sie hatten bei der Abstimmung am Freitag verwachst, aber das ändert nichts daran, dass der Ferrari ein tolles Rennauto ist. GP-Sieger Johnny Herbert weiss: «Im vergangenen Jahr ging das hin und her. Ferrari war Schnellster im Wintertest, dann pflanzte Lewis Hamilton seinen Mercedes hier in Australien auf Pole. Die ersten beiden Rennen gewann jedoch Sebastian Vettel. Ich kann mir gut vorstellen – auch 2019 wird das Pendel hin- und herschwingen, mit Red Bull Racing-Honda, die da ebenfalls mitmischen.»

Bei Williams war ein Techniker zu sehen, der sich die Hand vor den Mund hält. Immer wieder fragen uns Leser: Wieso das? Nein, der Mann ist nicht schwer erkältet und will seine Mitmenschen schützen, er hat auch nicht schlechten Atem. Erstens wird mit der Hand das Mikro vor dem Umgebungslärm geschützt, zweitens – und versuchen Sie jetzt, nicht zu lachen – soll verhindert werden, dass Lippenleser im Auftrag der Konkurrenz mitbekommen, was erzählt wird.

Nach zehn Minuten ein Anblick, den wir so bald nicht mehr geniessen werden: beide Williams vorne, George Russell vor Robert Kubica. Der junge Russell berichtete am Funk: «Ich rutsche nur herum.» Die Williams lagen nur vorne, weil sie die einzigen Fahrer waren, die schon eine Runde komplettiert hatten. Damon Hill, der mit Williams 1996 Weltmeister geworden ist: «Ich wünsche mir inständig, dass Williams einen Weg aus der Krise findet. Aber wenn ich mir ansehe, wie langsam sie am Freitag waren, habe ich Zweifel, dass dies bald passieren wird.»

Schöne Geste der Formel-1-Teams: Alle Autos tragen einen Gruss an den verstorbenen Rennleiter Charlie Whiting – Thank You Charlie.

Nach 23 Minuten Hosen runter: Sebastian Vettel unterwegs auf weichen Pirelli (rot markiert). Ergebnis: Der Heppenheimer einen Hauch schneller als Valtteri Bottas im Silberpfeil. Der Deutsche war im ersten und dritten Sektor am schnellsten, der Finne in zweiten. Bottas monierte am Funk, dass die Lenkung nach rechts zieht.

Damon Hill: «Ferrari hatte am Freitag Probleme mit den Reifen und schien auch mit den wechselnden Windverhältnissen nicht zurecht zu kommen. Heute sieht der Ferrari so aus wie bei den Testfahrten: saustark.»

Dann kam Lewis Hamilton auf weichen Pirelli: Schnellster im ersten Sektor, etwas langsamer im mittleren Pistenteil, Schnellster im dritten Sektor, damit neue Bestzeit, 40 Tausendstelsekunden vor Vettel. Leclerc reihte sich eine Zehntelsekunde hinter Sebastian ein, fünf Tausendstelsekunden vor Bottas – die ersten Vier damit innerhalb von 154 Tausendsteln!

Im Mittelfeld glänzten Romain Grosjean (Haas), Kimi Räikkönen (Alfa Romeo-Sauber) und Daniil Kvyat (Toro Rosso-Honda), die Red Bull Racing-Piloten Verstappen und Gasly hatten noch keine weichen Reifen aufgeschnallt. Wie umkämpft wird das Mittelfeld in diesem Jahr sein? Ein kleines Beispiel – von Grosjean runter bis Giovinazzi lagen dreizehn Fahrer innerhalb von einer Sekunde!

Das Bild nach dem zweiten Versuch mit weichen Reifen: Lewis Hamilton drei Zehntel vor Bottas, der Finne auf Augenhöhe mit Vettel, Vettel eine Zehntelsekunde vor Leclerc.

Robert Kubica knallte beim Anfahren der Box mit dem rechten Vorderrad an die Boxenmauer und hinterliess einige Teile des Williams. Was Kimi Räikkönen postwendend über Funk meldete. Er war dem Teil reaktionsschnell ausgewichen.

Nach 45 Minuten ging Sebastian Vettel erneut mit weichen Reifen auf die Bahn: neue Bestzeit, mit 1:22,556 min, acht Zehntel vor Hamilton. Charles Leclerc stellte im ersten Pistenteil Bestzeit auf, verlor dann aber ein wenig Zeit auf Vettel, Zweiter, mit zwei Zehnteln Rückstand. Hamilton konterte – Schnellster, 264 Tausendstel vor Vettel. Bottas konnte nicht mithalten: Fahrfehler in der zweitletzten Kurve.

Erstmals ging endlich auch Max Verstappen mit weichen Pirelli auf die Bahn, würde der Niederländer gegen Mercedes und Ferrari etwas ausrichten können? Antwort: nein, nur achtbesten Zeit für den fünffachen GP-Sieger, der allerdings mehrere kleine Fehler gemacht hatte.

Hamilton vor Vettel also, dann Leclerc und die verblüffenden Haas-Renenr von Grosjean und Magnussen, dann Gasly, Bottas, Kvyat und Verstappen, Daniel Ricciardo Zehnter.

Fazit von Damon Hill: «Am meisten haben mich die Haas-Fahrer verblüfft, aber von den Top-Teams haben wir noch immer nicht alles gesehen.»

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