FP3 Kanada: Bestzeit von Ferrari-Ass Sebastian Vettel
Sebastian Vettel war im dritten freien Kanada-Training der Schnellste
Die letzte freie Trainingsstunde durften die GP-Piloten auf dem Circuit Gilles Villeneuve unter strahlend blauem Himmel und bei 19 Grad Aussentemperatur in Angriff nehmen. Die Strecke hatte sich bis zum Start der Session auf fast 38 Grad aufgeheizt, was den Ingenieuren einiges Kopfzerbrechen bereitete, schliesslich beklagten sich am Vortag viele Piloten über die weichen Reifen, die in der Hitze körnten.
Der Erste, der die 14 Kurven und 4 harten Bremszonen in Angriff nahm, war Lando Norris. Der McLaren-Rookie hatte den Vortag auf dem elften Platz der FP2-Zeitenliste abgeschlossen. Der junge Brite bekam gleich Gesellschaft, auch Haas-Pilot Kevin Magnussen und sein McLaren-Teamkollege Carlos Sainz waren schnell auf der Piste.
Im Mittelpunkt stand aber ein anderer Pilot: Mercedes-Star Lewis Hamilton, der im zweiten freien Training wegen eines Crashs wertvolle Streckenzeit verloren hatte, hatte viel Arbeit aufzuholen. Dennoch dauerte es mehr als zwanzig Minuten, bis sich der fünffache Weltmeister auf der kanadischen Piste zeigte.
Die erste Rundenzeit liess sich Rückkehrer Robert Kubica notieren. Der Pole startete gemächlich und legte die 4,361 km in 1:17.718 min zurück. Zum Vergleich: Der Vortages-Schnellste Charles Leclerc hatte im zweiten Training einen Umlauf in 1:12,177 min geschafft. Und 2018 hatte Max Verstappen die FP3-Bestmarke bei 1:11,599 min gesetzt.
Stars lassen auf sich warten
Nach elf Minuten wurde es kurz ruhig auf der Strecke, weil mit Kubica der einzige Pilot, der bis dahin mehrere Runden gedreht hatte, wieder an die Box abbog. Der Pole, der das erste freie Training zugunsten von Nicholas Latifi als Zuschauer verbracht hatte, schaffte es, die Bestmarke auf 1;16,732 zu drücken. Das reichte natürlich nicht, um die Spitzenposition zu halten, sobald die Konkurrenz loslegte, wurde er durchgereicht.
Auch nach 15 Minuten regte sich noch nichts bei Mercedes, Ferrari, Red Bull Racing, Alfa Romeo und Racing Point, sodass erneut Ruhe am Circuit Gilles Villeneuve einkehrte. Diesmal war es Magnussen, der die Stille durchbrach, bald darauf folgte Red Bull Racing-Aufsteiger Pierre Gasly seinem Beispiel und auch Daniil Kvyat und Kimi Räikkönen liessen sich endlich zum ersten Mal blicken.
Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner erklärte zuversichtlich: «Wir sollten hier ein gutes Auto haben, speziell wenn der Abbau und die Temperaturen so hoch ausfallen werden, wie die Prognose erwarten lässt.» Und Gasly stellte währenddessen mit 1:14,280 min eine neue Bestmarke auf, diese hielt sich aber nicht lange, Räikkönen übernahm mit 1:13,569 min die Spitzenposition und auch Kvyat war mit 1:13,991 min schneller als der Franzose.
Nach 20 Minuten rückten endlich auch Mercedes-Star Hamilton sowie das Ferrari-Duo Sebastian Vettel und Charles Leclerc aus. Entsprechend schnell fielen die Rundenzeiten, erst gab Leclerc mit 1:12,614 min eine neue Bestmarke vor, dann legte Vettel mit 1:12,478 min nach, während sich Hamilton hinter dem Duo einreihte. Dem WM-Leader fehlten rund zweieinhalb Zehntel auf die Spitze.
Rauchzeichen von Lance Stroll
Nach 25 Minuten wurde es plötzlich hektisch in der Boxengasse: Lokalmatador Lance Stroll blieb mit rauchendem Heck in der Boxengasse stehen. «Wir haben ein Hydraulik-Leck», erklärte sein Ingenieur über Boxenfunk. Offenbar sorgte die austretende Flüssigkeit, die auf heisse Teile traf, für die Rauchzeichen.
Auf der Strecke gab Leclerc weiter Gas und setzte mit 1:11596 min eine neue Bestmarke vor, an die Hamilton mit 1:12,176 min nicht herankam. Vettel hatte mehr Glück und blieb nur 0,110 sec langsamer als das monegassische Talent. In der Ferrari-Box wurde dennoch eifrig gearbeitet, denn wie schon bei Grosjean am Vortag löste sich auch bei der Scuderia die Bodenfarbe ab.
Vettel bekam von dieser Aufregung nichts mit, er drehte weiter seine Runden und schaffte mit 1:11,557 min eine neue Bestzeit. Die Zuschauer am Circuit Gilles Villeneuve bekamen auch einige Fehler zu sehen, so verbremste sich etwa George Russell in der ersten Kurve und Lando Norris bretterte etwas zu optimistisch über die Randsteine. Weil er danach nicht wieder den Regeln entsprechend auf die Strecke zurückkehrte, zog er die Aufmerksamkeit der Regelhüter auf sich.
Grosjean sorgte derweil mit einem ganz leichten Mauerkuss – der ohne Folgen blieb – für Unterhaltung, während bei Racing Point der Renner von Stroll auseinandergenommen wurde. Der Kanadier verdrückte sich gleich ins Motorhome. Sehr viel mehr Action erlebte Altmeister Räikkönen, der einem Murmeltier ausweichen musste und am Funk gewohnt trocken davon berichtete.
Späte Zeitenjagd der Spitzenreiter
In den letzten 20 Minuten wurde es noch einmal spannend: Erst setzte sich Valtteri Bottas mit 1:11,531 min an die Spitze, nur um vom Ferrari-Duo wieder auf den dritten Platz verwiesen zu werden. Und diesmal war es Leclerc, der mit 1:11,058 min der schnellere der beiden Stallgefährten war. Und da Vettel mehr als vier Zehntel langsamer war, konnte sich Hamilton mit 1:11,236 min zwischen die beiden roten Renner schieben.
Beim Konter-Versuch verbremste sich Vettel, während auch Leclerc eine weitere schnelle Runde drehte. Das Talent aus Monte Carlo stellte im zweiten Sektor eine zweite absolute Bestzeit auf und war am Ende dieser Runde mit 1:10,982 min der Erste, der es unter die 1:11er-Marke schaffte.
Doch damit war die Zeitenjagd noch nicht vorbei. Vettel schaffte es bei seinem dritten Versuch auf den gleichen Reifen in 1:10,843 min um die Bahn und war damit wieder der Spitzenreiter. Das Reichte, um das dritte Training an der Spitze abzuschliessen, zumal sich sein Teamkollege Leclerc ganz zum Schluss noch einmal verbremste.
Hinter dem Heppenheimer belegten Leclerc, Hamilton, Bottas, Verstappen, Gasly, Daniel Ricciardo, Norris, Sergio Pérez und Kvyat die weiteren Top-10-Ränge. Nico Hülkenberg, Magnussen, Carlos Sainz, Albon, Giovinazzi, Räikkönen, Grosjean, Russell, Kubica und Stroll – der keine gezeitete Runde geschafft hatte – komplettierten die Zeitenliste.