Formel 1: Abschied in der Unterhose

Carlos Sainz mit McLaren 4.: «Normal ist das nicht»

Von Mathias Brunner
Carlos Sainz

Carlos Sainz

​Am Freitag rieben wir uns etwas verwundert die Augen, als das zweite freie Training vorbei war – Carlos Sainz mit seinem McLaren auf Rang 4. Ein Zeichen echten Fortschritts oder nur ein Strohfeuer?

Jetzt mal Hand aufs Herz: Wann haben wir letztmals einen McLaren in einem halbwegs normal verlaufenden Training auf Platz 4 entdeckt? Ich halte es da mit deutschen Gruppe BAP: verdammt lang her.

Der Madrilene Carlos Sainz war im zweiten freien Training zum Grossen Preis von Kanada Viertschnellster, nur zwei Zehntelsekunden hinter dem Silberpfeil von Valtteri Bottas, nur vier Zehntel hinter der Spitze (Charles Leclerc im Ferrari). Klar fragten sich die Fans des zweiterfolgreichsten Formel-1-Rennstalls (hinter Ferrari) anschliessend: Haben die Engländer echte Fortschritte gemacht, oder ist das eine reine Anomalie?

Fakt ist: McLaren hatte zahlreiche neue Teile nach Montreal gebracht, einschliesslich eines neuen Unterbodens. Sainz sagt: «Alle diese neuen Teile haben sich bewährt, das ist einer der Gründe für das gute Ergebnis. Dann hatten wir ein komplett reibungsloses Training, das ist der zweite Grund. Der dritte Grund für Rang 4 besteht darin, dass viele Teams am Experimentieren waren oder Probleme hatten, normal ist unsere Platzierung jedenfalls nicht.»

«Das war der vielleicht beste Freitag der ganzen Saison. Aber wir machen uns keine Illusionen – natürlich haben wir nicht auf wundersame Weise Speed gefunden, um realistisch Vierter zu sein. Im dritten freien Training und dann in der Quali werden wir auf den Boden der Realität zurückfallen.»

Lando Norris tauchte auf Rang 11 auf: «Mein Auto liegt noch nicht so gut wie jenes von Carlos. Und ich muss zugeben – ich bin nicht gut gefahren. Wenn ich in der Quali unter die besten Zehn will, muss ich das besser machen. Ich habe die Strecke schnell gelernt, aber ich finde, ich habe keine Fortschritte gemacht. Das ist enttäuschend, denn Sainz hat gezeigt, was mit dem Wagen möglich wäre.»

Auf die Frage, was er am Samstag verbessern wolle, meint der 19-Jährige: «Alles.»


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