Pirelli-Chef Provera über Vettel: «Wo soll er hin?»
Pirelli-CEO Marco Tronchetti Provera
Nach dem siebten Saisonsieg von Mercedes in Kanada glauben viele Fans: Die Saison ist so gut wie gelaufen, Dauer-Weltmeister Mercedes wird mit Lewis Hamilton und auch in der Markenwertung die Titel erfolgreich verteidigen. Einer, der nicht daran glaubt, dass wir die Formel-1-Saison schon abhaken sollten, ist Marco Tronchetti Provera, der 71jährige CEO von F1-Alleinausrüster Pirelli.
In der Sendung «La Politica nel pallone» des Radiosenders GR Parlamento meint der Mailänder: «Vor einem Jahr stand der erste Saisondrittel im Zeichen von Ferrari, nun hat Mercedes die Nase vorn. Aber ich halte diese WM durchaus nicht für gelaufen.»
Der Spitzenmanager wird natürlich auf die Strafe von Sebastian Vettel im Kanada-GP angesprochen. Provera meint: «Die Strafe obliegt den Verantwortlichen. Als Formel-1-Fan stelle ich mir vor dem Fernseher jedoch die Frage: Wo soll Vettel denn hin? So wie er auf die Bahn zurückkehrte, schien mir das der einzige Weg zu sein.»
«Die Strafe für den Deutschen ändert für mich nichts daran, dass er ein fabelhaftes Rennen gezeigt hat, in einem konkurrenzfähigen Ferrari. Ich finde, Ferrari ist wieder am Aufholen. Und auch wenn der Sieg in Kanada verlorengegangen ist, so war das ein starkes Lebenszeichen aus Maranello.»
Zum jungen Ferrari-Fahrer Charles Leclerc sagt Provera: «Sein Zwischenzeugnis ist mehr als positiv, ich erkenne einen jungen Mann von erstaunlicher Reife, mit grossen technischen Fähigkeiten.»
Auf die Frage, ob er sich Lewis Hamilton eines Tages in einem Ferrari vorstellen könne, antwortet Provera diplomatisch: «Hamilton ist ein grosser Champion, jeder möchte einen solchen Piloten im Team haben. Er hat aber, wie mir scheint, derzeit ein herausragendes Fahrzeug und alle Voraussetzungen, um weiterhin den Ton anzugeben.»
Zu einem früheren Zeitpunkt hatte der Italiener über Ferrari festgehalten: «Ferrari-Siege in der Formel 1 sind gut für alle. Eine Formel 1 ohne ein konkurrenzfähiges Ferrari verliert an Anziehungskraft. Ich weiss ja, dass ich neutral sein sollte. Aber ein siegreiches Ferrari erzeugt in der Formel 1 eine ganz andere Dynamik. Und dann bin ich halt letztlich auch Italiener, ein Ferrari-Sieg geht mir einfach ans Herz.»