Ferrari-Junior Mick Schumacher: 6. Startplatz
Mick Schumacher bezahlt in der Formel 2 Lehrgeld. Aber der Formel-3-Europameister von 2018 lernt schnell dazu. GP-Sieger Johnny Herbert sagt: «Mick hat vor allem beim Reifenmanagement dazugelernt. Zu Beginn der Saison in Bahrain lag er vorne, aber weil er mit seinen Walzen nicht umgehen konnte, fiel er immer mehr zurück. Das ist ihm beim Sprintrennen von Ungarn nicht mehr passiert.» Mick gewann sein erstes Formel-2-Rennen.
Im letzten Saisonteil wollen Mick Schumacher und der Prema-Rennstall bessere Startplätze herausfahren. Wir haben daher mal geschaut, auf welchen Rängen sind der junge Mick 2019 für die Formel-2-Hauptrennen qualifiziert hat. Hier die Liste:
Bahrain: 10. Platz im Qualifying
Baku: 6.
Barcelona: 10.
Monaco: 4.
Le Castellet: 8.
Spielberg: 7.
Silverstone: 13.
Budapest: 4.
Ein ordentliches Auf und Ab also. Für Spa-Francorchamps war aus dem Prema-Lager zu spüren: Ungarn-Sprintsieger Mick Schumacher sollte nun langsam in die Position kommen, regelmässig ein Wörtchen in den Top-5 mitzureden. Rang 4 in Österreich und der Sieg auf dem Hungaroring haben gezeigt: Der Speed dazu ist vorhanden. Mick sagt: «Der Sieg hat gezeigt – die Möglichkeiten waren immer da. Wir mussten es nur schaffen, alle Puzzleteilchen richtig zusammenzusetzen. Und das wollen wir im zweiten Saisonteil regelmässig tun.»
Das Fiese im Qualifying der Formel 2: Keine Zeit für Fehler, wie bei Micks Dreher im freien Training. Die Fahrer hatten nur 30 Minuten Zeit, um ihre zwei Reifensätze zu verfeuern, eine Runde dauert gut zwei Minuten, mit Aufwärmrunde und Auslaufrunde bleibt wenig Raum für Unerwartetes.
Bei Idealbedingungen herrschte von Anfang an Gedrängel auf der Bahn. Jeder Fahrer wusste: «Im besten Fall habe ich zwei gute Gelegenheiten für eine schnelle Runde, im schlechtesten kann ich sie nicht zu Ende fahren oder werde behindert, und damit ist eine gute Zeit dahin.»
Erstes Sorgenkind: Der Wagen von Callum Ilott blieb kurz vor Start und Ziel stehen – rote Flagge! Das war ganz schlecht für alle, die schon auf einer flotten Runde waren: wie Sérgio Sette Camara, Jack Aitken, Nick de Vries oder Louis Delétraz und Honda-Junior Nobuharu Matsushita. Mick Schumacher brach seine Aufwärmrunde ab und fuhr gleich an die Box. Er gehörte also nicht zu jenen Piloten, die eine Runde verloren hatten.
Ilott ging nicht wieder auf die Bahn und wird das Rennen als Letzter aufnehmen müssen. An der Box sagte der Brite: «Irgendetwas mit dem Gaspedal hat nicht gestimmt, vielleicht ein Problem mit einem Sensor. Aber wir müssten wie bei einem Computer alles runter- und dann wieder hochfahren. Das Reglement sagt: Ist der Motor auf der Piste aus, so ist auch das Training aus. Also Feierabend. Ich sage lieber nicht, was ich denke.»
Mit einigen Minuten Verzögerung wurde das Training wieder freigegeben. Nick de Vries fuhr Bestzeit, mit 1:59,357 min, 17 Tausendstel vor Matsushita, Guanyu Zhou und Delétraz. Luca Ghiotto bremste sich selber aus, mit einem Fahrfehler in der Busstop-Schikane. De-Vries-Titelrivale Nicholas Latifi schaffte nur die sechstschnellste Zeit, das konnte Mick Schumacher besser – Fünfter! Seine Zeit von 1:59,492 bedeutete: Nur eine Zehntelsekunde schneller, und er wäre Dritter!
Die Fahrer tauchten an die Box, um sich einen frischen Satz Reifen zu holen. Latifi haderte am Funk über die Balance seines Autos. «Viel zu viel Untersteuern, das war gar nichts.» Auf de Vries fehlten vier Zehntel.
ART machte das ganz clever: Das Team wartete ab, bis der erste Gegner zuckte, da fuhr Nick de Vries – ganz nahe an der Boxenausfahrt positioniert – als Erster auf die Bahn. So kontrolliert man Gegner, so wird man Meister.
Der Niederländer stellte sicher, dass ihn während der Aufwärmrunde keiner überholt, er besass den Vorteil einer freien Bahn. Währenddessen wurde am Renner von Latifi noch immer gearbeitet.
Mick Schumacher steckte im Verkehr, hinter Matsushita und Juan Manuel Correa. Alle Fahrer probierten, sich Raum zu verschaffen. Mick presste sich in der Busstop an Correa vorbei und beklagte sich am Funk über den seiner Meinung zufolge bummelnden Amerikaner.
Die Fahrer wärmten zwei Runden lang ihre weichen Reifen auf, dann gab de Vries Gas: Schneller im ersten Sektor, aber noch schneller war Matsushita, der es geschafft hatte, eine Lücke zu finden. De Vries dann mit Bestzeit im zweiten Sektor, aber dann gelbe Flagge – Sean Gelael in Schwierigkeiten nach einem Dreher, rückwärts in die Pistenbegrenzung eingeschlagen.
Bestzeit für Nick de Vries, vor Sérgio Sette Camara und Jack Aitken, Matsushita verschenkte die Chance auf einen Platz in der ersten Reihe durch einen kapitalen Verbremser in der Busstop-Schikane.
Mick Schumacher konnte seine Runde zu Ende fahren, aber es reichte nur für die sechstschnellste Zeit. Ganz bitter: Die gelbe, dann die rote Flagge wegen Gelael bedeutete – Nicholas Latifi nur auf dem elften Startplatz.
Die Top-10 in Belgien: De Vries vorne, damit weiter vier Punkte gesammelt, vor McLaren-Nachwuchsfahrer Sette Camara, Renault-Zögling Aitken, Honda-Junior Matsushita, dem Westschweizer Louis Delétraz, dann Mick Schumacher vor Nikita Mazepin, Jordan King, Zhou und Luca Ghiotto.