Daniel Ricciardo: «Esteban Ocon ist extrem hungrig»
Daniel Ricciardo geht in seine zweite Saison mit Renault. Die erste war weitgehend zum Vergessen – nur WM-Neunter, das schlechteste Schlussergebnis seit 2013, Platz 4 in Monza als einsames Highlight. Das Leben des Australiers wird 2020 nicht einfacher: Denn an seiner Seite fährt nicht mehr der Pragmatiker und eher unpolitische Nico Hülkenberg, sondern der unbequeme Esteban Ocon. Zwischen dem und seinem damaligen Stallgefährten Sergio Pérez sind bei Force India die Fetzen geflogen. Nun sitzt der 23-Jährige im Renault.
Daniel Ricciardo ahnt, was auf ihn zukommt: «Es ist immer aufregend, einen neuen Stallgefährten zu erhalten. Es liegt an uns, eine gesunde Chemie zu erzeugen, letztlich geht es darum, sich gegenseitig anzustacheln. Ich finde, Esteban bringt eine sehr positive Dynamik mit – er ist jung, er ist extrem hungrig, vor allem auch deshalb, weil er ein Jahr lang keine Rennen bestritten hat. Also schätze ich, dass er danach giert, sich zu beweisen.»
Was die eigene Arbeit angeht, meint der siebenfache GP-Sieger: «Die Tatsache, ein Jahr mit Renault hinter mir zu haben, bedeutet – meine Aufgabe wird einfacher. Ich kenne alle Leute, ich harmoniere mit den Ingenieuren, ich erwarte reibungslose Wintertests. Wir wissen, was unser Auto braucht. Nun wird es an mir liegen, aus dem Cockpit zu berichten. Da ich den RS19 kenne, ist es für mich auch leichter, den RS20 einzuschätzen.»
Welche Ziele hat sich der Strahlemann gesetzt? «Da gibt es schon einige. Vor allem will ich am Sonntag nach einem Rennen die Strecke im Wissen verlassen, dass ich meine beste Leistung gezeigt habe. Ich fühle mich hervorragend. Normalerweise geniesse ich es, im Winter ein wenig auf Distanz zu gehen und frei zu haben. Aber dieses Mal wurde ich recht früh rastlos, also habe ich das Training früher als sonst intensiviert.»
Zurück zu Esteban Ocon. Der WM-Achte von 2017 meint: «Es war von Vorteil, bereits den Abu Dhabi-Test für Renault fahren zu können. Ich kenne noch zahlreiche Mitarbeiter von meiner Arbeit hier 2016, aber gleichzeitig hat sich auch sehr viel getan. Die Dinge ändern schnell in der Formel 1, und Renault ist erheblich gewachsen. Als ich 2019 ins Werk von Enstone zurückkam, musste ich nach dem Weg fragen – ich kannte mich auf dem Gelände nicht mehr aus!»
«Ich hatte das Glück, früh in die Formel 1 zu kommen, also gebe ich mein Comeback mit der Erfahrung von 50 Rennen. Ich will mich ständig verbessern, und Daniel Ricciardo wird eine hervorragende Messlatte sein. Er ist ein unkomplizierter Bursche. Ich will mit ihm zusammen Renault vorwärtsbringen. Das schaffen wir nur, wenn wir uns gegenseitig antreiben und anstacheln – aber dabei auch immer innerhalb gewisser Grenzen bleiben.»