Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Florian König (RTL): Es geht nicht ohne Geisterrennen

Von Mathias Brunner
Florian König (links) mit Timo Glock, Nico Rosberg und Heiko Wasser

Florian König (links) mit Timo Glock, Nico Rosberg und Heiko Wasser

​Florian König, Sportreporter in Diensten von RTL, will die Hoffnung nicht fahren lassen: «Ich finde es im April zu früh, eine Saison abzuhaken. Aber auch ich sehe Geisterrennen als letzte Möglichkeit.»

Der 52jährige Tübinger Florian König hätte in einer Welt ohne SARS-CoV-2 heute von den ersten beiden Trainings zum Grossen Preis von China berichtet und sich dann auf die samstägliche Berichterstattung des Qualifyings von Shanghai International Circuit vorbereitet. Der Formel-1-, Fussball- und Boxsport-Spezialist von RTL kann wie gut die Hälfte der Weltbevölkerung seinen Job nicht oder nur teilweise ausüben – die Menschen sind entschleunigt von einem Virus.

Wie soll es mit der Formel 1 weitergehen? Der frühere FIA-Chef Max Mosley argumentiert, man solle die Saison 2020 knicken. Der Brite hat erklärt: «Mit Abwarten riskiert man, die Lage zu verschlimmern, ohne Sicherheit zu haben, dass man etwas gewinnt.» Natürlich macht sich Florian König grosse Sorgen um die Formel 1, aber er will die Hoffnung nicht aufgeben.

«Der frühere Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone hat so etwas auch schon gesagt», sagt König zur Wortmeldung Mosleys. «Aus wirtschaftlicher Sicht kann ich das nicht abschätzen. Ich glaube aber: Mitte April eine Saison bereits abzuhaken, das ist ein wenig früh. Es gibt ja bereits Überlegungen, die Saison bis in den Dezember oder sogar in den Januar zu strecken.»

«Keiner kann heute sagen, wie sich die Pandemie weiterentwickelt, keiner weiß, wie es mit der Entwicklung von Medikamenten aussieht. Vielleicht ist man da in zwei oder drei Monaten schlauer. Natürlich wird es sehr schwierig, 18 Rennen zustande zu bringen, wie es von Formel-1-CEO Chase Carey erwähnt worden war, aber ich finde, ein paar wenige sind – wenn verantwortbar – besser als gar keine.»
 
So mancher GP-Fan fragt sich: Wenn wir uns die erschreckenden Krankheits- und Todesstatistiken vor Augen führen, vor allem in den für die Formel 1 so wichtigen Rennsportnationen, wenn wir die ganzen Grenzschließungen und Reiseverbote weltweit kennen – wie sollen wir da im Rennsport zu so etwas wie Normalität zurückfinden?
 
Florian König antwortet: «Für die Formel 1 ist dies das größte Problem. Eine global tätige Serie, in welcher Menschen aus der ganzen Welt herumreisen, um Rennen auszutragen, ist momentan nicht denkbar. Ob und wann sich das ändert, ist noch nicht abzusehen. Die Formel-1-Macher denken ja auch daran, auf bestimmten Pisten zwei Mal zu fahren oder Grands Prix nur als TV-Ereignisse zu gestalten; ohne Zuschauer, ohne Medien, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren.»

«Auf alle Fälle sind Geisterrennen in meinen Augen die letzte Möglichkeit, 2020 noch Formel-1-Rennen zu erleben. Und dieses Konzept trifft auch auf andere Sportarten zu. Das will keiner, das ist nicht schön, aber in einer solchen Krise muss man sich eben anpassen und mit deutlich weniger als dem Gewohnten zufriedengeben.»
 
Die Rennställe haben kein Einkommen aus den Preisgeldern der 2020er Grands Prix. Der Formel 1 entgehen Antrittsgebühren der GP-Veranstalter, und bei weniger als 15 Rennen sinkt auch der Erlös aus dem Verkauf von TV-Rechten. Wie wird sich die Krise auf die Königsklasse auswirken und wie muss die Formel-1-Führung diesen Problemen begegnen?
 
Florian König ist sicher: «Die Krise wird nachhaltige und deutliche Auswirkungen auf die Finanzen der Rennställe haben. Dies ist der richtige Zeitpunkt, um das Thema Budgetobergrenze nochmal in aller Gründlichkeit anzugehen und diese Grenze zu senken. Wir dürfen jedoch nicht vergessen: Wenn wir einen Deckel von 100 Millionen einführen, dann werden bei den Rennställen viele Arbeitsplätze wegfallen. Wir reden beim Budgetdeckel also nicht immer von Geld, wir reden auch von Tausenden Arbeitsplätzen, die wegfallen würden.»

«Derzeit ist die Lage einfach so, dass das Einkommen 2020 für die Teams markant dünner ausfallen wird als geplant. Also müssen wir in den kommenden Jahren die Ausgaben verringern, damit ein wirtschaftlich vernünftiger Betrieb aufrechterhalten werden kann. Diese Gespräche laufen, und die Zeit war – in Anführungszeichen – nie so geeignet, um hier eine einheitliche, gesunde Lösung finden.»

Der nächste Formel-1-Lauf findet virtuell statt, erneut kommentiert von Florian König. Das China Rennen vom 19. April wird auf dem YouTube-Kanal der Formel 1 übertragen, dazu auf Twitch, Weibo und Facebook. Darüber hinaus als Livestream auf rtl.de, sport.de, ntv.de sowie auf ORF Sport+ und tvthek.ORF.at

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