MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Spanien: Tourismus erst Ende 2020 wieder erlaubt

Von Günther Wiesinger
Im Februar testete die F1 noch in Barcelona – eine Rückkehr nach Spanien wird in diesem Jahr immer unwahrscheinlicher

Im Februar testete die F1 noch in Barcelona – eine Rückkehr nach Spanien wird in diesem Jahr immer unwahrscheinlicher

In Spanien sollten 2020 ein Formel-1-Rennen und gleich vier GP-Wochenenden der Motorrad-WM stattfinden. Aber der Tourismus und die Einreise von Ausländern wird womöglich erst in sechs Monaten erlaubt.

Während FIA-Chef Jean Todt davon träumt, im Juli wieder Formel-1-GP veranstalten zu können, machen sich die Teams und Veranstalter berechtigte Sorgen wegen der drakonischen Reiseverbote. Ein besorgniserregendes Beispiel: Die spanische Regierung hat die Tourismusbranche, das Gastgewerbe sowie den Kultur- und den Fernverkehrssektor des Landes vor den «enormen Problemen» gewarnt, die auf die Coronavirus-Pandemie zurückgehen. In diesen Wirtschaftsbereichen kann erst zum Jahresende mit einem Ende des Lockdowns gerechnet werden, schilderte die Arbeitsministerin Yolanda Diaz in einem TV-Interview. Für den Produktionssektor wird im Sommer eine Erholung erwartet.

Große Sorgen bereitet den Spaniern der Tourismussektor. Die Finanzministerin und Sprecherin der linken Koalitionsregierung von Ministerpräsident Pedro Sanchez, Maria Jesus Montero, sprach Klartext: «Spanien wird die touristischen Aktivitäten erst wieder aufnehmen, wenn es eine Garantie für außerordentlich sichere Bedingungen gibt, sowohl für unsere Bürger als auch für unsere Besucher», ließ sie gestern bei einer Pressekonferenz verlauten.

Das könnte durchaus bedeuten: Der auf unbestimmte Zeit verschobene Spanien-GP auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya sowie die vier MotoGP-Events in Spanien können 2020 nicht stattfinden.

Die spanische Regierung und die spanischen Behörden machen kein Geheimnis daraus, dass man bei der Öffnung der Grenzen des Landes für ausländische Touristen zum Beispiel sehr genau auf die Herkunft der Besucher achten werde. Auch diese Ansicht wurde von der Finanzministerin Maria Jesus Montero gestern bestätigt. Konkrete Pläne oder Maßstäbe wurden bisher noch nicht dargelegt.

Aber man darf annehmen, dass sich die EU-Länder im Juni genau absprechen werden, wie es der österreichische Bundeskanzler Kurz bereits vor fast 14 Tagen angekündigt hat. Er ließ damals durchblicken: Die Grenzen werden erst geöffnet, wenn ein Impfstoff für alle vorhanden ist. Und das wird nach menschlichem Ermessen bis 2021 dauern, auch wenn einzelne Forscher momentan optimistischere Prognosen wagen.

Fakt ist: Jedes Land wird bis zum Herbst sehr genau abwägen, ob es Touristen oder irgendwelche Berufsgruppen (wie Motorsport-Teams) aus stark betroffenen Ländern ins Land lässt. Dessen sind sich die Italiener längst bewusst, die 16 der 42 GP-Teams in der Motorrad-WM und und dort fast ein Drittel aller GP-Fahrer stellen – nämlich 24. Auch in der Formel 1 sind zwei der zehn Rennställe in Italien zuhause, eines – Alfa Romeo Racing – ist in der Schweiz und sieben in Grossbritannien, wo der Sars-CoV-2-Erreger alleine am gestrigen Freitag 847 Todesopfer gefordert hat.

Mit bisher 20.002 Todesopfern und mehr als 190.000 infizierten Personen (jetzt noch immer 96.040 «active cases») zählt Spanien zu den von der Coronavirus-Pandemie am schwersten betroffenen Ländern der Welt.

Erst im Juni sollen sogar in den schwächer betroffenen europäischen Ländern wie Deutschland, Schweiz und Österreich die Gastronomiebetriebe wieder aufsperren, wenn auch nur unter sehr strengen Maßnahmen (Abstandsregeln, Hygienevorschriften, Einweg-Speisekarten, Maskenpflicht beim Personal usw.). Und wann die Beherbergungsbetriebe wieder öffnen werden, zumindest im Teilbetrieb, steht noch in den Sternen.

Diese Ungewissheiten machen jede sinnvolle Planung für ein Ende oder eine Lockerung des Motorsport-Shutdowns vorläufig nahezu unmöglich. Selbst für Geisterrennen.

Die Virologen, Immunologen und Pandemieforscher haben bisher viel zu wenig zuverlässige Daten. «Wir wissen bisher nicht einmal zuverlässig, ob ein Genesener wirklich gegen den Virus immun ist, geschweige denn ob er es einen Monat lang ist, drei Monate, ein Jahr oder drei Jahre», erklärte gestern der amerikanische Seuchenexperte Dr. Anthony Fauci (79), der schon sieben US-Regierungen beraten hat.

Der gegenwärtige Formel-1-Kalender 2020

05. Juli: Spielberg, Red Bull Ring/A
19. Juli: Silverstone, Silverstone Circuit/GB
02. August: Mogyoród bei Budapest, Hungaroring/H
30. August: Francorchamps, Circuit de Spa-Francorchamps/B
06. September: Monza, Autodromo Nazionale/I
20. September: Singapur, Marina Bay Street Circuit/SGP
27. September: Sotschi, Sochi Autodrom/RUS
11. Oktober: Suzuka, Suzuka Circuit/J
25. Oktober: Austin, Circuit of the Americas/USA
1. November: Mexico City, Autódromo Hermanos Rodríguez/MEX
15. November: São Paulo, Autódromo José Carlos Pace/BR
29. November: Abu Dhabi, Yas Marina Circuit/UAE

Ohne neuen Termin
Shanghai, Shanghai International Circuit/RCH
Melbourne, Albert Park Circuit/AUS
Bahrain, Bahrain International Circuit/BRN
Hanoi, Street Circuit Hanoi/VN
Zandvoort, Circuit Park Zandvoort/NL
Montmeló bei Barcelona, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
Aserbaidschan, Baku City Circuit/AZ
Montreal, Circuit Gilles Villeneuve/CDN
Le Castellet, Circuit Paul Ricard/F

Abgesagt
Monte Carlo, Circuit de Monaco/MC

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