Ungarn: Hamilton 1., Norris verletzt, Vettel Sechster
McLaren-Fahrer Lando Norris muss derzeit gewaltig auf die Zähne beissen. Der Sensations-Drittplazierte des WM-Auftakts auf dem Red Bull Ring hatte sich am zweiten Rennwochenende auf dem Red Bull Ring über Schmerzen in Brust und Rücken beklagt und überstand die Action im Rahmen des Steiermark-GP nur mit Schmerzmitteln.
Nach dem zweiten Rennen in Österreich besuchte der 20-Jährige in England einen Spezialisten. «Es geht mir etwas besser», sagt der gegenwärtige WM-Dritte. «Wir konnten ergründen, wo das Problem liegt. Das wird sich nicht von heute auf morgen lösen. Es handelt sich um Prellungen, die durch die ganzen Schläge entstanden sind, die du in einem GP-Renner aushalten musst. Vom monatelangen Pausieren zu einem kompletten Wochenende mit vielen, vielen Runden, das war ein grosser Schritt. Weil ich im Corona-Lockdown so viel trainiert und Muskelmasse zugelegt habe, passte das alles nicht mehr genau. Wir haben auch am Sitz gearbeitet und an meiner Position zum Lenkrad.»
McLaren-Teamchef Andreas Seidl schmunzelt: «Das Wichtigste ist, dass ihm der ganze Rennstall die Liebe beweist. Scherz beiseite – er hat Spezialisten um sich herum, die ihm durch das vergangene Wochenende geholfen haben. Dank der Muskelbehandlungen, dank ein paar Tagen Pause und dank Änderungen am Sitz gehe ich davon aus, dass er am kommenden Wochenende keine Beschwerden mehr haben sollte.» Jedenfalls ging Norris als erster Fahrer auf die Bahn, am McLaren der neue Doppel-T-Flügel, zusätzliche Flügel-Elemente am Rücken der abfallenden Motorverkleidung, unmittelbar vor den Heckflügelstreben. Red Bull Racing fährt in Ungarn mit dem Heckflügel für maximalen Abtrieb, samt anders geformter Endplatten.
Die Teams hatten jedes Interesse daran, viele Runden zu drehen: Die Regenwahrscheinlichkeit betrug fürs erste Training 50 Prozent. Norris berichtete gleich zu Beginn der 90 Minuten von einigen Tropfen. Lufttemperatur: klamme 18 Grad. Asphalt: 25 Grad.
Reihenfolge nach 30 Minuten: Hamilton vor Bottas vor Verstappen, wie der Zieleinlauf beim Steiermark-GP. Gar nicht auf der Bahn: AlphaTauri-Fahrer Pierre Gasly, die Honda-Techniker hatten in den Daten eine Anomalie entdeckt, der Wagen des Franzosen wurde zerlegt.
Alfa Romeo-Reservist Robert Kubica drehte sich in der ersten Kurve, mit zu kalten Reifen und nach einer Unachtsamkeit, wie der Pole über Funk sofort zugab. Der WM-Vierte von 2008 konnte mit unbeschädigtem Wagen weiterfahren. Er ersetzte im ersten Training Kimi Räikkönen. Alfa Romeo-Teamchef Fred Vasseur will Kubica so oft als möglich im ersten Training einsetzen, um mehr über den Rennwagen zu lernen.
Die Fahrer taten sich mit der kalten Pistenoberfläche schwer: Selbst Lewis Hamilton liess am Ende der Start/Ziel-Geraden beide Vorderräder verrauchen.
Max Verstappen brach einen Dauerlauf mit mittelharten Pirelli-Reifen auf, weil es zwischendurch mehr zu nieseln begann. Der Niederländer monierte auch die Fahrbarkeit seines Motors.
So richtig zu regnen begann es freilich nicht, die Fahrer konnten weiter mit profillosen Slicks fahren. Nach einer Stunde hielt WM-Leader Bottas die Bestzeit, eine Zehntelsekunde vor Hamilton, eine halbe Sekunde dahinter Racing Point-Fahrer Sergio Pérez. Kurz darauf ruinierte Pérez einen Satz der weichen Pirelli-Walzen mit einem gewaltigen Verbremser in Kurve 1.
Lewis Hamilton fuhr auf harten Pirelli eine Runde von 1:16,0 min. Das muss der Konkurrenz Kopfschmerzen bereiten, denn sie kamen auf weicheren Pirelli-Mischungen nicht an eine solche Zeit heran.
Die schnellsten Zehn auf dem Hungaroring: Weltmeister Lewis Hamilton vorne, dann WM-Leader Bottas, die beiden Racing Point-Fahrer Pérez und Stroll, Renault-Fahrer Daniel Ricciardo, Ferrari-Star Sebastian Vettel, Charles Leclerc, Max Verstappen (im Verkehr aufgehalten), Norris und Esteban Ocon im zweiten Renault.