Niederlande-GP: Max Verstappen gewinnt Heimspiel!
Max Verstappen legte den Grundstein für den Heimsieg in Zandvoort bereits beim Start
Die Stimmung auf den Tribünen war ausgelassen, als sich Max Verstappen auf den Weg zur Zandvoort-Startaufstellung begab. Der Red Bull Racing-Star wurde vom Jubel seiner Landsleute begleitet, die viele Rauchbomben zündeten, sodass sich ein orangener Nebel über den Zuschauerrängen und Teilen der Strecke bildete.
Die Fahrer hatten für die enge und kurze Boxengasse einen Verhaltenskodex bekommen, um zu verhindern, dass einer der Piloten beim Stopp durch den Nachbarn aufgehalten wird. Kein Verhaltenskodex gab es für die beiden WM-Spitzenreiter Verstappen und Lewis Hamilton, die sich die erste Startreihe teilten und die ganze Aufmerksamkeit auf sich zogen.
Schliesslich hatte es beim letzten Mal, als sich die beiden Titelrivalen an der Spitze der Startaufstellung nebeneinander aufgereiht hatten, geknallt – in Silverstone war Verstappen ausgefallen, während Hamilton sein Heimspiel hatte gewinnen können. Für das Heimrennen des Niederländers erwartete Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff dennoch keinen Zwischenfall, wie er nach dem Qualifying betonte.
Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner erklärte mit Blick auf die Tatsache, dass auch Hamiltons Teamkollege auf Startplatz 3 auf seine Chance an der Spitze lauerte: «Sie haben natürlich mehr strategische Möglichkeiten, und da ist es schwer, alles abzudecken. Wir wissen aber, wer unser Hauptgegner ist und die richtige Strategie wird entscheidend sein.»
Von Pierre Gasly aus dem Red Bull-Schwesternteam AlphaTauri, der von Position 4 losfahren darf, wünscht sich der Brite: «Er macht einen super Job und das Beste, was er für uns machen kann ist, sich zwischen die beiden Mercedes zu schieben, denn das würde sie bei ihren strategischen Möglichkeiten einschränken. Hier wird es sicher schwierig, einen Gegner zu überholen, deshalb wird die richtige Strategie entscheidend sein.»
Rauchzeichen von Daniel Ricciardo
Die dritte Reihe teilten sich die beiden Ferrari-Stars Charles Leclerc und Carlos Sainz, Antonio Giovinazzi, Esteban Ocon, Fernando Alonso und Daniel Ricciardo komplettierten die Top-10 der Startaufstellung vor George Russell, Lance Stroll, Lando Norris, Yuki Tsunoda, Sebastian Vettel, Robert Kubica, Mick Schumacher und Nikita Mazepin. Aus der Boxengasse starteten Sergio Pérez, der es ohnehin nicht über den 16. Platz hinaus geschafft hatte, und Nicholas Latifi, der im Qualifying einen Crash produziert hatte.
An der Spitze der Startaufstellung machte Verstappen alles richtig und sicherte sich bereits auf der ersten Runde einen Vorsprung von mehr als 1,8 Sekunden auf seinen ersten Verfolger Hamilton. Bottas, Gasly, Leclerc, Sainz, Alonso, Ocon, Ricciardo und Giovinazzi folgten auf den weiteren Positionen.
Schon auf der zweiten Runde bekundete Ricciardo Probleme. Russell, der hinter dem Australier und Giovinazzi unterwegs war, erklärte am Funk: «Ricciardo raucht und verliert Öl.» Bereits vor dem Start hatte der McLaren-Pilot Rauchzeichen abgegeben. Aber vorerst konnte er im Rennen bleiben, sein Team schien auch nicht allzu beunruhigt, als es den GP-Star anwies, ein paar Einstellungen am Lenkrad vorzunehmen.
In der fünften Runde lautete die Reihenfolge Verstappen vor Hamilton, Bottas, Gasly, Leclerc, Sainz, Alonso, Ocon, Ricciardo, Giovinazzi, Russell, Stroll, Norris, Tsunoda, Vettel, Kubica, Mazepin, Pérez, Latifi, Schumacher, der schon an die Box abbog, um sich einen neuen Frontflügel zu holen, nachdem er sich diesen beim Start offenbar abgefahren hatte.
Zuvor hatte sich der Deutsche mit seinem Teamkollegen angelegt, der die Tür zuwarf, wodurch es beinahe zur Kollision gekommen wäre. Bei den beiden Haas-Piloten hatte schon nach dem Qualifying dicke Luft geherrscht, weil sich der Russe im Abschlusstraining von seinem Stallgefährten falsch behandelt gefühlt hatte.
Schneller Stopp und Dreher von Sebastian Vettel
Auch Pérez bog früh an die Box ab, weil er sich seine Reifen plattgebremst hatte. Der Red Bull Racing-Pilot kam auf der zweitletzten Position wieder auf die Piste. Nur Schumacher, der bereits überrundet worden war, lag hinter dem Mexikaner.
Vettel war der Nächste, der die Box besuchte, er tat es in der elften Kurve und musste sich nur 2,3 sec gedulden, bevor er auf frischen weichen Reifen weiterfahren durfte, gegen die er seine harten Gummis ausgetauscht hatte. So schnell lief der erste Stopp weder bei Spitzenreiter Verstappen (2,7 sec Wartezeit), noch bei seinem ersten Verfolger Hamilton (3,6 sec) ab.
Der WM-Leader bog in Runde 21 als Erster der Beiden an die Box ab, Verstappen tat es ihm einen Umlauf später gleich, womit Bottas das Rennen anführte. Während Verstappen in den folgenden Runden den Rückstand auf den Finnen verringerte, arbeitete sich sein Teamkollege Pérez mit guten Manövern durchs Feld. In der 25. Runde lag bereits auf Position 14.
In Runde 31 schnappte sich der Lokalmatador den Mercedes-Spitzenreiter und übernahm unter frenetischem Jubel die Führung. Bottas machte Platz für seinen Teamkollegen, der die Lücke zu Verstappen deutlich hatte verringern können, dennoch eilte Verstappen gleich davon und vergrösserte den Vorsprung gleich auf 1,5 sec.
«Der hat so Glück mit dem Verkehr», sagte Hamilton über denn Spitzenreiter, was für Belustigung bei den Zuhörern sorgte. Schliesslich hatte Bottas den Red Bull Racing-Star zwei Runden lang aufgehalten. Kein Glück hatte Russell, der eine 5-sec-Zeitstrafe kassierte, weil er in der Boxengasse zu schnell unterwegs gewesen war.
In Runde 35 bog Giovinazzi zum zweiten Stopp an die Box ab, dies tat er, weil er einen Plattfuss hatte. Auch Schumacher hatte zwei Runden zuvor bereits zum zweiten Mal die Box angesteuert. Der Deutsche war auf dem letzten Platz unterwegs, Giovinazzi kam nach seinem Stopp auf Position 18 raus. Vor dem Italiener kämpfte Vettel, der in der dritten Kurve einen halben Dreher hinlegte und Glück hatte, dass der hinter ihm folgende Bottas ausweichen konnte.
Jagd auf die schnellste Runde
Die beiden Titelanwärter an der Spitze stoppten in der 40. und 41. Rennrunde, Norris bog in Umlauf 44 zum ersten Mal an die Box ab. Sechs Runden später war das Rennen für Tsunoda gelaufen. Der Japaner musste seinen Renner auf Anweisung des Teams an der Box abstellen und gesellte sich damit zu Mazepin, der zuvor schon ausgefallen war.
Sehr viel besser lief es für Pérez, der nach seinem zweiten Stopp Russell überholte und damit die elfte Position übernahm. Hamilton beschwerte sich über die Reifenwahl seines Teams, kam aber angesichts seiner Rundenzeiten nicht schlecht damit zurecht.
Auch Pérez fühlte sich wohl und schnappte sich als nächsten Gegner Ricciardo, womit der 31-Jährige aus Guadalajara wieder auf Punktekurs war. Doch damit begnügte er sich nicht, fünf Runden vor dem Fallen der Zielflagge schnappte er sich Platz 9 von Norris.
In den letzten Runden sorgte die Zeitenjagd der Mercedes-Piloten nach der schnellsten Rennrunde für Aufregung, während Russell an die Box abbog und seine Zeitstrafe absass, womit er zurückfiel. Verstappen durfte sich über seinen 17. GP-Sieg auf heimischem Boden freuen. Er teilte sich das Podest mit Hamilton und Bottas. Hamilton durfte sich auch über den Extra-Punkt für die schnellste Rennrunde freuen.
Niederlande-GP, Zandvoort
01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16B-Honda, 1:30:06,249 h
02. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W12, +20,932 sec
03. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W12, +56,420
04. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT02-Honda, +1 Runde
05. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF21, +1 Runde
06. Fernando Alonso (E), Alpine A521-Renault, +1 Runde
07. Carlos Sainz (E), Ferrari SF21, +1 Runde
08. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB16B-Honda, +1 Runde
09. Esteban Ocon (F), Alpine A521-Renault, +1 Runde
10. Lando Norris (GB), McLaren MCL35M-Mercedes, +1 Runde
11. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren MCL35M-Mercedes, +1 Runde
12. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR21-Mercedes, +1 Runde
13. Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR21-Mercedes, +2 Runden
14. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo C41-Ferrari, +2 Runden
15. Robert Kubica (PL), Alfa Romeo C41-Ferrari, +2 Runden
16. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43B-Mercedes, +2 Runden
17. George Russell (GB), Williams FW43B-Mercedes, Out, Getriebe
18. Mick Schumacher (D), Haas VF-21-Ferrari, +3 Runden
Out
Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT02-Honda, Motor
Nikita Mazepin (RUS), Haas VF-21-Ferrari, Hydraulik
WM-Stand nach 13 von 23 Rennen
Fahrer
1. Verstappen 224.5 Punkte
2. Hamilton 221.5 Punkte
3. Bottas 123
4. Norris 114
5. Pérez 108
6. Leclerc 92
7. Sainz 89.5
8. Gasly 66
9. Ricciardo 56
10. Alonso 46
11. Ocon 44
12. Vettel 35
13. Tsunoda 18
14. Stroll 18
15. Russell 13
16. Latifi 7
17. Räikkönen 2
18. Giovinazzi 1
19. Schumacher 0
20. Mazepin 0
21. Kubica 0
Teams
1. Mercedes 344.5
2. Red Bull Racing 332.5
3. Ferrari 181.5
4. McLaren 170
5. Alpine 90
6. AlphaTauri 84
7. Aston Martin 53
8. Williams 20
9. Alfa Romeo 3
10. Haas 0