Sebastian Vettel: Falsche Strategie, Rang 2 futsch
Nico Rosberg und Sebastian Vettel auf dem Siegerpodest
Suzuka ist nicht Singapur. Was Sebastian Vettel – Sieger in der Nacht von Singapur – vor einer Woche geahnt hatte, ist in Japan eingetreten: Mercedes ist wieder das Mass der Dinge, das Schwächeln der Silberpfeile war ein Ausreisser.
Vettel hat jedoch seine tolle Serie fortgeführt: Seit 2009 ist er in Suzuka immer auf dem Siegerpodest aufgetaucht: Sieger 2009 mit Red Bull Racing, Sieger 2010, Dritter 2011, Sieger 2012, Sieger 2013, Dritter 2014 und nun erneut Dritter beim ersten Japan-Auftritt als Ferrari-Fahrer.
Nach dem Rennen sagt der Heppenheimer: «Kurz nach dem Kreuzen der Ziellinie ist man vielleicht, hm, ich würde nicht sagen enttäuscht, aber Rang 2 war in Reichweite. Vielleicht haben wir bei der Strategie unterschätzt, wie stark Nico auf der Auslaufrunde mit neuen Reifen sein würde. Er hatte da einen irren Speed. Wir hätten rückblickend vielleicht eine Runde früher reinkommen müssen, aber mit hätte, wenn und aber kannst du dir nichts kaufen. Unterm Strich hat Ferrari mit den Rängen 3 und 4 ein gutes Ergebnis erzielt.»
«Ich würde nicht behaupten, dass wir von Nico überrumpelt worden sind. Wir wollten ja eigentlich schon reinkommen, aber wir haben dann beschlossen – mit diesem Abstand können wir es uns erlauben, noch eine Runde zu warten. Der Unterschied hat dann Rosberg selber gemacht. Nico war dann mit den neuen Reifen einfach schneller unterwegs als wir erwartet hatten. Wir dachten, die zwei Sekunden Lücke würden für uns reichen. Aber dem war nicht so.»
«Mercedes war schon das ganze Wochenende über das bessere Auto, also war es nicht logisch anzunehmen, dass zum Schluss des Rennens von mir noch der grosse Sturmlauf kommt. Trotzdem ist das ein super Ergebnis für Ferrari.»
Was ist von den Roten noch zu erwarten? Vettel meint: «Russland ist eine etwas seltsame Strecke. Es ist schwer zu sagen, wem die liegt oder eben nicht liegt. Wir können noch richtig Gas geben und machen in jedem Rennen Attacke. Mal gucken, was dabei herauskommt.»
«Nach dem verregneten Freitagtraining war es für alle ein Blindflug, wie lange die Reifen wohl im Dauerlauf halten würden. Wir haben im ersten Rennteil dann gemerkt – wir liegen da im Durchschnitt. Wir waren nicht die Besten, aber wir waren sicher auch nicht die Schlechtesten. Lewis vorne konnte einfach konstantere Runden fahren. Wir sind zum Schluss ein wenig eingebrochen, aber immer noch schneller als die Williams.»
«Im zweiten Renndrittel war der Speed gut, aber dann haben wir uns wie gesagt mit Nico ein wenig verschätzt. Nachher bist du immer schlauer. Normalerweise tut sich der Verfolger immer ein wenig schwerer, diese Karte hätten wir heute ausspielen müssen, aber das hat halt eben nicht geklappt.»
Rein mathematisch können nach dem Japan-GP nur noch drei Fahrer Formel-1-Champion 2015 werden: Lewis Hamilton (277 Punkte), Nico Rosberg (229) oder Sebastian Vettel (218). Vettel zu den Titelaussichten: «Es ist so lange nicht vorbei, bis es nicht mehr möglich ist. Was für eine Art Rennfahrer wäre ich, würde ich nicht an meine Chance glauben? Aber einfach ist es nicht, einfach weil Mercedes in diesem Jahr so stark ist. Als Realist würde ich sagen: der Titelgewinn wird ganz, ganz schwierig. Aber träumen darf man immer.»