Formel 1 im TV: Wird Mercedes boykottiert?
Stoff für die Gerüchteköche: Lewis Hamiltons Boxenstopps waren nicht zu sehen
Nach der schwachen Leistung von Singapur meldeten sich die Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg im Japan-GP wieder an der Spitze zurück. Rosberg eroberte im Qualifying die Pole-Position, Hamilton sicherte sich nach einem harten Manöver in der ersten Runde die Führung und schliesslich den Rennsieg.
Trotzdem waren die Silberpfeile während des Qualifyings und Rennens nur selten im Bild zu sehen. Das fiel auch Niki Lauda auf, und der Mercedes-F1-Vorstandsvorsitzende erklärte auf Nachfrage der Kollegen von Sky Sports F1: «Keine Ahnung, warum das so war, auch ich fand es ziemlich seltsam, dass selbst die Boxenstopps nicht zu sehen waren. Wir haben Lewis nur gesehen, wie er die Box wieder verliess.»
Tatsächlich: Die Auswertung des Kollegen vom Formel-1-Blog f1broadcasting.wordpress.com ergab: Die Silberpfeile waren im knapp eineinhalb Stunden dauernden Rennen insgesamt bloss 5 Minuten und 56 Sekunden prominent im Bild zu sehen – die Startwiederholung mit einberechnet! Am längsten waren die Silberpfeile auf der letzten Runde im Bild zu sehen: Hamilton war eine Minute und 10 Sekunden im Bild, als er seinen 41. Sieg eroberte.
Auch beim Startmanöver von Hamilton an Rosberg waren die Mercedes-Renner mit 55 sec relativ lange im Bild. Die On-Board-Aufnahmen, die nach dem Rennen von vielen TV-Sendern ausgestrahlt wurden, gab es während der Live-Übertragung jedoch nicht zu sehen. Auch im Qualifying wurden die schnellsten Runden von Rosberg und Hamilton in den ersten zwei Qualifying-Abschnitten nicht ausgestrahlt.
Lauda rätselte: Vielleicht wurde der Kerl, der normalerweise Regie führt, durch jemanden ersetzt, der noch nie eine GP-Übertragung geleitet hat – ich weiss es nicht. Das müssen wir rausfinden, ich werde aber sicher mit Bernie (Ecclestone, Anm.) darüber reden und ihn fragen, was das soll. Und ich bin überzeugt, dass er mir eine Antwort darauf geben wird.»
Obwohl die Regie ganz allgemein sehr dürftig ausfiel, sind einige Formel-Experten überzeugt, dass eine klare Absicht dahintersteckt. Besonders kreative Gerüchteköche witteren einen versuchten Boykott, um Mercedes dazu zu zwingen, Konkurrent Red Bull Racing mit Motoren auszurüsten.
Demnach soll Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone mit der wertvollen TV-Präsenz Druck auf die Führungsriege der Silberpfeile machen, die sich kürzlich gegen eine Zusammenarbeit mit Red Bull Racing gestellt hat.
Red Bull-Besitzer Didi Mateschitz hat klar betont: Sollten seine Teams keine konkurrenzfähigen Aggregate bekommen, steigt er aus der Formel 1 aus. Damit würde die Königsklasse auf einen Schlag zwei wichtige und finanziell gesunde Teams verlieren, was sicher nicht im Sinne von Ecclestone ist. Der 84-jährige Brite soll denn auch hinter den Kulissen eifrig mithelfen, einen Motorendeal für Red Bull auf die Beine zu stellen.