Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Beschwerde Sauber und Force India: EU-Recht verletzt?

Von Mathias Brunner
​Force India und Sauber haben in Brüssel eine formelle Beschwerde eingereicht. Die beiden Rennställe wollen wissen, ob die Verträge in der Formel 1 nicht möglicherweise EU-Rechte verletzen.

Anneliese Dodds, Mitglied des Europa-Parlaments, hat im vergangenen Juli Force India besucht. Die 37jährige gebürtige Schottin ist in Formel-1-Kreisen berüchtigt. Denn sie hat im Frühling der Dänin Margrethe Vestager einen Brief mit heissem Inhalt geschrieben. Dodds wollte damals von der EU-Kommissarin für Wettbewerb wissen, ob bei den geschäftlichen Strukturen in der Formel 1 nicht möglicherweise EU-Recht verletzt werde.

Der Grund, wieso Dodds auf das Thema aufmerksam wurde: die beiden 2014 in Konkurs geratenen Rennställe Marussia und Caterham lagen in ihrem südostenglischen Wahlkreis. Sie ist der nicht abwegigen Idee, dass einer der Gründe für den Niedergang der Rennställe die Verteilung des Geldes im Formel-1-Sport sei.

Dodds sagte nach dem Besuch bei Force India: «Seit dem Kollaps von Marussia und Caterham, habe ich Bedenken, was die Formel 1 angeht. Der Konkurs bedeutete nicht einfach vier Autos weniger in der Startaufstellung. Es bedeutete hunderte von hochqualifizierten Fachkräften ohne Job und mit unsicherer Zukunft. Daher habe ich das Thema in Brüssel einige Male auf den Tisch gebracht – um zu sehen, ob man das vielleicht etwas genauer unter die Lupe nehmen müsste.»

«Der zuständige Kommissar hat mir klar gemacht, dass sie so lange nicht handeln kann, bis eine formelle Beschwerde der Teams selber vorliegt. Wenn es also Rennställe gibt, die finden, das wäre der richtige Weg, dann sollten sie den beschreiten.»

Vijya Mallya (Force India), Monisha Kaltenborn (Sauber) und Gérard Lopez (Lotus) haben als Vertreter kleinerer Rennställe wiederholt die ihrer Meinung nach ungerechte Geldverteilung in der Formel 1 angeprangert. Auch mit der Entscheidungsfindung sind sie unzufrieden – in der so genannten Strategiegruppe der Formel 1, in welcher die Weichen für das künftige Reglement gestellt werden, sind gar nicht alle Rennställe vertreten.

Nun sind Mallya und die gelernte Anwältin Kaltenborn offenbar aktiv geworden. Wie die Londoner «Times» berichtet, haben Force India und Sauber in Brüssel eine formelle Beschwerde eingereicht. Ein Sauber-Sprecher bestätigt auf Anfrage von SPEEDWEEK.com das Vorgehen des Rennstalls.

Force India lässt verlauten: «Sahara Force India ist eines von zwei Teams, das eine Beschwerde bei der Europäischen Union eingereicht hat. Wir stellen die Führung der Formel 1 in Frage und wollen aufzeigen, dass der Verteilschlüssel des Geldes und die Entscheidungsfindung bei den Regeln unfair und widerreichtlich sind. Vor dem Hintergrund anhaltender rechtlicher Gespräche wäre es jedoch unangemessen, einen weiteren Kommentar abzugeben.»

Es dürfte Wochen, wenn nicht Monate gehen, bis bei der EU entschieden ist, ob die Grundlage für eine Untersuchung gegeben ist. Wie lange eine solche Untersuchung dauern würde, ist völlig unklar.

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