Fernando Alonso: Lauschangriff auf McLaren-Honda-Star
Fernando Alonso
Der Sprechfunk hat in den letzten Monaten viel zu reden gegeben. Die zahlreichen Anweisungen der Rennställe an ihre Fahrer haben bei vielen Fans den Eindruck erweckt: In der Formel 1 fahren nur noch ferngesteuerte Marionetten. Natürlich ist das falsch. Der Autoverband FIA hat jedoch Schritt um Schritt die Informationsflut für die Fahrer eingedämmt.
Charlie Whiting, der Sicherheitsdelegierte der Formel 1, sagte uns in Australien zum Thema Funk: «Ohne jetzt nochmals Punkt für Punkt aufzuzählen: Wir wollen mit der Beschränkung des Funkverkehrs erreichen, dass der Fahrer selber fährt und nicht erzählt bekommt, was er tun soll.»
Auf die Frage, ob das nicht der TV-Show abträglich sein, immerhin vermitteln viele Funksprüche genau das, was Fans erleben möchten, Emotionen, sagte Whiting: «Das glauben wir nicht. Wir hatten mehr Beschwerden von Fans, die fanden – die Piloten von heute sind doch einfach ferngesteuert. Und die Emotionen bleiben: Die Fahrer dürfen noch immer einen Gegner einen Idioten nennen. Wir beschränken nur die Infos von den Technikern an die Fahrer.»
Bei Fernando Alonso hören die TV-Spezialisten von Formula One Management (FOM), die für das Weltsignal verantwortlich sind, ganz genau hin. Der Spanier äussert sich immer wieder feurig über Rivalen. Unvergesslich auch, wie er in Japan 2015 über seinen Honda-Motor schimpfte: «GP2-Motor! GP2!» knurrte er damals in den Funk – vor versammelter Chefetage von Honda in Suzuka.
Nun aber wird Alonso die Aufmerksamkeit ein wenig zu bunt. Als ihm seine McLaren-Truppe klarmachte, dass er keine Chance mehr haben würde, sich zu verbessern (rote Flagge in Q2 wegen des verlorenen Rads am Force India von Nico Hülkenberg), war die Frustration des Asturier unüberhörbar: «Aarrrrrrrgh!»
Später sagte Alonso mit hörbarer Ironie in der Stimme: «In den letzten fünf Jahren war von mir am Funk eigentlich nicht viel zu hören. Aber in jüngerer Vergangenheit scheine ich sehr attraktiv geworden zu sein. Aber auf der anderen Seite gibt es noch sehr viel mehr, was zum Glück nicht über die Sender gegangen ist. Der Respekt von FOM ist also offenbar noch da.»
Über sein Knurren am Funk in China sagt McLaren-Fahrer Alonso: «Ich war wirklich sehr frustriert. Jenson und ich hatten eine erstklassige Chance, unter die besten Zehn zu kommen, und diese Chance wurde uns genommen.»