Kritik am Kopfschutz: Von «eigenartig» bis «hässlich»
Nicht nach jedermanns Geschmack: Die Kopfschutz-Lösung von Red Bull Racing
Die Halo-Alternative von Red Bull Racing kommt nicht bei allen Formel-1-Experten gut an. Zu den schärfsten Kritikern gehört Paddy Lowe. Der Technikchef von Weltmeister Mercedes ist mit seiner Meinung aber nicht alleine.
Am Trainingsfreitag in Sotschi drehte Red Bull Racing-Pilot Daniel Ricciardo erstmals eine Runde mit dem von Design-Genie Adrian Newey ertüftelten Kopfschutz-System. Obwohl der Australier nach nur einer Runde wieder in die Box abbog, war die Aufregung gross. Denn nicht alle Teammitglieder und Formel-1-Experten begrüssen die Bemühungen, den Cockpit-Bereich für die Fahrer sicherer zu gestalten.
Macht die Gefahr den Reiz aus?
So klagte etwa Ex-GP-Pilot und Sky Sports F1-Experte Johnny Herbert: «Es sieht zwar besser aus als gedacht, aber ich bleibe skeptisch, denn ich will sehen, wie sich die Helme der Fahrer bewegen. Das ist mit diesen Schutzsystemen schwierig.»
Der 51-jährige Formel-1-Star weiss aber auch: «Die Sicherheit wurde immer weiter erhöht und diese Entwicklung muss natürlich so weitergehen. Deshalb muss man über solche Dinge nachdenken. Ich bin da aber mehr auf der Seite von Stirling Moss, der sagte, die Formel 1 verliere mit der Gefahr auch ein grosses Stück an Attraktivität.»
Herbert gesteht: «Die Gefahr macht schon auch den Reiz aus, das war zumindest in meinem Fall so. Ich war fasziniert davon, ständig das Limit zu suchen und gleichzeitig zu wissen, dass es richtig schiefgehen kann, wenn man darüber liegt. Diese besondere Herausforderung hat mich angezogen.»
Und der 161-fache GP-Pilot fragt: «Wollen wir wirklich die wesentlichen Merkmale der Formel 1 verändern? Das offene Cockpit ist ein Hauptmerkmal der Königsklasse, deshalb überzeugt mich die Red Bull-Lösung auch nicht, obwohl sie deutlich besser aussieht als das Halo-System.»
Bemühungen sind verständlich
Noch klarere Worte findet Mercedes-Technikchef Paddy Lowe. Der Brite sagt trocken: «Ich bin ein grosser Befürworter von der Idee, in dieser Hinsicht etwas zu unternehmen. Aber ich finde diese spezielle Lösung hässlich. Wir sollten aber auf jeden Fall weiter an einer Lösung arbeiten und Mercedes wird das auch tun. Ich bin überzeugt, dass Handlungsbedarf besteht.»
Der frühere GP-Pilot und heutige DTM-Fahrer Timo Glock formulierte seine Kritik weitaus diplomatischer: «Ich habe ja ein Dach über dem Kopf bei der DTM, insofern ist das nichts Neues für mich. Aber an diesen Autos sieht es schon eigenartig aus. Ich weiss nicht. Das ist wohl etwas, das die Fahrer entscheiden müssen, denn es geht um ihre Sicherheit.»
Doch auch der 34-jährige Deutsche weiss: «Für mich sieht es schon sehr schräg aus. Aber andererseits hatten wir auch Zwischenfälle in der Vergangenheit, die einen dazu zwingen, wenigstens über solche Dinge nachzudenken.»